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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Mutter Kirche diese … Umsiedelungen fördert. Unter den gegebenen Umständen, nachdem so viele Wohnhäuser, Farmen und Geschäfte einfach aufgegeben wurden, wäre es gewiss berechtigt, wenn Mutter Kirche die schützende Hand über ihre Kinder hält und für den Schutz all dieser Besitztümer sorgt – bis zur Rückkehr ihrer rechtmäßigen Eigentümer eines Tages, heißt das. Bis dahin wäre es doch nur sinnvoll, diesen Besitz zu nutzen. Wir könnten all die Arbeitskräfte zusammenziehen, die wir brauchen, um zu pflügen, zu pflanzen und zu ernten – und es gibt in unseren Reihen doch gewiss auch noch Handwerker. Aber so verstreut, wie das Volk jetzt ist: Wie soll ein Handwerker Kunden finden? Wie soll jemand, der dringend einen Handwerker braucht, diesen finden?«
    Zagyrsk nahm die Brille ab und schloss die Augen. Er rieb sich die bemerkenswert ausgeprägte Nase und dachte über den Vorschlag seines Intendanten nach.
    »Sie haben recht: Das geht wirklich über Ihr eigentliches Aufgabengebiet hinaus, Pater«, entgegnete er schließlich, ohne die Augen zu öffnen. »Aber das bedeutet ja nicht, dass es eine schlechte Idee ist. Ich will gar nicht daran denken, was es bedeutet, dass so viele Dörfer und Farmen einfach aufgegeben wurden. In manchen dieser Farmen haben die Familien seit Hunderten von Jahren gelebt! Aber der letzte Winter hat unser Volk völlig zermürbt. Auch wenn es sonst keinerlei Wirkung haben mag, würde es zweifellos die Herzen der Notleidenden erfreuen, wieder Menschen um sich zu wissen, Gesichter zu sehen, Stimmen zu hören.«
    Er ließ die Hand sinken, setzte die Brille wieder auf und blickte Aimaiyr aufmerksam an.
    »Darf ich mich erkundigen, wie Sie auf diese Idee gekommen sind?«
    »Es ist die Pflicht der Inquisition, den Geist und die Seele aller Kinder Gottes zu retten, Eure Eminenz.« Aimaiyr legte die Hand an das Szepter vor seiner Brust. »Aber auch wir haben Verluste hinnehmen müssen: unter den Lehrern an den Schulen ebenso wie unter den Dorfpriestern. Euch ist zweifellos noch viel bewusster als mir, dass Mutter Kirche ohne diese Lehrer, ohne diese Dorfpriester unmöglich ihre Kinder vor dem Gift bewahren kann, das in der Außenwelt schwärt. Ich muss zugeben, dass mein erster Gedanke dem Schutz all jener Seelen galt, Eure Eminenz. Erst danach kam mir in den Sinn, dass ein solches Vorgehen vielleicht auch Leben retten und den Kampf gegen die Trauer und die Hoffnungslosigkeit erleichtern könnte, unter denen nur zu viele aus unserem Volk derzeit leiden.«
    Erneut nickte Zagyrsk. Immer noch grübelte er darüber nach, welche Konsequenzen der Vorschlag des Intendanten langfristig haben mochte. Auf jeden Fall ließe er sich nicht so leicht in die Tat umsetzen, wie Aimaiyr das anscheinend dachte. Eine ganze Reihe der störrischen Dörfler und Farmer aus Tarikah würden sich schlichtweg weigern, das Einzige aufzugeben, was ihnen noch geblieben war. Da könnte Mutter Kirche ihnen noch so sehr versprechen, ihren Besitzanspruch genauestens zu verzeichnen, damit sie langfristig problemlos zu ihrem Hab und Gut zurückkehren könnten. Und dann war da noch die Frage, wie sich eine derart groß angelegte Umsiedelung auf den Feldzug der Armee Gottes sowie auf deren Versorgungswege in der Region auswirkte. Es war schon jetzt fast zu spät im Jahr, um noch neue Feldfrüchte anzupflanzen. Auch das spielte zweifellos eine Rolle. Man würde jede Nahrung brauchen, die sich nur finden ließe. Das bedeutete, man müsste zunächst einmal herausfinden, wo das Land vor der Flucht noch bestellt worden war. Und dorthin müsste man die Flüchtlinge bevorzugt schicken. Dennoch …
    »Diese Idee erscheint mir wirklich sehr vielversprechend, Pater Ignaz«, sagte er. »Allerdings muss ich über die langfristigen Folgen noch nachdenken. Und wenn wir die Leute wirklich umsiedeln wollen, dann werden wir uns dabei beeilen müssen. Sonst verlieren wir die Pflanzzeit in diesem Jahr zur Gänze. Aber meines Erachtens sollten wir es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Vielen Dank, dass Sie mich darauf angesprochen haben.«
    »Gern geschehen, Eure Eminenz«, lächelte Aimaiyr. »Wenn es sich als hilfreich und machbar erweisen sollte, wäre mir das eine große Freude. Und«, sein Tonfall wurde sehr sanft, »wenn es Euer Leid ein klein wenig lindert, wäre meine Freude sogar noch größer.«
    Zagyrsks Augen weiteten sich. Kurz durchzuckte ihn Verwunderung ob dieses offenen Bekenntnisses seines Intendanten. Doch vor allem war er

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