Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
mal ein erfreulicher Anblick«, meinte Ahlyn Symkyn, den Blick fest auf die schier endlose Reihe charisianischer Galeonen gerichtet, die nach und nach in die Malphyra Bay einschwenkten.
»Jawohl, Sir«, bestätigte der junge Mann, der respektvoll einen halben Schritt hinter Symkyn stand. Doch es war nicht die automatische, höfliche Zustimmung, die man von einem jungen Adjutanten erwarten würde. Vielmehr war es echte, aus tiefstem Herzen empfundene Zustimmung – was Symkyn nicht entging.
»Sind die Füße schon müde, Bynzhamyn?«, erkundigte er sich, ohne den Blick von den braungrauen, wettergegerbten Segeln abzuwenden.
»Weniger die Füße als andere Teile meiner Anatomie, Sir«, erwiderte Captain Wytykair ernsthaft. »Auch wenn ich durchaus zu schätzen weiß, nicht die ganze Strecke laufen zu müssen, muss ich doch zugeben, dass die Vorstellung durchaus etwas für sich hat, jetzt eine Weile auf etwas zu sitzen, was sich nicht unablässig unter mir bewegt.«
»Waren Sie schon einmal auf See?«
»Also … nein, Sir, war ich bislang noch nie.«
»Ich verstehe. Na, dann hoffe ich, dass Sie einen hinreichend großen Vorrat an Güldenbeeren mitgebracht haben.«
Der General brauchte nicht einmal zu seinem blonden Adjutanten hinüberzuschauen, um genau zu wissen, dass dessen Miene nun zweifellos Besorgnis verriet. Güldenbeere war das Allheilmittel schlechthin gegen Übelkeit … insbesondere gegen Seekrankheit.
»Rechnen Sie mit einer sehr rauen Überfahrt, Sir?«, erkundigte sich Wytykair nach kurzem Schweigen. Der General legte die Hand vor die Augen und betrachtete die Galeonen noch aufmerksamer.
»Um diese Jahreszeit? Wenn wir die Sturmpassage und die Markovianische See durchqueren müssen?« Er schüttelte den Kopf und sprach mit nachgerade grimmiger Stimme weiter. »Die Hälfte der Jungs wird sich schon die Seele aus dem Leib kotzen, bevor der Hafen auch nur fünf Meilen achteraus liegt!«
»Ich verstehe, Sir.«
Als er Wytykairs Stimme hörte, zuckten Symkyns Mundwinkel. Er schätzte den noch erstaunlich jungen Mann sehr, obwohl dieser aus deutlich besseren Kreisen stammte als Symkyn selbst. Ebenso wie viele andere Offiziere aus der alten Royal Chisholmian Army war Symkyn auf der Karriereleiter sehr gemächlich aufgestiegen. Er hatte sich letztendlich auch das Abzeichen des goldenen Schwertes an seinem Kragen, das ihn als General auszeichnete, auf die harte Tour verdient. Während seiner Militärzeit – die mittlerweile schon ein Vierteljahrhundert andauerte – hatte Symkyn es mit mehr hochwohlgeborenen Rotznasen zu tun bekommen, als er zählen konnte. Wytykair aber war anders als jeder von denen. Doch zugleich war dieser junge Bursche auch nicht ganz so welterfahren, wie er andere gern glauben machte, und hin und wieder …
»Ich denke, wir können gleich morgen früh die Männer einschiffen«, fuhr Symkyn fort. »Das hoffe ich zumindest. Die Vorstellung, Seine Durchlaucht sitzt mit nur drei Brigaden in der Siddarmark fest, missfällt mir zutiefst.«
»Der wird denen gehörig in den Hintern treten, Sir«, gab Wytykair zurück. Dieses Mal war die Überzeugung in seiner Stimme das Produkt von Erfahrung, von zwei Jahren kontinuierlicher Ausbildung und unablässigen Drills.
Und er hat ja recht , sagte sich Symkyn selbst. Niemand auf der Welt kannte sich mit diesen neuen Waffen so aus wie die Imperial Charisian Army. Zum einen war die Royal Chisholmian Army, die diese kaiserliche Armee so grundlegend geformt hatte, schon zuvor ein bestens ausgebildetes stehendes Heer gewesen, und zum anderen hatte sie ausgiebig von General Green Valleys Erfahrungen profitiert.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Symkyn voller Geringschätzung jegliche Vorstellung abgetan, ein Marineinfanterist könnte ausgebildeten Berufssoldaten einer Feldarmee noch etwas beibringen. Marineinfanteristen waren in erster Linie Raufbolde – und das galt auch für charisianische Marines. In dem, wofür man sie ausgebildet hatte und wofür man sie brauchte – im Dienste der Flotte , wohlgemerkt! –, waren sie natürlich erstklassig, gar keine Frage. Aber bei ausgedehnten Feldzügen über Land? Wenn es um die Logistik einer ganzen Armee ging? Wenn es darum ging, Nachschubwege zu organisieren? Wenn Kavallerie und Infanterie aufeinander abgestimmt werden mussten? Wenn es galt, Feldformationen zu ersinnen? Wenn Armbrüste, Piken und Schwerter gleichzeitig zum Einsatz gebracht werden sollten, um die jeweiligen Nachteile und Schwächen
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