Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
war bereits kampfunfähig gemacht – oder konnte einfach deswegen nicht mehr zum Einsatz gebracht werden, weil bereits so viele Kanoniere gefallen war, dass niemand mehr die Geschütze hätte bedienen können. Green Valley gestattete sich ein zufriedenes Nicken. Die Geschütze des Gegners hatten ihm deutlich mehr Kopfzerbrechen bereitet als seine Gewehre. Problem Nummer eins war aus dem Weg geräumt, die Geschütze verstummt.
Und nicht alle Geschütze, die den Rückzug angetreten hatten, würden tatsächlich auch entkommen. Ihnen stand Spießrutenlaufen mit Clyntahns Mörsern bevor: Pferde und Männer gleichermaßen stürzten zu Boden – tot oder verwundet –, als der gnadenlose Schrapnellhagel wieder und wieder auf die Landstraße eindrosch.
»Phase zwei, Bryahn«, sagte er, ohne den Feldstecher sinken zu lassen.
Eine weitere Rakete stieg zum Himmel auf. Gehorsam wurden die Steilfeuergeschütze auf ein neues Ziel ausgerichtet. Nun stürzten die Granaten nicht mehr auf die ohnehin verstummten Geschütze der Armee Gottes herab, sondern auf deren Schützengräben – und das mit einer Wildheit, die den Baron mit rachelüsterner Befriedigung erfüllte.
Hat doch keinen Sinn mir einzureden, ich wolle es diesen Dreckskerlen nicht heimzahlen! , dachte er eisig. Ja, ich bewundere sie dafür, wie diszipliniert sie vorgehen. Ich habe Respekt vor dem Mut, den sie an den Tag legen, und ich verstehe auch, dass ihr Glauben ganz und gar aufrichtig ist … Aber für das, was sie getan haben, würde ich jeden Einzelnen nur zu gern mit bloßen Händen erwürgen. Aber ich werde mich hiermit bescheiden.
Nur zu gern hätte er auch ein paar der Vier-Zoll-Vorderlader aus Siddar-Stadt zum Einsatz gebracht. Aber dafür war das Schachtfeld hier nun einmal zu beengt, und Clareyk würde auf keinen Fall zulassen, dass seine Truppen zu wenig Manövrierfreiheit hätten. Die Feldgeschütze konnte er auch noch ausprobieren, wenn die derzeitige Stellung der Armee Gottes genommen war.
Da bleibt natürlich immer noch ein kleines Problem … , sinnierte er. Gut, eine Weile kann ich sie vor mir hertreiben, aber ewig kann das nicht gehen! Dafür sind sie zu zahlreich. Nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt haben, wird der Zusammenhalt der Truppe – und auch ihr Mut, so ungern ich das zugebe, verdammt noch mal! – ausreichen, und sie verfallen nie wieder in Panik. Außerdem hat Wyrshym sich doch mit Schützengräben rings um Saiknyr verflucht gut abgesichert. Wenn die sich über die Brücke zurückziehen und sie dann sprengen, wird’s knifflig, den Wyvern-See zu überqueren. Ach, ›knifflig‹ ist gar kein Ausdruck!
Außerdem waren einhunderttausend Mann nun einmal immer noch einhunderttausend Mann, wie man es auch betrachtete … Er selbst verfügte gerade einmal über dreizehntausend. Wie Merlin gern anmerkte, hatte Quantität nun einmal ihre ganz eigenen Qualitäten.
Ich wäre ja schon damit zufrieden, wenn ich sie über den See zurückjagen könnte. Ach, verdammt, ich würde mich ja schon damit zufriedengeben, sie wenigstens bis nach Jairth zurückzudrängen! Wahrscheinlich wäre mir das sogar lieber, als sie bis in das Niemandsland zwischen Jairth und Malkyr zu scheuchen. Denn da wird die Kluft einfach zu breit. Ich könnte sie weder mit Mörserfeuer noch mit Infanterie sichern. Es ist ja auch nicht mein Ziel, die bis nach Tarikah zurückzujagen. Nein, besser ich überreize mein Blatt nicht. Nachher reiben sie mir doch noch genau die Brigade auf, die ihnen hoffentlich hier und jetzt die Furcht vor Shan-weis Höllenfeuer lehrt! Außerdem , er lächelte dünn, den Feldstecher immer noch vor Augen, werde ich die, wenn Merlins Einfall nicht geradewegs in die Katastrophe führt, gar nicht mehr sonderlich weit treiben müssen … zumindest nicht mehr in diesem Jahr.
Seit beinahe fünfzehn Minuten hämmerten die Steilfeuergeschütze unablässig auf die Schanzen des Gegners ein, und endlich erkannte General Clareyk die ersten Anzeichen eines hastigen Rückzugs. Sehr vernünftig von denen! Natürlich boten derartige Schanzen zumindest einen gewissen Schutz vor Schrapnellen. Schließlich waren Luftdetonationen nichts Ungewöhnliches. Aber solche Schanzen waren nicht darauf ausgelegt, zielgenau einkommende Explosivgranaten abzuwehren. Nachdem die Artillerie im Dienste von Mutter Kirche zum Schweigen gebracht und bereits weitgehend vom Schlachtfeld vertrieben war, war es zudem sinnlos, die Männer noch länger in den Gräben ausharren zu
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