Ninis - Die Wiege der Baeume
lauwarmes Wasser anfühlte. Den Versuch, sich selbst zu erklären, ob sie tot sei oder nicht, gab sie kopfschüttelnd auf. Sie dachte nur an ihre Flucht. Schließlich fand sie die offenen Kanäle von Mardana schneller als erwartet. Sie kletterte an einer Hauswand hoch und beäugte ungläubig, wie Metalltropfen von ihrer Haut abperlten.
Die Feuerkatzen sammelten sich auf einem größeren Platz vor dem Palast von Königin Taral. Samuel stand auf einer Erhöhung, er sprach darüber, dass in Kürze die Weihe zweier junger Feuerkatzen stattfinden würde. Die Kinder von Königin Taral waren erst vor wenigen Tagen zur Welt gekommen.
Yirmesa wunderte sich, dass sie plötzlich jedes Wort der Feuerkatzen verstand. Sie sprach nacheinander einige Worte in beiden Sprachen. „Na gut, ich verstehe jetzt diese blöden Katzen und mein Hintern ist feuerfest! Das reicht für heute, ich muss hier weg!”
Sie blickte an ihrem nackten Körper hinunter: Alle Wunden waren verschwunden, ihre Haut wirkte bronzeartig und makellos. Auf dem Oberschenkel konnte sie flüchtige rote Linien erkennen: Die Runen zeigten sich und verblassten wieder, es waren dieselben unbekannten Schriftzeichen, die sie zuvor auf den Steinen der Korridore gesehen hatte. Sie konnte sich allerdings die Bedeutung der Schriftzeichen immer noch nicht erklären.
Hier in der Stadt konnte sie nicht bleiben und der Weg, der sie hergebracht hatte, bedeutete eine Sackgasse. Sie tauchte wieder in das heiße Metall, es musste einen anderen Weg geben. Wasser, im Gedanken sah sie Wasser. Wasser das sie bei den großen Steintürmen verdampfen gehört hatte! Hoffentlich waren die Wasserzuflüsse groß genug und führten nach oben, ansonsten würde ihre Flucht nicht besonders lange dauern.
Nach einer Weile fand sie eine Kaverne neben dem Raum, in dem Samuel sie in das silberne Metall gestoßen hatte. Eigentlich war es eher eine Höhle, bei der nur der Torbogen bearbeitet war. In nahezu völliger Finsternis, das einzige Licht stammte von der silbrigen Oberfläche des Metallsees, stieg Yirmesa an einer flachen Stelle auf den Felsen und ging durch den Torbogen. Der Korridor wirkte wie seit langem verlassen, nur vereinzelte Leuchtkäfer gaben ein äußerst dürftiges Licht ab. Yirmesa ging leicht gebeugt durch den Gang. Erneut stieß sie auf eine Treppe, die nach oben führte. Die Stufen waren verwittert, diesen Teil von Mardana nutzten die Feuerkatzen offensichtlich schon seit langer Zeit nicht mehr. Nach zwei Treppenwendungen folgte ein weiterer langer Gang.
„Mist!” Sie hatte keine Ahnung, wie sie hier wegkommen sollte. Ein Geräusch, weit entfernt, aber hörbar. Sie legte sich auf den Boden, presste ihr Ohr auf den Stein und lauschte. Es waren weitere Stimmen zu hören, die unter ihr durch den Boden drangen. Die Wachen der Feuerkatzen hatten sich zum Glück anders angehört. Yirmesa suchte an den Seiten nach einer Möglichkeit, in die Räume unter ihr zu gelangen. Zwei Schritte weiter erübrigte sich d as Problem, einen Weg zu finden: Unter ihr brach der Boden ein und sie fiel in eine Kammer voller Kleidung.
„Aua!” Yirmesa schaute sich um und schmunzelte. Sie stand auf und rieb sich den Po, der ihren Sturz unsanft abgefangen hatte. Die Neugierde überflügelte schnell den Schmerz, denn es sah so aus, als wäre sie in die Schlafräume einer hohen Persönlichkeit gefallen. Sie sah an der Wand die lange weiße Robe, die Königin Taral im Thronsaal getragen hatte. Die Pracht dieser Kammer versetzte sie in Entzücken.
„Sieh' an! Wessen Kleiderkammer das wohl ist, werte Königin? Du bist ja noch schlimmer als Karlema.”
Yirmesa brauchte Kleidung, sie zuckte aber nur mit den Schultern, da die Kleidersitten von Zwei- und Vierbeinern doch ziemlich unterschiedlich waren. Normalerweise störte sie ihre Nacktheit wenig, nur wollte sie nicht gerade derart ohne irgendetwas heimkehren. Sie lachte, weil sie ans Heimkehren dachte und daran, Levinie in ihre Arme zu schließen. Nein, sie würde nicht umkehren, sie würde das Jabarital verlassen! Ein Grund mehr, Kleidung zu finden. Sie nahm die weiße Metallrobe und legte sie über die Schulter, mit einer dünnen Kette an der Taille gab sie der Robe Halt. Ein Metallgewebe solcher Art hatte sie noch nie in den Händen gehalten, es war leicht und glänzte seidig.
Yirmesa schaute sich um und ging in den benachbarten Raum, das Licht kam hier ebenfalls von Glaskugeln an den Wänden. Auf dem Boden lagen erhöhte Steinplatten, bei denen sich
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