Ninis - Die Wiege der Baeume
schlug ihr wie eine Peitsche ins Gesicht. Blut schoss aus der Wunde am Bein. Sie presste ihre Hände darauf, was die Blutung noch verstärkte.
Nein! Das war eine Illusion! Das geschah nicht wirklich. Das verfluchte Buch führte sie in die Irre. Sie schrie auf, fasste an ihr Bein und spürte daumennagelgroße Käfer, die sich durch ihre Hand fraßen. Sie lag nur noch auf dem Deck und schrie, die Schmerzen waren unerträglich. Weitere Teile des Oberdecks explodierten und zahlreiche Holzsplitter flogen durch die Luft.
„Ich bin sicher, dass du das bist! Zeig dich und schau mir in die Augen! Los! Versteck dich nicht hinter dieser Illusion. SIEH MIR GEFÄLLIGST IN DIE AUGEN, WENN DU MICH HOLEN KOMMST!”
Stille – sie lag abermals auf dem Steinboden in der Kammer der alten Schriften, vor sich roch sie das qualmende Buch.
„Amun'ral! Geht es dir gut?” Siria war bei ihr. Die kleine Lamenis hatte es komplett von den Füßen geholt, sie hasste Magie, die sie selbst nicht im Griff hatte.
„Ja, ja … ich fühle mich nur, als ob ich mit dem Kopf ein Luftschiff zertrümmern wollte.”
„Was hat dir das Buch gezeigt?”
„Den Wahnsinn! Ich kann jetzt nachvollziehen, was Pretare bei ihrem Ende erlebt hat. Aber im Gegensatz zu ihr, hat mich das Buch wieder losgelassen.”
„Pretares Ende?” Die Alte hob den Kopf. „Feriosi, wolltest du Amun’ral in den Wahnsinn treiben?”
„Nein, das war nicht meine Absicht. Versteht bitte, das Buch ist eigensinnig. Es hätte etwas anders passieren sollen! Bitte lest weiter!”
Die Alte schlug ihr mit ihrem Stab ins Gesicht. Sie log, sobald sie den Mund aufmachte. Blut rann Feriosis Wange hinab. „Wir sollten es verbrennen, bevor es noch mehr Unheil anrichten kann!”
„Warte, Siria! Da ist noch mehr!”
„Und Feriosi direkt mit! Sie hat mich hintergangen …”
„Sie hat uns alle betrogen! Feriosi, was ist in diesem Buch versteckt?”
„Finde es raus! Öffne es einfach noch einmal. Bitte! Du wirst sicher fündig!”
Dieses Miststück wusste anscheinend genau, was die Illusion des Buches vermittelte! „Du bestehst mit jeder Faser deines Körpers aus Lügen, nur Trug und Verrat! Warum, Feriosi?”, schimpfte Siria aufgebracht. „Aber wir werden es herausfinden!”
Sie löste ein Seil, das ein morsches Regal sicherte, und schlang es der Verräterin um den Hals. Feriosi krächzte kehlig, als Siria sie über den Boden schleifte und an einem Balken aufknüpfte.
„Muss das sein?”, fragte Amun’ral verunsichert.
„Das werden wir gleich sehen. Warum, Feriosi?” Mit dem Fingernagel schnitt sie eine Wunde in ihre Stirn. Feriosis Haut verdunkelte sich. „Weil sie eine dreckige Hulune ist!”
„Siria, Ihr wisst nicht was Ihr tut! Ich trug diese Maske nicht um Euch zu täuschen! Bitte, Ihr müsst mir glauben!”
„Jilien? Das glaube ich jetzt nicht! Jilien, ich habe dir vertraut!”
„Du kennst diese Frau?”
„Sie hört sich an, wie eine Hulune, die ich vor fünf Wintern kannte. Aber es kann nicht Jilien sein, da Feriosi schon länger bei dir ist.”
Die Hulune, die wie diese Jilien klang schwieg. „Es ist nicht einfach, das wahre Gesicht dieses Volkes zu erkennen! Wir haben die Mal'Jaral nie verstanden, nur bekämpft!”
„Es ist an der Zeit, mein Schicksal zu fordern!” Amun’ral öffnete das Buch erneut.
„Oh! Ich halte das für keine gute Idee!”
Die Seiten pulsierten, während sich schwarze Zeichen auf dem Pergament manifestierten. Siria konnte die Farbe riechen. Wie von magischer Hand brannte sich ein Titel warm in den Rücken des Einbands.
„Die Illusion ist der Schlüssel! Das Buch zeigt sich nur dem, der seiner Furcht zu widerstehen vermag.”
„Das hohe Buch der elementaren Macht! Wir haben es unzählige Winter gesucht und dachten immer, es sei mit den letzten Hohepriesterinnen der Mal’Jaral verbrannt. Dabei lag es direkt vor uns!”
„Es war auch stets ein leeres Buch.”
„Das zudem neugierige Seelen in den Wahnsinn treiben konnte. Ich verfluche die Mal’Jaral!”
„Siria. Lies es mir bitte vor.”
„Ich kann die Schrift nicht lesen. Ich habe solche Schriftzeichen noch nie gesehen, sie bewegen sich auf dem Pergament.”
Feriosi tönte: „Ja, blättert weiter! Es lebt, es hat seinen eigenen Willen! Ihr müsst es verstehen!”
„Halt die Klappe! Deine Lügen werden dir nicht mehr helfen!”
„Die Mal'Jaral haben niemals einen verwaisten Thron vorgefunden. Wir konnten die Elementare zwingen, die verdammten Katzen
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