Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
dabei sein durften. Gut, wir sollten Zhan nicht auch noch darin bestärken, sich einer solchen Sprache zu befleißigen. Aber an sich trifft diese Wortwahl den Nagel auf den Kopf, oder nicht?«
»Doch, schon. Aber diese Meckerer, wie du sie nennst, wissen das verdammt noch mal auch! Trotzdem halten sie nicht einfach den Mund. Damit machen sie alles viel schlimmer, als wenn sie wirklich vernünftige Argumenten vorbrächten!«
»Na, na«, mahnte Maikel Staynair, »Ihr macht Euch gewiss unnötig Sorgen. Und selbst wenn nicht, wird sich der Sturm der Entrüstung sicher beschwichtigen lassen. Wenn Ihr Euch damit besser fühlt, werde ich den Leuten nächsten Mittwoch von der Kanzel aus entsprechend ins Gewissen reden.«
»Ach, das wird natürlich gleich Erfolge erzielen!« Cayleb verdrehte die Augen. »Um ehrlich zu sein, wäre es wohl sinnvoller, hin und wieder Andeutungen über die Nützlichkeit von Scharfrichtern fallen zu lassen.«
»Eine blutrünstige Tyrannei ist nicht gerade dazu angetan, Euch Eure Untertanen gewogen zu machen, Euer Majestät«, gab Staynair zu bedenken.
»Mich gewogen machen? Mundtot will ich sie machen, sonst nichts!«
Leise lachte Staynair, und Cayleb reagierte theatralisch finster.
»Jetzt ermuntert ihn nicht auch noch, Maikel!«, bat Sharleyan.
»Ihn ermuntern? Ich? Unfug, Majestät!«
»Nein, kein Unfug!« Sharleyan versetzte dem Oberhaupt der Kirche von Charis einen sanften Klaps gegen die noch immer erstaunlich muskulöse Schulter. »Ihr liebt die Frotzeleien mit ihm. Was im Übrigen meine Methode ist, diplomatisch darauf hinzuweisen, dass Ihr genauso schlimm seid wie mein Gemahl, was das angeht.«
»Das stimmt schon mal gar nicht!«, versetzte Cayleb. »Wo ich doch viel schlimmer bin als er – und ich gebe mir dabei auch viel mehr Mühe!«
Jetzt verdrehte Sharleyan die Augen. Doch ihr blieb nicht mehr die Zeit für eine angemessene Erwiderung.
» Seijin Merlin!«
Die Stimme erklang hinter einer Windung des Gartenpfades. Kurz darauf kam der Junge um die Biegung geschossen, der den Ruf ausgestoßen hatte. Er rannte auf die Terrasse zu und warf sich, obwohl noch mehrere Schritt von dem blauäugigen Gardisten entfernt, ihm entgegen. Offenkundig vertraute er völlig darauf, aufgefangen zu werden. Der Gardist lachte und pflückte den kleinen, drahtigen Jungen geradewegs aus der Luft.
»Ich freue mich auch, Euch zu sehen, Hoheit«, sagte er mit tiefer Stimme. »Aber es will mir scheinen, dass Eure Reise Euch nicht zu größerer Würde verholfen hat.«
»Ich glaube, damit wollt Ihr mir sagen, mein Betragen ließe zu wünschen übrig.« Der Junge legte die Arme um den Hals des Waffenträgers und ließ sich an Merlin Athrawes’ gepanzerte Brust ziehen. »Aber eigentlich ist mir das egal, jawohl.« In gespieltem Hochmut schniefte er. »Lady Mairah sagt, im Vergleich zu ihren Stiefsöhnen sei mein Betragen mustergültig. Und ich bin schließlich ein Prinz . Also darf ich manchmal selbst entscheiden, was ich tue oder lasse.«
»Nun, ich werde das Gefühl nicht los, dass das nicht ganz genau das ist, was Lady Hanth gesagt hat, Hoheit«, erwiderte Merlin und sorgte dafür, dass Prinz Daivyn bequemer und mit dem ganzen Gewicht auf dem gepanzerten linken Unterarm saß. Währenddessen waren die Begleiter des Prinzen deutlich gemesseneren Schritts um die Biegung des Gartenpfades gekommen und erreichten soeben die Terrasse.
»Mit dem nötigen Spielraum für Interpretationen ist es tatsächlich nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt, Seijin Merlin«, erklärte Lady Hanth, als sie schließlich vor ihm stand. »Aber ich finde, es täte der Würde Seiner Hoheit keinen Abbruch, wenn Ihr ihn jetzt wieder absetzen würdet.«
»Wie Sie wünschen, Meine Lady.« Merlin lächelte, deutete eine Verneigung an und stellte den Jungen sanft auf den Boden. Daivyn grinste zu ihm hinauf, und der Waffenträger zerzauste ihm liebevoll das Haar und lächelte. Dann blickte Merlin zu Prinzessin Irys und dem Grafen Coris hinüber.
»Wie ich sehe, habt Ihr die Reise unbeschadet zum Abschluss bringen können, Hoheit«, begrüßte er Irys.
»Und Ihr ganz offenkundig ebenfalls, Major Athrawes.« Sie strahlte den Seijin beinahe ebenso an wie zuvor Daivyn, als sie seinen neuen Dienstgrad aussprach. »Ich muss gestehen, ich war nicht so überzeugt davon, Euch wohlbehalten wiederzusehen, wie mir lieb gewesen wäre. Aber nachdem die Gefahr nun hinter uns liegt, danke ich Euch noch einmal von ganzem Herzen.« Sanft
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