Ninis - Die Wiege der Baeume
zahlreiche Köpfe ihrer Feinde erhoben sich aus der Deckung.
„Ich habe jemanden für euch mitgebracht.” In ihrer rechten Hand zog sie eine Kette mit den beiden Feuerkatzen hinterher. Die Tiere hinkten, sie waren ein erbärmlicher Anblick. An einigen Stellen zeigten sich ihre bloßen Knochen, die das eingerissene Fell freigab. Die Augen träge, eine verlor sogar das Gleichgewicht und kippte neben Niavia um. Die fremden Krieger sollten ruhig zweimal hinsehen. Was jetzt folgen würde, hatten sich die Angreifer selbst zuzuschreiben.
Die Renelaten pausierten vermutlich nur, weil einige vor Lachen nicht zielen konnten. Zwei Pfeile schlugen dicht neben Niavias Kopf in den Baumstamm ein. Ein dritter Pfeil streifte ihren Unterarm. Blut rann die Kette herunter und tropfte einer Feuerkatze auf das Fell. Auch die andere bewegte sich mühselig zu ihr hin. Beide leckten ihren Arm ab, was die Leere in den Augen weichen lies. Das Leben kehrte in ihre Körper zurück – für einen Moment blickten sie Niavia voller Sehnsucht an, wenn sie es nicht besser gewusst hätte, sah es beinahe wie Dankbarkeit aus.
Ein vierter Pfeil verletzte Niavias Oberschenkel, sie sackte auf die Knie. Mit ihrer Hand voller Blut streichelte sie eine Feuerkatze über die Nase. „Nehmt mein Blut und macht sie fertig!”
Das verbliebene Blut an ihrer Hand schleuderte sie den verschanzten Angreifern entgegen, wobei nur wenige Tropfen den riesigen Bären trafen – aber die Feuerkatzen waren frei.
Niavia erschauderte über ihr eigenes Handeln, sie würde die Angst vor diesen Tieren niemals überwinden können. Im Gedanken spürte sie schon die brennenden Klauen an ihrem Hals. Diese Bestien gingen aber instinktiv auf den Eisbären zu. Sie atmete durch, denn trotz der barbarischen Art, in der man sie gehalten hatte, griffen sie keine Lamenis an.
Erschöpft beobachtete sie, wie feine helle Linien leuchtend das tote Fell der Feuerkatzen durchzogen. Die Muskeln bildeten sich von neuem, das Fell schloss sich und begann zu glühen. Die Tiere brannten jetzt wie ein Stück Kohle in der Glut, der Niederschlag zischte auf ihrem Fell. Die Bewegungen der Feuerkatzen waren nun geschmeidig und kraftvoll. Ihr Blick verlor binnen eines Lidschlages seine Trägheit, stechend und bedrohlich sahen sie nun die Eisbären an.
Den fremden Angreifern fiel die Heiterkeit jäh aus den Gesichtern. Noch bevor sie erneut ihre Waffen anlegen konnten, sprang eine Katze den Eisbären an, sie krallte sich in seine Seite und brannte sich in sein Fell. Der riesige Bär richtete sich auf und brüllte schmerzerfüllt. Die zweite Feuerkatze biss sich brennend an seinem Hals fest. Der Eisbär fiel krachend auf den Rücken. Dabei zerschmetterte er seinen Reiter und begrub zahlreiche Soldaten, die sich hinter einem Wrack verschanzt hatten.
„Macht sie fertig!” Niavia gönnte ihnen ein qualvolles Ende. Die Wunden des Eisbären wurden größer, sein nasses Fell dampfte, bevor es in Flammen aufging. Das Tier tobte, es versuchte vergeblich, die Feuerkatzen abzuschütteln. Sie sah, wie der Kampf der drei Gegner, einem brennenden Mahlstein gleich, alles, was in der Nähe war, zerstörte. Der Eisbär schnellte derart zurück, dass er einen Baum nicht nur entwurzelte, sondern glatt abriss. Wie Geschosse flogen die Holzsplitter durch die Luft. Die Angreifer in der Nähe wurden zerschmettert, aufgespießt oder verbrannten jämmerlich.
Der Bär bekam eine Katze mit dem Maul zu fassen und biss zu. Er schüttelte sie dermaßen, dass die Feuerkatze ihre beiden Hinterläufe verlor. Den restlichen Körper schmiss er gegen einen Baum. Die Knochen krachten und die Katze verdrehte den Kopf. Sie lag auf dem Boden und das Blut des Eisbären lief ihr aus dem Maul. Der durchdringende Blick erfasste den Eisbären erneut, die Knochen ihrer Schulter ragten blutig durch ihr Fell. Aber die Verletzungen bildeten sich zurück, an der Hüfte wuchsen der Katze neue Beine. Sie sprang den Bären erneut an und riss ihm den Vorderlauf ab. Diese Tiere waren verflucht!
Das weiße, kurze geschorene Fell des Bären war voller Blut oder verbrannt. Er stöhnte, kämpfte verzweifelt um sein Leben. Die andere Feuerkatze hatte sich in der Zwischenzeit tief in seine Seite verbissen, die Hinterbeine des Eisbären lagen bereits lahm auf dem Boden.
Verzweifelt schnappte der Bär nach der Katze an seinem Hals. Er bekam sie am Kopf zu fassen. Es krachte, der Eisbär zerbiss ihren Schädel, sein Maul brannte dabei lichterloh. Den
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