Ninis - Die Wiege der Baeume
keiner dieser Bastarde finden wird!”
„Und diese Barbarei in der Arena? Niavia wird dort sterben! Wirst du an diesem Tag auch mit dem Blutsilber klimpern?”
„Oh, werte Hohepriesterin! Zähle doch einmal deine Schar treuer Diener, die für dein edles Leben arbeiten.”
„Spar dir deinen Spott! Der Mond Jaloper hatte uns gewarnt und wir … nein, ich war so naiv, nicht auf ihn zu hören! Dein Blut wird uns richten! Und dein Stolz!”
„NEIN! Wähle deine Worte mit Bedacht! Yirmesa ist mein Kind und niemand – NIEMAND! – wird Hand an sie legen! Hast du mich verstanden?”
„Schau dir deine Kleine an. Schau sie dir einfach an! Es braucht keine große Weisheit, um zu erkennen, dass sie anders ist. Siehst du nicht die Gefahr?”
„SCHWEIG! Wie wir alle hat sie schlimme Dinge erleben müssen. Und auch wenn sie jetzt anders aussieht, ich werde bis zum letzten Tag für sie da sein. Und ich erschlage jeden, der es wagt sie zu bedrohen!”
„Ja, Herrin!” Karlema wendete sich theatralisch ab.
„Wo ist Yirmesa?” Levinie schaute Kiris an, d er wohl erfolglos versuchte, dem Streit nicht zuzuhören.
„Oh! Ich habe sie schon länger nicht gesehen, da vorne ist Verlia. Die weiß bestimmt, wo sie ist.” Er zeigte auf Yirmesas Freundin, die gerade auf ihn zulief.
„Verlia, ich suche Yirmesa! Weißt du, wo sie ist?”
„Die sitzt bestimmt oben und schaut den Fischern zu.”
„Nimm etwas Silber und kauf Jeerbelkraut auf dem Markt.”
„Ja, gerne.”
Verlia nahm zwei Münzen und lief die lange Treppe hoch. Sie war froh nach oben zu kommen, denn die Streitereien zwischen Levinie und Karlema wurden jeden Tag schlimmer. Sie war sich sicher, dass die beiden bestimmt nicht gemeinsam alt werden würden. Oben angelangt, stand sie vor dem Haus und blickte sich um.
Sie konnte den eleganten Häusern der Karnen in der Oberstadt wenig abgewinnen. An den pompösen Ornamenten hatten sich ihrer Meinung nach völlig betrunkene Baumeister vergangen. Die Unterstadt am Hafen war zwar verwittert, dafür aber ehrlich. Die meisten der hellen Sandsteine hatte das Salzwasser zerfressen, zudem bedeckte sie an vielen Stellen dieses Algenzeug.
Im Hafen hatte Verlia bisher nur Hulunen gesehen. Ihre Boote hatte die See deutlich gezeichnet: Die Segel glichen einem Flickenteppich und die Planken rochen faulig. Einige Fischer saßen am Pier und flickten ihre Netze. Ein Hulune, der gerade sein Boot festgemacht hatte, trug müde zwei Holzkisten, halb voll Fisch, an ihr vorbei. Zufrieden sah hier niemand aus.
Yirmesa bemerkte sie noch nicht, sie saß am Ende der Mole auf einem kleinen Felsen. Garia hüpfte neben ihr ins Wasser und wieder heraus. Sein Fell war schlicht und grau, von seiner mächtigen Abstammung blieb nicht mehr als eine unglaubliche Geschichte.
„Jetzt springt das blöde Katzenvieh auch schon ins Wasser! Wenn ich das schon sehe.” Verlia konnte sich kaum vorstellen, dass das eine Feuerkatze war, denn jeder Straßenkater wirkte bedrohlicher als er.
Yirmesa trug ein weißes Leinengewand mit einer Kapuze, das den Körper vollständig bedeckte. Die Veränderungen an ihr sollte kein Fremder sehen.
„Yiri, beweg dich! Du kannst mir helfen. Levinie schickt uns auf den Markt, Kräuter kaufen.”
Sie verstand gut, warum Yirmesa bei jeder Bewegung darauf achtete, dass ihre Haut bedeckt blieb. Sie hätte niemals so aussehen wollen.
Yirmesa sprang auf und lief auf Verlia zu, während Garia sich noch das Wasser aus dem Fell schüttelte. Dieser Nachmittag war wunderbar.
„Dir ist schon klar, dass Garia genauso verrückt wird wie du?”
„Na und?” Yirmesa knuffte sie in die Seite. „Da kann ich prima mit leben.” Ihre Stimme wurde ernster. „Wieder Jeerbelkraut für Niavia? Das wird nicht mehr lange gut gehen. Sie wird dafür mit ihrer Seele bezahlen!”
„Ja, aber sie lebt!”
„Ich kann mir die Kämpfe nicht ansehen! Ich habe Angst um sie.” Yirmesa sorgte sich um Niavia, das Blut der Ahnen wollte sie nicht loslassen. Die ruhige Kraft der Bäume und diese maßlose Wut der Bestie, wer hatte ihnen nur dieses Erbe vermacht?
„Sie glaubt, dass sie es für uns tut!”
„Hast du ihr danach mal in die Augen gesehen? Etwas von ihr ist im Jabarital gestorben.” Beim Gedanken an die Bestie in Niavia überkam sie ein Schauer. Sie dachte auch an sich, und an Garmen, die Erinnerung schmerzte.
„Los! Lass uns das Jeerbelkraut holen!” Verlia lief bereits einige Schritte vor.
Sie beobachtete Garia, der
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