Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
einfaches Essen mit Ihrer Majestät der Kaiserin und deren Familie anberaumt. Tatsächlich jedoch ging es um weit mehr. Aufmerksam betrachtete Sharleyan Lynkyns Mienenspiel, als die beiden Geschwister auf ihn zukamen.
    Im Laufe des letzten Fünftages hatte sich die Kaiserin mit dem neuen Erzbischof ihres Heimatreichs bekannt gemacht. Es würde allerdings dauern, bis er ihr so vertraut sein würde wie Pawal Braynair. Doch Sharleyan war derselben Ansicht wie Mahrak Sahndyrs: Erzbischof Ulys schien der besser geeignete Mann für das, was das Kaiserpaar politisch und kirchenpolitisch noch vorhatte … von einer winzigen Kleinigkeit abgesehen. Der Gedanke daran ließ keinerlei Lächeln mehr zu.
    Lynkyn war untersetzt und dabei gute drei Zoll kleiner als Cayleb. Seine grauen Augen bildeten einen bemerkenswerten Kontrast zu seinem dichten ziegelroten Haar und dem buschigen Schnurrbart selber Farbe. Auf diesen Bart war Lynkyn ungebührlich stolz, und er war jung, bemerkenswert jung für einen Erzbischof: gerade einmal vierzig Jahre alt. Er gehörte dem Chihiro-Orden an und war durch und durch Verwaltungsmensch. Genau das hatte Sharleyan Sorgen gemacht. Schließlich hatte die Bürokratie im Laufe der Jahre viel zu vielen Prälaten Mittel und Wege geboten, mehr Macht auszuüben, als ihnen eigentlich zustand. Sharleyans Sorge war, auch Lynkyn könnte an Macht und Reichtum mehr interessiert sein als an Glaubensfragen. Diese Sorge hatte sich als unnötig erwiesen: Mit dem üblichen Scharfsinn hatte Mahrak Sahndyrs den Charakter des neuen Erzbischofs richtig beurteilt. Lynkyns Empörung über die Entwicklungen bei Mutter Kirche war vollkommen aufrichtig; sie loderte immer unverkennbarer in seinen grauen Augen.
    Auch mit Maikel Staynair verband Lynkyn eine Gemeinsamkeit: Er gehörte zu den zu Bischöfen aufgestiegenen Geistlichen, die von Mutter Kirche nicht in eine andere Diözese versetzt worden waren. Üblich war eigentlich, frisch gebackenen Erzbischöfen neue Aufgabenbereiche zuzuteilen und sie auf die Reise zu schicken. Ein Kirchenmann sollte schließlich nicht den Verlockungen des Patriotismus erliegen. Wie bei Staynair hatte sich diese Entscheidung als fataler Fehler erwiesen: Lynkyns Treue galt Sharleyan – ihr als Kaiserin, als Königin seiner Heimat und ihr als Person. Cayleb und Kaiserreich kamen erst an zweiter Stelle. Diese unverbrüchliche Treue Sharleyan gegenüber hatte einen guten Grund: Lynkyns Vater, sein älterer Bruder und einer seiner Onkel waren bei dem gleichen ›Piratenangriff‹ ums Leben gekommen, bei dem auch König Sailys den Tod gefunden hatte.
    Im Laufe des letzten Fünftages hatte Sharleyan feststellen können, dass ihr neuer Erzbischof niemals halbe Sachen machte. In vielem unterschied sich Lynkyn sehr von Staynair, etwa dabei: Es war geradezu erschreckend, mit welcher Unbändigkeit er sich auf alles stürzte, was seinen persönlichen Werten wie Treue, Mitgefühl oder etwa Hingabe widersprach. Eines aber zeichnete ihn besonders aus und machte ihn gerade deshalb zu einer Stütze der Kirche von Charis: sein Gerechtigkeitssinn. Dieser jedoch wurde in besonderem Maße durch seinen persönlichen, in seiner Familiengeschichte gründenden Hass auf Hektor von Corisande entfacht.
    Nun würde er zum ersten Mal persönlich den Kindern Hektors gegenübertreten.
    Irys wusste um die Details von Lynkyns Familiengeschichte. Dass die Prinzessin sich auf das anstehende Gespräch nicht gerade freute, wusste Sharleyan genau. Zugleich jedoch wusste Irys, welche Bedeutung die politische und religiöse Unterstützung durch jemanden wie Lynkyn hätte. Nicht, dass der Erzbischof Sharleyan oder Irys von ihren Entscheidungen abhalten könnte. Allerdings gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen ›nicht abhalten können‹ und ›mit Nachdruck unterstützen‹. Die Kirche spielte bei jedem einzelnen Aspekt des Lebens auf Safehold nun einmal eine zentrale Rolle. Da konnte es entscheidend sein, einen der ranghöchsten Prälaten des Kaiserreichs hinter sich zu wissen, ja, aktiv und uneingeschränkt von ihm unterstützt zu werden. Das alles erklärte Irys’ Beklommenheit angesichts dieses Zusammentreffens.
    Doch nichts davon war Irys anzumerken. Sie bewegte sich mit der gleichen Anmut wie immer; die rechte Hand lag leicht auf Daivyns Schulter. Sie sieht wirklich atemberaubend aus , ging es Sharleyan durch den Kopf. Irys war ohnehin eine äußerst attraktive junge Frau, aber an diesem Nachmittag wirkte sie fast schon wie

Weitere Kostenlose Bücher