Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
Miss. Und du bist Nina, stimmts?«, sprach das magische Tier weiter und schwenkte den weichen Schwanz.
»Miss? Was ist das denn für ein lustiger Name?«, fragte die junge Alchimistin lachend.
»Miss, das ist ein schöner Name! Gefällt er dir nicht?«, antwortete der Fuchs und wiegte freundlich den Kopf.
»Na ja, schon ... Woher weißt du eigentlich, wer ich bin? Hast du mich erwartet? Bist du ein Freund der Stimme?«
Nina war misstrauisch. Immerhin hatte ihr der Mönch gesagt, dass er sie in die Welt der dunklen Alchimie führen würde, und in das Zimmer Albedo war sie gegen ihren Willen eingetreten. Dieser wundersame Wald und der freundliche Fuchs waren sicher eine Falle, um sie auf die Seite des Bösen zu ziehen.
»Ich weiß, wer du bist, weil es offensichtlich ist. Ich weiß alles ... oder fast alles. Und ich habe keine Freunde. Also mach dir keine Sorgen. Mit dem Mönch, der dich verfolgt, habe ich nichts zu tun.«
Die Erklärung des Fuchses klang ehrlich, aber Nina blieb skeptisch.
»Und warum bin ich hier? Wo sind wir?«, fragte sie und sah sich um.
»Du bist hier, weil du das Rätsel des Schließmechanismus gelöst hast. Das war geschickt von dir. Und mit Albedo hast du die einzig richtige Wahl getroffen. Jetzt bist du in Sicherheit.« Der Fuchs sprach schnell und sah Nina mit seinen großen rosafarbenen Augen an.
»In Sicherheit? Dann kann ich also wieder zu meinen Freunden? Ich kann aufwachen und in die Wirklichkeit zurückgehen.« Nina schloss die Augen und wartete darauf, sich wieder im Labor der Villa einzufinden. Aber nichts passierte.
»In die Wirklichkeit zurückkehren? Warum denn? Hier lässt es sich so gut leben«, sagte der weiße Fuchs und sprang davon.
»Hey, bleib stehen, wo willst du hin?« Nina rannte ihm hinterher. Aber Miss lief schneller als sie.
»Los, mir nach! Ich führ dich an einen noch schöneren Ort.« Mit vier leichten Sprüngen überquerte der Fuchs ein kleines Bächlein.
Nina blieb stehen. »Nein, ich folge dir nicht. Ich vertrau dir nicht«, sagte sie mit fester Stimme.
Miss verschwand zwischen den Bäumen. Doch nach wenigen Sekunden hörte Nina einen entsetzlichen Schrei. Ohne nachzudenken rannte sie zum Bächlein, sprang darüber und sah, dass der Fuchs von vier riesigen Tausendfüßlern angegriffen worden war.
»Hilf mir! Ich bitte dich! Das sind Blindfresser!«, rief Miss verzweifelt.
Die augenlosen, grauen und haarigen Tausendfüßler mit der Kartoffelnase und den zwei spitzen Zähnen machten sich gnadenlos über den armen weißen Fuchs her.
Nina griff sich eine Handvoll Steine und warf sie auf die Blindfresser. Sie traf einen von ihnen. Aber die anderen drei versenkten weiter ihre Zähne in den flauschigen Bauch und Miss’ Schnauze. Blut, das aus den Wunden strömte, färbte das schneeweiße Fell des Fuchses rot.
»Benutz die Vase der Wahrheit, benutz die Alchimie! Hilf mir!«, rief das Tier, das den Tausendfüßlern völlig unterlegen war.
Nina zögerte nicht einen Moment. Sie steckte die Hand mit dem Sternenmal in die Vase und zog das Verus-Stäbchen hervor. Etwas anderes, um Miss zu retten, fiel ihr nicht ein.
Ohne darüber nachzudenken, warf sie es auf die Blindfresser, die auf der Stelle verbrannten. Eine violette Rauchwolke stieg in den Himmel und von den bösen Kreaturen blieben nur ein ekelerregender Gestank nach Fäulnis und ein paar einzelne Zähne auf dem Boden zurück. Der blaue Himmel färbte sich in ein bedrohliches Orange, Blätter und Bäume vertrockneten, Blütenblätter fielen zu Boden und anstelle der Schmetterlinge machten sich plötzlich Dutzende Raben überall breit.
Nina blickte zum Fuchs. Er war wieder auf den Beinen, munterer als je zuvor. Mit spitzen Ohren und aufgerichtetem Schwanz sog er zufrieden den Gestank ein, den die Blindfresser hinterlassen hatten.
Nina war fassungslos. Was ging hier vor sich? Doch das Verus- Stäbchen hatte nichts anderes gemacht, als die wahre Natur dieses Ortes zu offenbaren.
Der Fuchs sprang auf sie zu. Als er direkt vor ihr stand, fing er an zu sprechen.
»Ich bin der Fuchs Miss ... und du bist in eine weitere Falle getappt. Um mich zu retten, hast du das Verus-Stäbchen benutzt. Jetzt hast du keine Waffe mehr gegen die Stimme! Dein gutes Herz hat dich getäuscht. Dummes, dummes Mädchen!«
Das Tier kam mit seiner Schnauze immer näher an Ninas Gesicht. Seine rosafarbenen Augen wurden feuerrot und das weiße Fell begann drahtig und schwarz zu werden.
»Verflucht seist du!«, brach es noch
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