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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zerschießen sie jetzt die ganzen Bäume. Die legen es darauf an, Rückzugsstellungen zu zerstören oder zumindest unbrauchbar zu machen.«
    Schweigend blickten ihn die Männer an, während seine Worte im Geschützdonner der Kirche immer wieder fast untergingen. Die ersten Regentropfen kamen jetzt durchs dichte Blätterdach. Die meisten von Wyllys’ Untergebenen waren mindestens zehn Jahre jünger als er. Aber ihre Augen wirken älter – und sie sehen viel, viel älter aus als noch vor einem Jahr , dachte er.
    »Ich an deren Stelle würde die Piken vorschicken«, fuhr er dann fort. »In der Dunkelheit und auf so kurze Distanz sind Gewehre längst nicht mehr so effektiv, selbst ohne den Regen. Mal ehrlich: Die können deutlich eher Pikeniere opfern als wir Gewehrschützen. Wahrscheinlich werden die mit ihren Geschützen immer weiter unsere Schützengräben beharken, bis die Pikeniere praktisch direkt vor uns stehen. Und dann wird’s hässlich. Sehr hässlich.«
    Er schwieg einen Moment und atmete tief durch.
    »Ahbnair«, wandte er sich dann an Major Ahbnair Dynnys, den Kommandeur der Ersten Kompanie – der einzigen reinen Pikenierkompanie, die ihm noch verblieben war. »Sie und Zhorj arbeiten zusammen. Das sollte Ihnen die beste Möglichkeit bieten, Ihre Piken möglichst effizient zum Einsatz zu bringen. Ich möchte, dass Sie die Mitte übernehmen, genau auf der Landstraße. Zhorj«, richtete er das Wort dann an Major Styvynsyn, »je drei Ihrer Züge möchte ich an Ahbnairs Flanken wissen. Den siebten Zug und Ihre Stabsgruppe behalten Sie in der Hinterhand – zur Verstärkung, wann immer das nötig wird. Hainree …« Sein Blick fiel auf den geradezu absurd jungen Captain Klairynce. »Die Dritte Kompanie stellt die Reserve für die Erste und die Zwote. Ich bleibe an Ihrer Seite und versuche alles im Blick zu behalten. Vielleicht kann ich Ihnen ja den einen oder anderen guten Rat geben – meiner Altersweisheit sei Dank.«
    Der letzte Satz entlockte den Kompaniechefs genau das erhoffte leise Lachen. Vielleicht klang es ein wenig arg pflichtschuldig, aber zumindest eine Spur echter Belustigung schwang doch darin mit. Wyllys gab den Männern ein wenig Zeit, diesen Moment der Entspannung auszukosten. Dann blickte er zu Ahrnahld Mahkynty und Gahvyn Sahlys hinüber, den Kommandeuren seiner Vierten und Fünften Kompanie.
    »Sie beide werden vor Ort bleiben«, sagte er und klang sofort wieder todernst. »Sie bilden die Sperre. Wenn alles den Bach runtergeht, werden sich die Männer bei Ihnen wieder sammeln … und Sie sind auch der letzte Posten zwischen uns und dem 43sten.«
    Mahkynty und Sahlys nickten; ihre Mienen waren grimmiger denn je. Colonel Paityr Chansayls 43. Infanterieregiment, das sich fast vierzig Meilen hinter ihnen eingegraben hatte, bildete den letzten Verteidigungsposten vor Serabor selbst. Man hatte Chansayl zusätzlich Colonel Fraihman Hyldyrs 123stes und Colonel Fhranklyn Pruaits 76stes unterstellt. General Stohnar hatte ihm zur Unterstützung die Hälfte aller charisianischen Dreißigpfünder gegeben. Doch leider waren sämtliche Regimenter unterbesetzt. Chansayl hätte sechstausendsiebenhundert Infanteristen befehligen müssen. Stattdessen hatte er kaum mehr als fünftausend Mann … und sechs Kanonen mussten ihm für eine Frontlinie von mehr als zehntausend Schritt Länge reichen. Der aufgestaute Kanal und der Fluss mochten vielleicht ein Drittel der ganzen Breite einnehmen, was die Lage für Colonel Chansayl nicht viel beneidenswerter machte.
    »Wir werden die Stellung schon halten können«, sagte Wyllys entschieden und blickte die Kompaniechefs der Reihe nach fest an. »Aber wenn uns das nicht gelingt … wenn wir zurückgetrieben werden, sammeln wir uns an Colonel Chansayls Frontlinie. Er wird jedes Gewehr und jede Pike brauchen, die er nur bekommen kann – und genau das werden wir ihm auch geben! Ich möchte, dass Sie alle das verstanden haben – und Ihren Männern unmissverständlich zu verstehen geben: Bis dorthin und keinen Schritt weiter! Und wenn die Gegenseite Shan-wei persönlich auf das Schlachtfeld führt: Wir werden nicht noch weiter zurückweichen. Auf gar keinen Fall.«
    Colonel Spyncyr Mairyai, Kommandeur des 2. Regiments der Langhorne-Division, legte den Kopf in den Nacken und hielt das Gesicht dem Regen entgegen. Dann lächelte er. Das war ja fast schon zu viel des Guten! Die Ketzer hatten die Kluft bereits in einen großen, glucksenden Morast verwandelt. Wenn man nicht

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