Ninis - Die Wiege der Baeume
Lass uns schnell schauen, ob Verlia gut angekommen ist!”
„Was habt ihr zwei nur wieder gemacht?!”
„Ich war aber nicht schuld! Der Karne hat angefangen.”
Jilien schüttelte den Kopf, gab Yirmesa ihren Umhang und durchquerte mit ihr einen Torbogen. Sie befanden sich auf dem kleinen Platz, dessen klare kristalline Steindecke in das Meer blicken ließ. Levinie kam ihnen besorgt entgegen.
„Yiri, der Torwächter berichtet, dass es gerade oben nur ein Thema gibt. Die ganze Stadt sucht nach einem schwarzhäutigen Mädchen, das glüht wie Stück Kohle und den halben Markt in Schutt und Asche gelegt hat.”
„Es war nur ein Gewürzstand”, sagte Yirmesa kleinlaut.
„Ja, aber jetzt weiß jeder, dass du bestimmt keine Hulune bist!”
„Da konnte ich nichts für. Die haben Verlia geschlagen, meine Robe zerrissen und dann ist es passiert. Es kam einfach! Die hätten mich bloß in Ruhe zu lassen brauchen!”
„Du wirst erst mal unten bleiben. Hier findet dich keiner.” Levinie nahm ihre Enkeltochter in den Arm.
„Wo sind Verlia und Garia?”
„In Sicherheit. Im Gegensatz zu dir sind die beiden unauffällig und machen mir keine Sorgen!”, ermahnte ihre Nana sie.
„Geht’s ihr gut?”
„Ja, nichts, was unsere Kräuterlinge nicht wieder zusammenbringen könnten.”
„Ich bin bei Verlia.” Yirme sa rannte in deren Höhlennische, wo Karlema Verlia gerade einschmierte. Garia und Kiris saßen neben dem Bett und schauten die Patientin mit heimeligem Gesichtsausdruck an.
„Stör ich?”
Karlema stand auf: „Schone dich ein wenig, in Ordnung, Verlia?”
„Wenn mir meine Freundin nicht die Haare von den Beinen flämmt, kümmert sie sich eigentlich gut um mich”, sagte Verlia schelmisch.
„Echt, du hattest Haare an den Beinen … die habe …”
„Kiris, bitte!”
„Na gut.” Kiris schaute Yirmesa an. „Wieso erinnert mich dein graues Kleid nur an den Umhang von Jilien?”
„Macht ihr nur eure Späße mit mir!” Yirmesa schmollte und schnippte einen Kräuterling nach ihm.
„Ich mache dir eine neue Robe. Ich habe von der Letzten noch Leinen übrig.”
Garia maunzte und biss Kiris in den großen Zeh. „Der Kleine wächst schnell. Ich glaube, dass ich mich bald nicht mehr von ihm beißen lassen möchte.”
Jilien und Levinie standen noch auf dem Platz beieinander.
„Ich habe zwar keine Ahnung, was mit deiner Kleinen ist, aber es freut mich, wenn es ihr bei uns gefällt, schließlich mag sie Wasser.”
„Ich würde sie auch lieben, wenn ihre Haut grüne und blaue Streifen hätte. Zu dem Wasser sage ich nichts, das verstehe ich noch weniger als die Veränderungen, seit sie bei den Feuerkatzen war.”
Jilien lachte: „Und die Zuflucht der Lamenis ist eine Höhle unter Wasser! Ich finde das komisch!”
„Hoffentlich bleibt es so, die Renelaten werden nach uns suchen. Es war falsch, auch nur einen von ihnen am Leben zu lassen.”
„Hör auf! Es kann nicht recht sein, ein anderes Wesen ohne Not zu töten.”
„Ja, Jilien, das dachte ich auch mal. Bis die Bande unsere Heimat niederbrannte! Und sie werden wiederkommen, da bin ich mir sicher.”
„Weißt du noch, wie wir uns das erste Mal trafen?”
„Ja, wie sollte ich das vergessen. Ich habe damals nach meiner Tochter Penthe gesucht und bin nach Deasu gekommen, weil sie mir von dir erzählt hatte.”
„Ich hätte dir gerne geholfen, nur hatte ich keine Ahnung, wo Penthe hin ist, nachdem sie bei mir war. Sie ging eines Morgens. Einfach so, ohne ein Wort.”
„Das sieht ihr ähnlich!”
„Es ist schon über neunzig Sonnenzyklen her, eine lange Zeit. Ich kann mich daran erinnern, als ob es gestern war. Sie sah wirklich genauso aus wie Yirmesa, nur nicht so schwarz.” Beide lachten.
Die Schuppen von Jilien veränderten sich. Sie nahm die Gestalt von Levinies verstorbener Tochter an und berührte zärtlich ihre Wange. Die Erscheinung von Jilien glich der von Penthe, bevor sie den Jabari vor über neunzig Sonnenzyklen verlassen hatte. Dieselbe Frisur, dasselbe Lachen, sogar die Schrammen auf der Stirn, die sie ihrer Tochter früher beim Kampftraining eingeprügelt hatte, waren identisch. Levinie stand dem Antlitz ihrer Tochter gegenüber.
„Es ist schön, ihre Augen wiederzusehen, die Haare und ihr Lächeln. Danke dir für diese Erinnerung, aber lassen wir sie ruhen. Sie ist Vergangenheit – wir leben im Hier und Jetzt und nur das zählt!”
Jiliens schwarzen Schuppen bildeten sich zurück. „Ich bin froh, dass ich
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