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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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befahlen.
    Und während sie weitermarschierten, bellten die entsetzlichen Geschütze ein weiteres Mal.
    Die frische Brise trieb den fauligen Gestank von Pulverdampf nach Osten, und so war die Sicht wieder frei. Byrgair schaute zu, wie die Front des siddarmarkianischen Pikenierblocks zerfiel. Es war, als erfasste eine Ozeanwelle die Sandburg eines Kindes. Und doch gab es einen großen Unterschied: Keine Sandburg blutete und schrie … und starb. Er hatte Zweifel an der Effizienz der Sechspfünder gehabt – vor allem, weil niemand Mittel und Wege gefunden hatte, für derart kleine Geschütze explodierende Granaten zu fertigen. Während er nun das Blutbad vor sich betrachtete, mahnte ihn eine leise Stimme im Hinterkopf, dass es ganz anders verlaufen wäre, wenn sie es mit größeren Distanzen und mit Gewehrschützen zu tun bekommen hätten. Aber die Distanz war nun einmal nicht größer, und der Feind besaß keine Gewehre.
    Die zweite Kartätschensalve brandete den Pikenieren entgegen. Blutroter Dunst wehte über das Schlachtfeld, während Fowails Männer sich erneut an die Geschütze begaben.
    Phylyp Mahldyn stieß einen heftigen Fluch aus, als er begriff, was geschah.
    Er wusste nicht, wie viele Geschütze die Dohlaraner hatten zusammenziehen können oder wie sie es fertiggebracht hatten, sie überhaupt hierherzuschaffen. Er hatte noch nie ein Feldgeschütz gesehen, dafür aber Flottengeschütze – auf grobschlächtigen, altmodischen Lafetten ohne Räder. Deswegen war es ihm schlichtweg unmöglich gewesen, abzuschätzen, wie sich die mobile Artillerie, die Charis ersonnen hatte, tatsächlich auf dem Schlachtfeld auswirkte. Die Anzeichen einer sich anbahnenden Katastrophe aber erkannte er sofort.
    Er legte die Hand einem seiner Meldegänger auf die Schulter – einem jungen Corporal, der vor Schreck die Augen weit aufgerissen hatte. Er musste heftig an der Schulter rütteln.
    »Nach hinten mit Ihnen! Melden Sie Major Fairstock und Colonel Mahzyngail, sie sollen sich zurückfallen lassen – sie sollen sich in Sicherheit bringen! Haben Sie mich verstanden: Die sollen sich sofort in Sicherheit bringen! «
    »Jawohl, Sir!«
    Der junge Bursche dachte sogar noch daran, ordnungsgemäß zu salutieren, dann eilte er auch schon durch die Schlachtreihe. Den rechten Arm hielt er hoch in die Luft, damit jeder die rote Armbinde erkennen konnte, die ihn als einen von Mahldyns Meldern auswies. Man durfte ihn ja nicht mit einem Deserteur verwechseln, der im Angesicht des Feindes blindlings flüchtete.
    Der Colonel blickte ihm kurz hinterher und hoffte darauf, dass der Junge vernünftig genug wäre, bei Mahzyngail zu bleiben – falls er ihn überhaupt jemals erreichte. Aber wenn er anschließend wieder in diesen Waldabschnitt zurückkehrte, der sich in ein Schlachthaus verwandelt hatte, dann bestand für ihn keinerlei Hoffnung mehr. Und genau das , so ging es Mahldyn durch den Kopf, blüht mir dann ja wohl.
    Er blickte zu seinem Standartenträger hinüber. Gemeinsam mit seinem aschfahlen Untergebenen bahnte er sich den Weg zur aufgerissenen Front seines Regiments.
    Byrgair hatte einen sonderbaren Geschmack im Mund, als trotz des Infernos aus Rauch und Blut die Trommeln der Siddarmarkianer nach wie vor geschlagen wurden: Immer noch riefen sie zum Angriff, und die Männer des 110. Infanterieregiments gehorchten. Die schwer angeschlagene Kolonne stapfte weiter, geradewegs dem Schlund von Fowails Geschützen entgegen. Aber vor ihnen lagen noch vierhundert Schritt. Selbst mit einem Tempo von einhundertzwanzig Schritt pro Minute – und schneller konnte kein Pikeniergeviert in Formation laufen – bräuchten sie für diese Distanz drei Minuten. Fowails Schützen schleuderten ihnen wieder und wieder todbringende Metallkugeln entgegen.
    »Vorwärts, Jungs!«, schrie Mahldyn, während ihm fast das Herz brach. »Vorwärts! Kommt schon, verdammt! Vorwärts, das Hundertzehnte! «
    Er hörte die Schreie, die Flüche und die Gebete, und dazwischen nahm er wahr, dass ihm einige tiefe, raue Stimmen antworteten. Sie schrien ihren Trotz und ihren Hass hinaus. Seine Männer stürzten sich geradewegs in das Chaos aus Kartätschenbeschuss und Flammen, die Köpfe gesenkt, als wollten sie heftigen Windböen trotzen.
    Doch diese Windböen bestanden aus massivem Eisen; unablässig grollte widernatürlicher Donner, und die Luft roch nach dem unheiligen Schwefel Shan-weis. Trotzdem gaben die Männer nicht auf: Sie taumelten und stürzten über aufgetürmte

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