Ninis - Die Wiege der Baeume
ihr ernsthaft, dass ich mir von einer Kröte sagen lasse, wann ich Kinder haben werde?”
„Aber der Segen des Jaloper ist doch …”
„Schweig, Karlema! Wenn der Segen des Jaloper für meine Schwester den Tod brachte und ich mir ewig in der Nase bohren soll, kann ich gut auf Jaloper verzichten! ICH BRAUCHE IHN NICHT! War das verständlich?”
„Kind, was willst du machen? Du kannst doch nicht in die Kälte ziehen. Du sagst doch selbst, dass dort keiner überleben kann!” Penthe blieb ihr damals die Antwort schuldig, sie drehte sich einfach um und ging fort.
Es vergingen über sechzig Sonnenwenden, bis Penthe zurückkehrte. Levinie wusste bis heute nicht, was ihre Tochter in dieser Zeit gemacht hatte oder wo sie gewesen war. Sie hatte sich allerdings verändert, sie war spürbar gereift, als ob ihr nichts mehr Furcht einflößen konnte.
Levinie sah sie im Traum mit Yirmesa unter ihrem Herzen heimkehren. Das Gerede auf den Wegen von Menisis lag Levinie heute noch in den Ohren, die nahende körperliche Geburt war ein Eklat: Die Tochter von Levinie würde für alle sichtbar ein Kind zur Welt bringen und das ohne den Schutz des Jaloper!
Levinie erinnerte sich an die Worte von Karlema, die sagte, dass Penthe während der Geburt sterben würde. Diese Ignorantin hielt es für barbarisch, ein Kind mit Angst, Schmerz und Blut zu gebären. Sie zeigte Levinie alte Zeichnungen, die das Leid der Frauen bezeugten, die früher dabei oft ihr Leben lassen mussten. Leider fehlte Levinie damals der Mut, ihr zu widersprechen, wie auch, sie hatte es selbst nicht besser gewusst.
Im Traum von Yirmesa sah Levinie Karlema, die energisch auf Penthe einredete. „Kleine, ich meine es wirklich gut mit dir. Glaub mir, du bist auf dem falschen Weg. Du wirst diese Geburt nicht überleben! Es liegt nicht mehr in unserer Natur, solche Barbareien zu ertragen. Nimm bitte Rücksicht auf deine Mutter. Du möchtest doch nicht, dass sie weitere Qualen erleidet, oder?” „Nein.” Penthe wirkte verunsichert.
„Und sogar wenn dein Kind diese Tortur überlebt … ist sein Weg verflucht!”
Karlema legte fürsorglich ihre Hand auf den dicken Bauch von Penthe. „Trink das … und du wirst keine Schmerzen mehr haben.”
Levinie tobte vor Wut über den Versuch von Karlema, das Kind noch vor der Geburt zu töten.
Einen Moment später realisierte sie, dass sie sich im Traum von Yirmesa befand. Wie konnte sie von Ereignissen vor ihrer Geburt wissen? Oder war das alles ihr eigener Traum? Sie brauchte eine Weile, um über Fiktion und Realität zu befinden. Levinie wusste nicht, wie sie die Ereignisse zu Yirmesa führen sollten, es war doch absurd, sie als Neugeborenes zu retten! Sie wusste aber genau, dass ihre Kleine gesund auf die Welt gekommen war und auch, dass Penthe überlebt hatte.
Es gab zwar Momente während der Geburt, in denen Penthe schrie, als ob ihr jemand ein Zeichen auf den Hintern gebrannt hätte, aber nach der Geburt schienen alle Anstrengungen vergessen. Levinie hatte ihre Tochter nie glücklicher gesehen als in dem Moment, als die schreiende Yirmesa blutverschmiert auf ihrer nackten Brust lag.
Der Eissturm trug sie weiter, sie landete erneut im Rat der Lamenis. Diese Traumreise forderte alles von ihr, denn die Bilder aus dieser Zeit zehrten vehement an ihren Kräften.
„Werter Rat der Lamenis. Es ist gerade sechzig Sonnenwenden her, dass Penthe uns deutlich machte, was sie von uns hält. Unsere Gemeinschaft hat sich den Frieden teuer erkauft. Wir haben unsere animalischen Wurzeln überwunden.” Karlema machte eine kurze Pause. „Wir dürfen Penthe nicht erlauben, dass sie unsere Lehren verhöhnt. Ihr Kind ist verflucht! Es wird uns ins Unglück stürzen. Sie müssen uns beide verlassen!”
Jelor schaute sie an: „Ich weiß, dass deine Motive ehrenwert sind, aber ich verstehe nicht, welche Bedrohung von einem Kind ausgehen soll. Von Penthe habe ich, seit sie wieder bei uns ist, kein störrisches Wort gehört. Glaubst du nicht, dass sie ihre Lektion gelernt hat?”
„Es ist unsere Aufgabe, für das Wohl aller zu handeln. Ich plädiere dafür, Penthe anzuhören!”, warf Berlienies ein.
Einen Lidschlag später war Levinie wieder bei der folgenschweren Versammlung dabei, die damals, drei Tage nach der Geburt von Yirmesa, stattfand. Levinie hatte in endlosen Nächten mit Berlienies und Jelor über das Wohl aller, aber auch über ihre eigenen Interessen gesprochen. Beide waren bereit, Levinie in der
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