Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
noch nicht. Deswegen sollten die Delthak und ihre Schwesterschiffe mit jeweils zweiundzwanzig Dreißigpfündern ausgestattet werden, sobald sie ihr Ziel erreicht hätten. Wo allerdings besagte Geschütze herkommen sollten, hatte man Bahrns nicht verraten.
Im Augenblick beförderte die Delthak nur sehr wenig Fracht – abgesehen von gewaltigen Mengen Kohle und Ersatzteilen für die Maschinen, ihre Kessel und den ›Fitzelkram‹. So zumindest nannte es Lieutenant Zhak Bairystyr, der Erste Maschinist. Das war ein funkelnagelneuer Rang … für einen ebenso funkelnagelneuen Offizier. Bairystyr hatte bislang nur wenig Erfahrung auf See und sah aus, als sei er fünfzehn Jahre alt – wenn’s hochkam. Bahrns war es gewohnt, dass an Bord die eigenen Vorräte für jede Eventualität ausreichen mussten. An Ersatzteile für beschädigte Maschinen zu denken war für ihn neu. Dass Schiffszimmermann und Schiffsschmied nicht alles Erforderliche notfalls selbst anfertigen könnten, schien Bahrns für die Fragilität des gepanzerten Ungetüms zu stehen, dessen Skipper er war. Theoretisch sollten ihrem Viererverband stets zwei Galeonen folgen – vollausgestattete Werkstatt- und Beischiffe mit einer ganzen Mannschaft bestens ausgebildeter Handwerker aus den Delthak-Werken. Das bremste die schnellen dampfgetrieben Kanonenboote auf ihrer Reise selbstverständlich. Aber dafür sollte dann praktisch kein Reparaturproblem mehr unlösbar sein. Die Begleitschiffe waren allerdings Zukunftsmusik. Im Augenblick waren die vier Panzerschiffe ganz auf sich allein gestellt. Kein schöner Gedanke.
Es stimmte Bahrns auch nicht übermäßig zuversichtlich, dass die gesamte Besatzung der Delthak derzeit aus gerade einmal dreiundfünfzig Mann bestand: Neben ihm als Kommandanten waren das Blahdysnberg und zwei andere Leutnants, die sich bei der Wache ablösten. Dazu kamen im Maschinenraum Bairystyr und sein Assistent, der Zwote Maschinist der Delthak . Dann gab es elf einfache Matrosen, zwölf sogenannte Schmierer, deren Hauptaufgabe darin bestand, sich um die beiden Maschinen und ihre komplexen Kolben, Wellen und Lager zu kümmern. Weiterhin zählten vierundzwanzig Heizer zur Mannschaft, die gemeinsam vier Kessel zu versorgen hatten. Im Vergleich zu Bahrns’ letztem Schiff mit seiner vierhundert Mann starken Besatzung war das geradezu lächerlich. Selbst wenn alle Geschützbedienungsmannschaften und der Schiffsarzt an Bord wären, würde die gesamte Besatzung der Delthak gerade einmal die Hälfte betragen. Mehr aber waren nicht nötig, um das Schiff in Betrieb zu halten und zumindest elf der versprochenen Dreißigpfünder zu bemannen. Bahrns hatte keine Ahnung, was er sonst an Mannschaft bekäme. Die Männer sollten von den Schiffen abgezogen werden, die sich derzeit draußen in der Bédard Bay im Einsatz befanden. Mit anderen Worten: bald gäbe es fröhliches Hauen und Stechen. Die Schwesterschiffe der Delthak und die Skipper jeder Galeone würden mit Klauen und Zähnen um die besten Männer kämpfen. Bahrns hatte das dumpfe Gefühl, um überhaupt genug Leute aufzutreiben, würden sie letztendlich sogar Landratten einziehen – wahrscheinlich sogar noch von der Armee!
Na, wie gut, dass wir uns um Segel keine Sorgen machen müssen! , dachte er grimmig. Selbst ein einfacher Landser kann eine Schaufel schwingen. Und mit unserer Panzerung sollten wir weit genug zum Gegner aufkommen, dass selbst ein Army -Kanonier ihn nicht verfehlen kann!
Darüber dachte er kurz nach. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich daran erinnerte, dass selbst gut ausgebildete Geschützmeister der Flotte Schüsse verbockten – sogar auf Kernschussweite. Rasch klopfte er mit den Fingerknöcheln auf die hölzerne Reling des Brückenturms.
Schaden kann’s ja nicht , dachte er, hob sein Fernrohr und blickte zum Horizont.
.II.
Königlicher Palast,
Cherayth,
Königreich Chisholm,
Kaiserreich Charis
Sharleyan Ahrmahk unterdrückte ein Lächeln. Denn nur allzu rasch würde es sich in ein breites, geradezu schamloses Grinsen verwandeln, das wusste sie. Die Feierlichkeit, mit der Irys und Daivyn Daykyn den lang gestreckten Empfangssalon hinabschritten, ließ kaum eine andere Reaktion zu. Die bodentiefen, fast bis zur Decke reichenden Fenster gewährten einen herrlichen Blick auf die Kirschbäume im Palastgarten. Den Salon liebte Sharleyans ganz besonders; dennoch hatte sie ihn momentan Erzbischof Ulys Lynkyn überlassen. Offiziell war für den heutigen Abend ein
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