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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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seine Waffe über die Kuppe des Walls stieß und ein Opfer fand. Mittlerweile waren weitere Teile des Baumverhaus aus dem Weg geräumt, und viel zu viele Schützen des Majors standen inzwischen Pikenieren gegenüber. Ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett war im Nahkampf eine todbringende Waffe. Aber diese Waffe war nun einmal sehr viel kürzer als eine achtzehn Fuß lange Pike. Damit befanden sich seine Männer in einem tödlichen Nachteil, Erdwall hin oder her. Einer nach dem anderen stürzten sie zu Boden, und Styvynsyn spürte ihre Schmerzen fast so, als bohre sich gerade eine Pike in sein eigenes Fleisch. Doch er hatte keine Zeit, darüber länger nachzudenken: Er fletschte die Zähne, ließ sein Schwert fallen und griff nach dem Gewehr eines gefallenen Schützen …
    »Die rechte Flanke verstärken!«, schrie er dem jungenhaften Zugführer zu seiner Rechten zu. Bestätigend schlug sich der junge Bursche gegen die Brust, rief nach seinem Platoon Sergeant und verschwand in der immer wieder von Flammen durchzuckten Finsternis. Aus irgendeinem Grund wusste Styvynsyn schon jetzt, dass er den Leutnant niemals wiedersehen würde.
    »Der Rest von euch: mir nach!«, bellte er, und seine Stabsgruppe folgte ihm dichtauf den Schützengraben hinab in die andere Richtung.
    Die Männer brüllten all ihren Hass hinaus. Immer wieder glitten ihre Stiefel im Matsch aus. Unablässig trommelte der Regen auf sie ein, und die Flammen aus den Rohren der Geschütze auf den Flößen schienen die Schwärze der Nacht noch zu betonen. Die Welt schien nur noch aus Schreien zu bestehen, aus angestrengtem Stöhnen und dem schmatzenden, feuchten Laut, den Stahl macht, der auf Fleisch trifft. Beide Seiten nahmen sich nichts, was Disziplin betraf, Entschlossenheit – und Mut. Männer, die selbst diesen entsetzlichen Winter hindurch dem Reichsverweser und der Verfassung die Treue gehalten hatten, kämpften gegen Männer, deren Gehorsam nicht einem Menschen oder einem Stück Papier galt, sondern Gott. Keine der beiden Seiten war bereit, auch nur einen Fußbreit nachzugeben. Mit gebleckten Zähnen stürzten sie sich aufeinander; heiß spritzte ihnen das Blut des Gegners ins Gesicht, rasch fortgewaschen vom eisigen Regen. Der Geruch von Blut und Tod vermischte sich mit dem Gestank von fauligem Wasser und Schlamm … und so starben sie.
    Wann immer Mut auf Mut trifft und Entschlossenheit gegen Zorn antritt, entscheiden letztendlich nackte Zahlen. Die Männer der Armee Gottes konnten es, was Ausbildung und Erfahrung anging, nicht mit dem 37. Infanterieregiment aufnehmen – zumindest nicht ganz. Doch viel schwächer im Kampf waren sie nicht. Aber sie waren in der Überzahl.
    Gemäß den Vorschriften war die angemessene Dienstwaffe eines siddarmarkianischen Offiziers das Schwert. Das aber war Zhorj Styvynsyn in diesem Moment herzlich egal. Er hatte festgestellt, dass ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett eine ungleich tödlichere Waffe abgab, obwohl die Armee der Republik Siddarmark noch nicht in der gleichen Art und Weise mit dieser Waffe trainierte, wie Merlin Athrawes das die Royal Charisian Marines gelehrt hatte – die ihr Wissen dann ihrerseits an die Imperial Charisian Army weitergegeben hatten. Die zwölf Mann aus Styvynsyns Stabsgruppe – es waren einmal fünfzehn gewesen, doch das erschien dem Major nun schon eine Ewigkeit her – folgten ihm dichtauf, als er von der Seite her den Keil tempelgetreuer Pikeniere angriff, der das linke Ende der bröckelnden Siddarmarkianer-Front zu durchstoßen drohte.
    Mündungsfeuer aus Gewehren und das grelle Flackern der Leuchtbomben der Kirche erhellten eine albtraumhafte Szenerie: Mitternachtsschwarze Schatten wichen immer wieder stakkatoartig blendender Helligkeit. In gleißenden Schlaglichtern blitzten einzelne Regentropfen auf wie Juwelen an der Krone eines Wahnsinnigen. Männer fluchten und schrien und starben in diesem Inferno der Gewalt. Styvynsyn sah, wie Grovair Zhaksyn inmitten einer kleinen Schar isolierter Verteidiger um sein Leben kämpfte. Die Pikeniere der Langhorne-Division mischten sich mit den Männern der Division der Heiligen Märtyrer: Der Zusammenhalt der einzelnen Einheiten ging in diesem allgegenwärtigen Chaos einfach verloren. Zusammen umschlossen sie Styvynsyns Kompaniefeldwebel wie die Kiefer eines gewaltigen Raubtiers, dessen Zähne aus zahllosen Piken bestanden.
    »Durchhalten, Grovair!« , schrie Styvynsyn, obwohl er genau wusste, dass der Sergeant ihn im Schlachtlärm

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