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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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von Tafelnüssen. Nach diesem Zwischenfall war Brynygairs Hand fast auf doppelte Größe angeschwollen. Die Übelkeit ließ erst nach Tagen endlich nach. Doch in diesem Fall sah es nicht nur wie eine Tafelnuss aus: Es war eine Tafelnuss.
    Nun war es an der Zeit, die Schale zu knacken.
    »Lassen Sie vorrücken«, befahl er. Sofort erklangen klar und deutlich die charakteristischen Signale der Hörner. Einen Augenblick lang geschah nicht das Geringste. Dann rückte die Infanterie in einer geschlossenen Linie vor, mit fünfundsiebzig Schritt in der Minute. Zu beiden Seiten der Front blieb die Kavallerie dichtauf.
    Eine Minute lang tat sich auch bei den Siddarmarkianern nichts. Zwei Minuten. Es wurden nicht einmal die Piken zur Angriffsposition gesenkt. Dann ging ein zweiter, heftigerer Schauer durch den Wald aufrechter Piken. Überrascht riss Brynygair die Augen auf, als die mehr schlecht als recht aufgestellte Reihe sich plötzlich einfach auflöste. Die Männer machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Piken mitzunehmen. Sie ließen sie an Ort und Stelle fallen, wandten sich um und hetzten als versprengter, panischer Haufen über den Kamm hinweg.
    Obwohl Brynygair damit gerechnet hatte, dass die gegnerische Formation zerbrechen würde, machte ihn diese plötzliche Flucht sprachlos. Dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
    »Blasen Sie zum Angriff!«, bellte er, und die Hörner stimmten höhere, schrillere Töne an. Sofort ging die Kavallerie vom Schritttempo zum Trab über.
    Die hohen Grasinseln sorgten dafür, dass die Pferde nicht ganz so rasch vorankamen wie erwartet. Es dauerte etwas länger, bis sie Tempo aufnahmen. Doch auf halber Höhe des Abhangs fielen sie schließlich in Galopp und legten in jeder Minute mehr als dreihundert Schritt zurück. Die gesamte Strecke zurückzulegen dauerte kaum fünf Minuten. Dann überquerte die Kavallerie als geschlossene Einheit den Kamm, die Lanzen todbringend zum Angriff gesenkt.
    Und da explodierte rings um sie herum die Welt.
    Die ›versprengten, panischen‹ Siddarmarkianer waren in Wirklichkeit Matrosen der Imperial Charisian Navy, die sich Bauernkittel geliehen hatten. In den hüfttiefen Gräben, die sie am Fuße des abfallenden Hangs zu beiden Seiten der Straße angelegt hatten, richteten sie sich jetzt auf. Das Erdreich aus den Gräben hatten sie auf der Nordseite zu einem Wall aufgetürmt, der ihnen bis zur Schulter Deckung bot. Auf diesen Wall waren die Hinterlader-Mahndrayns der vermeintlichen Bauern aufgestützt.
    Das Gleiche galt für die Mahndrayns der anderen fünfzehnhundert Matrosen, die hier auf ihre Kameraden gewartet hatten.
    Brynygairs Magen verkrampfte sich, als er die Barriere sah, die seinen Männern den Weg versperrte. Ihm blieb nicht die Zeit zu reagieren: Seine Kavallerie galoppierte schon den Hang hinab, genau auf die Barriere zu. Aber selbst wenn ihm mehr Zeit geblieben wäre, hätte er nie erkannt, wie viele Waffen dort vorn wirklich schussbereit waren. Es waren nicht die Luntenschlossmusketen, die er erwartet hatte, sondern Gewehre mit Bajonetten – in den Händen ausgeruhter, bestens eingegrabener Infanteristen. Infanteristen, die eigentlich Matrosen der Imperial Charisian Navy waren … und mit dem Königreich Dohlar noch eine Wyvern zu rupfen hatten. Schließlich hatte das Königreich mehr als vierhundert ihrer Kameraden an die Inquisition ausgeliefert, die dann Entsetzliches mit ihnen angestellt hatte.
    Die Männer, die hinter diesen Gewehren standen, kannten keine Gnade. Die heranstürmenden Kavalleristen waren völlig überrascht. Die Zeit, einen Abbruch des Angriffs auch nur zu erwägen, blieb ihnen nicht mehr.
    Zweitausendfünfhundert Gewehre feuerten fast gleichzeitig – auf gerade einmal neunhundert Kavalleristen. Es war erstaunlich, dass fast dreihundert Mann diese donnernde Salve überlebten.
    Auch Sir Zhadwail Brynygair gehörte zu den Überlebenden. Er fand sich auf dem Boden wieder, noch halb betäubt vom Aufprall. Er brachte gerade noch den Gedanken zustande, dass es ihm, als sein Pferd zu Boden stürzte, gelungen sein musste, die Füße noch rechtzeitig aus den Steigbügeln zu ziehen. Die rechte Schulter schmerzte, als hätte sie eine Kugel abbekommen, war aber ›nur‹ gebrochen. Mit Hilfe des unverletzten Arms wuchtete sich Brynygair hoch.
    Die Welt bestand nur noch aus menschlichen Schmerzensschreien und dem schrillen Wiehern getroffener Pferde. Eine massive Rauchwand stieg über die vor ihm liegenden

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