Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
worden waren, die Schießpulver geladen hatten, waren in dichter Folge drei ohrenbetäubende Explosionen erfolgt. Gut, das aus angemessener Entfernung mitzuerleben , dachte Bahrns. Ein sechzig Fuß langes Trümmerstück von einem der Kähne hatte es so weit durch die Luft geschleudert, dass es keine fünfzig Schritt vor dem Bug der Delthak in den Kanal platschte. Bahrns wollte gar nicht darüber nachdenken, was hätte geschehen können, wenn es auf die Kasematte geprallt wäre. Zumindest hätte es die Schornsteine abgerissen, und wahrscheinlich auch noch die Abdeckungen der Ventilator-Einlassrohre.
Derweil schwammen im Kanal genug Trümmer, dass man sich Sorgen um die Schrauben des Schiffes machen musste. Vor allem, da der Kanal für ein Wendemanöver zu eng war.
Bahrns blickte erneut zur Stellung der Artillerie hinüber … und stellte fest, dass die Geschütze verschwunden waren.
Falsche Entscheidung, Halcom. Du Idiot! Kähne und Lagerhäuser wären dir nicht weggelaufen! Warum hast du dir nicht zuerst die Artillerie vorgenommen und dich dann in aller Ruhe um die nicht beweglichen Ziele gekümmert, du Schlaumeier?
Na ja, niemand ist vollkommen , sinnierte er und wandte sich wieder dem Flammenmeer zu, das einst ein gewaltiger Stapel Nachschub für die Armee Gottes gewesen war. Wahrscheinlich hatte er hier nicht einmal annähend so viel von Wyrshyms Versorgungsgütern vernichtet, wie es den Anschein hatte … Aber selbst das kleinste bisschen half ja schon weiter.
Außerdem geht es hier ja eigentlich auch gar nicht darum, Nachschub zu vernichten, nicht wahr?
»Beide Maschinen im Schritttempo achteraus«, befahl er.
»Beide Maschinen im Schritttempo achteraus, aye, Sir.«
»Und jetzt ganz vorsichtig, Crahmynd«, wies er den Rudergänger leise an. Er hatte eigens den Wachplan ändern lassen, damit sich Fyrgyrsyn vor diesem Einsatz noch ausruhen konnte. In diesem entscheidenden Moment brauchte der Captain seinen besten Mann am Ruder. Der grauhaarige Petty Officer blickte Bahrns gelassen an und nickte.
»Geben Sie einfach nur den Befehl, Sir«, sagte er ruhig.
»Mach ich.«
Kurz legte Bahrns dem Rudergänger die Hand auf die Schulter. Dann ging er zum hintersten Sehschlitz und spähte über die Kasematte hinweg. Immer noch quoll Qualm aus dem durchschossenen Schornstein und nahm ihm fast die Sicht. Aber das war gar nichts im Vergleich zur Rauchentwicklung der Brände am Ufer. Wenigstens kam der Wind aus Nordwest und schob so einen Großteil der Qualmwolke querab. Das Heck des Schiffes ragte zudem noch gut zehn Fuß über die Propeller hinaus. Man würde merken, stieße man gegen das Ufer des Kanals – ohne sich gleich die Propellerblätter zu ruinieren. Nur mit dem Ruder war das so eine Sache …
Solange wir nicht so heftig gegen etwas im Wasser prallen, dass uns die Welle bricht, sollte uns schon nichts passieren , dachte er beinahe geistesabwesend.
»Ruder, einen Viertelstrich steuerbord«, befahl er.
»Einen Viertelstrich steuerbord, aye, Sir.«
Bahrnabai Wyrshyms Augen brannten vor ohnmächtiger Wut, als er sah, wie sich das Ungetüm, das Guarnak verwüstet hatte, einfach nur zurückzog – und das auch noch rückwärts!
Wie funktioniert dieses verwünschte Ding bloß? Möge Schueler sie alle strafen! In welch gottlosen Künsten ergehen sich die Ketzer denn jetzt schon wieder?
Er wusste es nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, wie ein Schiff ohne Masten oder Segel oder Ruder sich überhaupt fortbewegte. Nach allem, was er wusste, war das schlichtweg unmöglich – und doch geschah es hier und jetzt, direkt vor seinen Augen. Rückwärts pflügte es durchs Wasser, genauso ungehindert und mühelos wie vorhin, als es zum Angriff heranschoss. Es bewegte sich jetzt bloß ein wenig langsamer.
Und Bischof-Kommandeur Bahrnabai Wyrshym konnte dagegen nicht das Geringste tun.
»Tau gesichert, Sir.«
»Danke, Master Cahnyrs.«
Mit einem Nicken nahm Halcom Bahrns die Meldung seines Second Lieutenant zur Kenntnis und betrat dann wieder den Kommandoturm – in dem es immer noch nach Pulverdampf roch. Die Backbordnock der Brücke war getroffen worden. Deswegen wagte Bahrns nicht, sie mit seinem Gewicht zu belasten, solange noch keine Reparaturen erfolgt waren. Auch einige Ventilatorabdeckungen hatte sein Schiff eingebüßt, und die Schornsteine kamen jetzt auf insgesamt drei Einschusslöcher, wie eine gründlichere Untersuchung ans Tageslicht gebracht hatte. Doch das war alles: Mehr Schäden hatten die
Weitere Kostenlose Bücher