Ninis - Die Wiege der Baeume
lassen. In diesem Teil der Stadt wurde Saladan weiter in den kargen Stein getrieben. Nur , auf ihr Geheiß, arbeitete an diesem Tag keiner hier. Gut hundert Fuß hoch und dreihundert Fuß lang gab es nur nackten, dunklen Fels. Das wenige Licht stammte von einigen Kohlenpfannen, die in der Höhle verteilt waren.
Veltusi, die erste aus der Leibgarde von Amone brachte Amun'ral und Manoos in die Mitte der Höhle. Vermutlich gehörte die junge Seherin zu den wenigen in Saladan, die noch weniger Freunde hatte als Siria. Wortkarg und eiskalt diente sie der Oberen und erledigte alle Aufgaben, bei denen es wenig zu bereden gab.
Amun'ral setzte sich selbst in den Beschwörungskreis und blickte auf den Boden. Manoos hingegen wurde an einen Balken gebunden und geknebelt aufgestellt.
„Werte Siria, warum ist sie so ruhig? Sie müsste gerade das Ende fürchten, ob ihr das nicht klar ist? Sie macht mir Angst!”, sagte Feriosi.
„Ich glaube, Amun'ral weiß, dass ihr Schicksal besiegelt ist. Sie möchte nicht damit alt werden! Sie ist eindeutig klüger als ich!”
„Oh!” Feriosi legte ihren Kopf auf die Seite und blickte Amun'ral an. „Sie sieht nicht schuldig aus.”
„Das ist die Magie des Dämons! Lass dich von ihr nicht täuschen!”
Veltusi nickte Siria zu und zog sich zurück. Einen Moment später betraten der König und Amone die Höhle, beide trugen an diesem Morgen nur schmucklose, schwarze Leinenroben. Wie ein altes Paar! Dafür würde Siria beide am liebsten gleich mit verbrennen! Rote Kerzen für Amun'ral und einen Scheiterhaufen für Amone!
Hasis stellte sich vor seinen Sohn, sah ihm in die Augen und sprach ein paar Worte mit ihm. Siria konnte ihn nicht verstehen. Er drehte sich um und nahm in der Nähe des Beschwörungskreises Platz. Das Gesicht des Königs zeigte keine Regung, über was sie wohl miteinander gesprochen haben? Amone nickte Siria zu. Ihr Herz war kälter als ein Eisblock.
„Mein König, werte Obere, ich möchte nicht viele Worte verlieren.” Siria ging mit einer Fackel die Kerzen ab und entzündete eine nach der anderen. „Wir richten eine junge Frau, deren Kraft uns faszinierte und gleichzeitig Furcht einflößte! Möge Eterius ihr im Tode beistehen! Amun'ral, nimm Abschied von deinem körperlichen Leben!” Amun’ral sollte sich nicht wehren und den Dämon jämmerlich verbrennen lassen!
Stille – die Kerzen brannten, ruhige, schwarze Flammen streckten sich in die Höhe. Amun'ral saß mit geschlossenen Augen inmitten der Kerzen, sie atmete unruhig – aber nichts passierte.
„Brenne, Dämon!”, flüsterte Siria. Nach einer Weile schaute Amone ungeduldig zu ihr, die ihrerseits zu Feriosi blickte, die nur mit den Schultern zuckte.
Hasis fuhr sie an: „Siria, was passiert hier? Erlebe ich erneut eine Posse von dir? Du sollst sie doch nur umbringen. Lass das Feierliche weg und schlag ihr einfach den Kopf ab. Es waren doch deine Worte, die ihr Ende postulierten, oder nicht?”
„Mein König, noch einen Moment …” Siria versuchte Zeit zu gewinnen. Wieso passierte nichts? Feriosi sollte sich etwas einfallen lassen, die Idee mit den Kerzen stammte schließlich von ihr!
Sie blickte ihre Schülerin scharf an, die daraufhin aufsprang und die Kerzen umstieß. Eine nach der anderen, so dass sie mit den Flammen nach innen fielen.
Amun'ral loderte zwar in den schwarzen Flammen auf, aber sie blickte jetzt selbst fragend zu Siria. Sie zeigte keine Anzeichen von Schmerzen, auch die weiße Robe nahm keinen Schaden. Ihr langer weißer Zopf leuchtete zart, sie umhüllte eine zwanzig Fuß hohe schwarze Flamme, ohne sie zu verbrennen.
Amone erhob sich und ging verärgert zu Amun'ral. Sie stellte sich dicht an ihre Seite, um ebenfalls von der schwarzen Flamme erfasst zu werden.
„Mein König, das sind magische Flammen. Amun'ral würde hier höchstens an Altersschwäche sterben! Siria, was soll das?”
Amone streckte gelangweilt ihre Arme in die Höhe, spielte mit ihren brennenden Fingern und schnippte dem König eine kleine Feuerkugel entgegen. Dieser Dämon brachte sie um den Verstand. Siria sah ihn in ihrem Schatten. Amun'ral stand in Flammen! Er brannte und lachte sie trotzdem aus!
„Bitte? Ich höre Euch zu. Lasst uns bitte an Eurer Weisheit teilhaben!”, hakte Amone nach.
„Es wird gleich passieren!”
„Oder soll ich es selbst tun?”
„Nein!”, rief Siria erschrocken.
Amone zog einen gläsernen Dolch, in dessen Hohlklinge sich eine gelbliche Flüssigkeit bewegte. Sie
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