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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kleinen Beweis dafür hatte, daß er sie mochte.
    Aber Gunnar fuhr sie nach Haus, reichte ihr zum Abschied die Hand – und wendete. Als Nina die Treppe hinaufging, hörte sie, wie der Wagen davonrollte. Ihr Herz war schwer wie Blei.
    Das also war das Vielliebchengeschenk gewesen!

Was ist mit Nina los?
     
     
    „Ich glaube, das Kind ist verhext“, sagte Herr Löge. „Kannst du verstehen, was mit ihr los ist?“
    Er hatte wahrlich allen Grund zu dieser Frage. Er kannte sein fröhliches kleines Mädchen nicht wieder. Seit einer Woche schon ging sie mit einem traurigen Gesicht umher, gab keine Antwort, wenn die Eltern sie ansprachen, hatte niemals einen Scherz bereit, kein einziges kleines neckendes Wort, das sonst bei ihr locker saß.
    Dann erzählte sie eines Tages, daß die Haushaltungsschule ihr Abschlußfest gebe. Jedes Mädchen dürfe sich einen Jungen einladen. Sie würden alles allein kochen, und es sollte getanzt werden.
    „Und ich müßte unbedingt ein neues Kleid haben.“ Da aber widersprach der Vater. „Schon wieder ein neues Kleid? Du hast erst zum Ball ein wahnsinnig teures Kleid bekommen…“
    „Aber, Vati, das war doch ein Ballkleid! Das kann ich diesmal nicht anziehen. Ich habe kein einziges wirklich schickes Nachmittagskleid…“
    „Da hört doch die Weltgeschichte auf!“ Nun hatte sie ein Paar neue Schuhe bekommen mit so hohen Absätzen, daß der Vater den Kopf geschüttelt hatte. Sie hatte sich einen neuen Hut erbettelt und ihre Mutter herumgekriegt, daß sie ihr die eigenen neuen Handschuhe schenkte. Kleider und Kleider und Kleider! All ihr Taschengeld befand sich auf dem Toilettentisch in Form von Nagellack, Cremes, Puder und Lockenwicklern.
    Was war mit Nina los? Was war mit diesem fröhlichen, munteren Mädel los, das den Eltern niemals ernstliche Schwierigkeiten gemacht hatte? Wenn sie jetzt überhaupt einmal etwas sagte, dann nur, um sich neue Kleider auszubauen, und selbst das tat sie mit einem blassen und traurigen Gesicht.
    Da hatte sie nun ein schönes Zuhause, die Eltern lebten nur für sie. Sie hatte viele fröhliche junge Freunde und Freundinnen. Sie hatte einen großen Ball mitgemacht und eine Autofahrt mit diesem Neffen von Espetun…
    Die Autofahrt, ach ja! Seit dieser Fahrt war sie so stumm und so auffallend wenig zugänglich gewesen. Es sollte doch nicht etwa…?
    „Du“, sagte Martin Löge, „sage mir mal ganz ehrlich: Ist das Mädel etwa unglücklich verliebt?“
    „Ich glaube ja“, antwortete seine Frau. „Und sie tut mir deswegen leid. Es würde nicht das geringste nützen, wenn ich ihr erklärte, daß man eine unglückliche Verliebtheit durchmachen muß, genau wie Masern und Keuchhusten.Das muß seinen Lauf nehmen, und natürlich tut es weh, solange es dauert. Und das ist dann einer von den Fällen, bei denen die Eltern durchaus nicht helfen können. Wir wissen, daß es vorübergeht, und damit müssen wir uns trösten.“
    „Du redest wie ein Buch“, sagte Martin Löge. Er saß ein Weilchen still und kaute an seiner Stummelpfeife. „Im Grunde dauert mich das Mädel sehr“, erklärte er schließlich.
    „Natürlich tut es das.“ Frau Löge lächelte ein wenig; sie wußte, was jetzt kommen würde.
    „Wenn du… äh… wenn du also meinst, daß es ein Trost für sie ist, dann mag sie ruhig dieses Kleid bekommen. Langsam, aber sicher ruiniert sie mich allerdings – aber…“
    „Aber du läßt dich gern ruinieren“, lächelte Frau Löge und gab ihrem Mann einen Kuß auf die Backe.
    Und dann bekam Nina ein wunderhübsches Kleid, das für einige Augenblicke ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte und Herrn Löge eine liebevolle Umarmung eintrug.
    Nina läutete mit klopfendem Herzen in Villa Rosenhöhe an, und es ging so, wie sie es überlegt hatte. Frau Espetun war am Telefon. Nina hatte das Auto vor der Sauna gesehen. Dann war Direktor Espetun dort, und sie hoffte, daß Gunnar mit war; denn gerade Frau Espetun wollte sie sprechen.
    „Guten Tag, Frau Espetun! Hier ist Nina. Könnte ich wohl mit Ihrem Neffen sprechen?“
    „Ach, guten Tag, Ninachen! Nein, Gunnar ist nicht zu Hause. Aber soll ich ihn bitten, dich anzuläuten, oder kann ich irgendeinen Bescheid entgegennehmen?“
    „Ja, wenn Sie so nett sein wollten und fragen…“ Und Nina erzählte von dem Fest in der Haushaltungsschule und daß jedes Mädchen sich einen Kavalier einladen dürfte. „Und nun wollte ich fragen, ob Herr Wigdahl…“
    „Ach, Gunnar ist, glaube ich, schon eingeladen.

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