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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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erfolglos versuchte in ihre Robe zu springen. „He, du Angsthase. Los! Es wird dich schon keiner fressen.” Garia maunzte lautstark. Sie wusste, dass er sich im Gedränge unwohl fühlte.
    Der Weg zum alten Gewürzmarkt von Deasu dauerte nicht lange. Yirmesa liebte diesen Ort, er glich einer Odyssee der Sinne: Duftende Kräuter, Marktschreier, dampfende Speisen, Schmiedehämmer, bunte Früchte, lautstarke Vögel in Käfigen, Pferde, Seifen- und Puderverkäufer, bettelnde Hulunen und goldgeschmückte Frauen der Karnen – alles hatte eine eigene Seele.
    Sie hielt stets ihre Kapuze nach vorne, um selbst zu sehen, ohne dabei gesehen zu werden. Die reichen Frauen der Karnen mochte sie besonders, die Kleider strahlten in der Sonne, und ihre juwelenschweren Finger hätten selbige beinahe ersetzen können. Goldene Armreifen, Diademe, lange Perlenketten. Sogar die Reittiere der Karnen trugen mehr Schmuck als Karlema, die sie bisher für das Maß der Dinge gehalten hatte.
    Garia lief die ganze Zeit neben ihr her, hielt den Kopf dicht bei ihr und war darauf bedacht, dass ihm niemand zu nahe kam.
    „Komm Yiri, ich habe einen Händler gefunden, ich kauf schnell etwas Jeerbelkraut.”
    Ein fettleibiger Karne baute sich unvermittelt vor Verlia auf. „Räudiges Hulunenweib. Du stehst mir im Weg!” Sein weißes Gewand schmückte mehr Gold, als Niavia bei hundert Arenakämpfen hätte verdienen können. Ihm folgten zwei Träger für seine Einkäufe und zwei bewaffnete Karnen, die sich mit Speeren schützend neben ihn stellten.
    „Ich bin schon weg. Bitte, der ganze Weg ist für Euch.” Verlia blickte mit freundlicher Miene zu Boden. Sie machte keine Anstalten, auf die Provokation zu reagieren. Der war es auch wirklich nicht wert!
    Yirmesa zog ihre Freundin am Arm weg. „Lass uns gehen.” Garia versteckte sich zwischen ihren Beinen.
    „Was? Das ist ja wohl eine Frechheit! Du verlaustes Stück wagst es, mich zu verhöhnen?!”
    „Nein, ich bin es nicht wert, dass Ihr mir Eure Aufmerksamkeit schenkt, Herr.” Verlia versuchte zu beschwichtigen. Sie drehte sich um, weil Yirmesa fortwährend an ihr zehrte.
    „BLEIB STEHEN! Wenn ich mich dir spreche, wir sind viel zu gutmütig mit dieser degenerierten Hulunenbrut!”
    Einer seiner Leibwächter schlug das stumpfe Ende seines Speeres zwischen Verlias Schultern. Sie brach mit einem spitzen Schrei zusammen. Blut quoll an der aufgeplatzten Verletzung durch die Leinenrobe.
    Yirmesa stellte sich mit gesenktem Kopf vor Verlia. „Herr, sie ist krank. Bitte lasst uns gehen.”
    „Wer bist du denn? Zeig mir gefälligst dein Gesicht, wenn du es schon wagst, mich anzusprechen!”
    „Herr, bitte lasst uns gehen. Ich möchte Euch nicht mit meinem Gesicht erschrecken.”
    „Ha! Ich habe schon schlimmere Bestien gesehen, als du es dir je vorstellen könntest. Knie nieder und zeig mir dein Gesicht! Sofort!”
    Dieser Dummkopf wusste nicht, was er tat. Er sollte einfach gehen. „Herr, bitte. Das wollt Ihr nicht. Das wollt Ihr wirklich nicht!” Yirmesa spürte bereits die Hitze in sich aufsteigen. Nein, sie würde das nicht zulassen! Sie würden sonst Verlia wegen ihr töten!
    „Jetzt wirst du auch noch frech! Ich werde dich an den Schandpfahl binden lassen!”
    Sogar diesen widerlichen Kerl wollte sie nicht umbringen. „Nein, das werdet Ihr nicht! Meine Freundin und ich werden gehen und Ihr werdet Eure Einkäufe fortsetzen! Ihr solltet Euer Schicksal nicht herausfordern, Karne!” Nein, der war es nicht wert. Dieser Narr sollte lieber um sein Leben rennen.
    Feine Rauchschwaden drangen durch den weißen Leinenstoff. Der dicke Karne schnappte nach Luft. Eine seiner Wachen riss Yirmesa die halbe Robe von der Schulter und wich sofort zurück. Die anderen Marktbesucher und Händler, die den lautstarken Streit amüsiert beobachtet hatten, wurden still.
    Sie hob langsam ihr Haupt und setzte die Reste ihrer zerrissenen Kapuze ab. Die ganze Haut war genauso pechschwarz wie ihre Haare. „Herr, ich möchte niemandem etwas antun. Ihr solltet jetzt gehen! Sofort!”
    Der Karne tobte: „Was? Du glaubst mir sagen zu können, was ich zu tun habe?” Sein Kopf war inzwischen genauso rot wie das Blut am Boden. „Oh nein, euch krankes Pack lasse ich einsperren! Bleib stehen, wo du bist, und komm mir nicht zu nahe! RUF DIE WACHEN!”
    Dieser Narr bettelte nach seinem Ende. „RENNT! JETZT! Ich kann es nicht mehr aufhalten! Ihr seid dafür verantwortlich. NICHT ICH!” Der halbe Markt konnte ihr zuhören.

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