Ninis - Die Wiege der Baeume
vermögen. Kannst du dir einen Grund vorstellen, wie es dir gelungen ist, lebendig vor mich zu treten?”
„Eure Hoheit, Samuel war so freundlich, mich zu begleiten. Es hat mich niemand angegriffen. Als ich den Zugang zu den Korridoren gefunden hatte, war der restliche Weg sehr leicht.”
Sie wunderte sich darüber, dass sowohl Samuel als auch Königin Taral ihre Sprache ohne jeglichen Akzent sprachen.
„Eure Hoheit, ihr seht, was ich meine. Ihr könnt euch sicher vorstellen, welche Befürchtungen mir in den Sinn kamen.”
Seine Königin nickte Samuel zu. Neben den beiden standen weitere Feuerkatzen bei ihnen. Niemand sprach ein Wort, die Stimmung spannte sich an.
„Eure Hoheit, seid versichert, dass Euch weder von mir noch von den anderen meines Volkes Unbill droht.”
Die Königin lachte und die anderen Feuerkatzen lachten verhalten mit.
„Du bist schön wie der Morgen und du besitzt die Kraft, die Erde zu beugen, junge Lamenis. Leider verstehst du wenig damit anzufangen!”
Yirmesa fühlte sich völlig überrumpelt, sie verstand nicht, was Taral ihr sagte. Sie überlegte sich eine gute Frage, um nicht erneut ausgelacht zu werden.
Taral kam ihr zuvor: „Es gab eine Zeit vor den Lamenis, als der Berg glühte und wir die Oberfläche bewohnten, wir waren wie Kinder. Damals gab es keine Bäume im Jabarital. Aber die Zeiten haben sich geändert, das Feuer sickerte in die Erde und aus der Asche erblühte das grüne Leben. Wir passten uns an und bauten Mardana im Schutz der Tiefe. Damals gab es viele Wege, die nach oben führten. Wir hüteten die ersten Bäume, damit wir sie nicht versehentlich verbrannten. Schließlich sorgte der Halion für uns alle.”
Sie kannten den Halion? Das war wunderbar. „Der Halion, ihr meint den Baum Halion?”
„Mein Kind, der Halion ist kein Baum, aber er lernte die Bäume zu lieben. Es gab eine lange Zeit, in der die Feuerkatzen und die Bäume wie Geschwister lebten. Der Halion schuf ständig neues Leben, und aus einer besonderen Laune heraus entstanden die ersten Lamenis. Ihr wart so wild und ungestüm, ihn amüsierte euer animalisches Verhalten, da ihm die Feuerkatzen schon zu lange vertraut waren. Später verloren der Halion und seine Bäume ihr Interesse an uns und verbannten uns in die Tiefe.”
Die Worte verwirrten sie. „Wieso konnten wir nicht gemeinsam unter der Sonne leben? Es gibt doch genug Platz im Jabarital.”
„Das dachten wir anfänglich auch, bis uns der Halion verdeutlichte, dass wir seine Bäume gefährden. Er befahl uns unter die Erde. Wir lehnten uns auf und spürten zum ersten Mal seinen Zorn! Die Bäume vertrieben uns und verschütteten alle Zugänge nach Mardana. Mit der Zeit vergaß der Halion, dass es uns gab. Falls sich zufällig Feuerkatzen an die Oberfläche verirrten, spaltete der Halion ihre Zungen und verfluchte sie, ewig zu sterben!”
Yirmesa lauschte aufmerksam: „Ich kann kaum glauben, dass wir über denselben Halion sprechen. Der alte Baum war schon immer für uns da.”
„Kind, glaube mir, es ist derselbe. Wir haben damals überlebt, weil wir in der Tiefe blieben. Uns schützte die Hitze des Berges. Keine Wurzel eines Baumes, kein Tier und auch kein Lamenis konnten bisher lebendig zu uns vordringen.”
„Wieso nicht? Wir hätten doch nur ein Loch graben müssen und wären auf einen der Gänge gestoßen. Natürlich nur, wenn die Lamenis von euch gewusst hätten.”
Taral lachte erneut. Samuel blickte ihr in die Augen: „Kind, alles Leben, was du kennst, vergeht in Mardana. Der Ichilee brachte, in jüngeren Zeiten, eher zufällig die Ersten von euch zu uns. Kein Lamenis erblickte je die Kuppel von Mardana, sie vergingen alle in der Hitze der oberen Korridore.”
Königin Taral klang nachdenklich. „Und heute stehst du vor uns und hast diesen Weg überlebt.”
Yirmesa verstand jetzt die Worte von Samuel und was an ihr bemerkenswert war. „Aber das ist doch großartig. Wir können die Gänge wieder öffnen und unsere Völker können sich kennenlernen. Wenn wir Lamenis inzwischen eure Hitze vertragen, können wir euch besuchen. Berlienies versteht sich sehr gut mit dem Halion. Und ich glaube nicht, dass er euch noch böse ist. Stellt euch vor, ihr könnt wieder die Sonne sehen!” Yirmesa sprudelte voller Euphorie.
„Dein Herz ist rein, junge Lamenis. Ich würde wirklich gerne in die Sonne blicken. Aber wir werden uns nicht beugen!” Die Führerin der Feuerkatzen wirkte jetzt entschlossen. „Bist du alleine zu uns
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