Ninis - Die Wiege der Baeume
Glück hatte sie in der Vergangenheit nie jemanden gefunden.
„Schade, dass sie verblendet in den Tod rennen.”
Siria blieb vor der Kerkertür stehen. „Das ist wirklich ein Jammer.”
„Wer seid ihr?”, fragte der Wachoffizier streng. „Ich habe Befehl von Dalor Serpent, niemanden durchzulassen!” Der sollte noch mal fragen, wer sie war und sie ließe ihm dafür die Fußnägel herausziehen.
Feriosi schubste ihn an: „Das ist die Schattenseherin Siria! Bitte sage mir nicht, dass du sie nicht erkennst!”
Seine Muskeln machten sich gut in der Rüstung. Nur hatte es sicherlich einen Grund, warum Serpent ihn nicht aus dem Keller ließ. Der junge Prinz war gerissen und kälter als ein Amboss im Schnee.
„Du Trottel, wie oft habe ich dir gesagt, mehr Fackeln an die Wand zu hängen!”, raunzte er den jüngeren Wachsoldaten neben sich an und schlug ihm ins Gesicht.
„Welche Ehre, Euch zu begegnen, werte Schattenseherin Siria. Bitte entschuldigt, dass ich Euch bei dem schlechten Licht nicht sofort erkannt habe. Dafür werde ich dem Jungspund Manieren beibringen!” Er verbeugte sich galant.
Eine beachtliche Linke, sofort einen Schuldigen gefunden und eine charmante Art, ihren faltigen Bauch zu pinseln; aus ihm könnte vielleicht ja doch noch etwas werden. Siria nickte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren und ging mit Feriosi durch die hastig geöffnete Tür in ihr Refugium.
Der Kerkermeister versorgte gerade den Anführer der Assassinen mit einer Kräutertinktur, da dessen leere Augenhöhlen recht unansehnlich bluteten. Eine Schande, hier war doch kein Lazarett! Jetzt musste ihr Kerkermeister schon die Gefangenen aufpäppeln, die Amone ihnen beschert hatte.
„Wo sind seine Augen?” Siria ärgerte sich. Der Kerkermeister und die beiden Wachen zuckten ängstlich mit den Schultern. Wie sollte sie nur arbeiten, wenn diese Idioten ständig die Augen übersahen? Augen waren das Fenster zur Seele. Obwohl, wenn sie sich das Schweinegesicht ihres Kerkermeisters so anschaute, wer würde da schon hineinsehen wollen?
„Macht Platz! Lass mich zu ihm!” Sie schaute auf den gebrochenen Hulunen, der nahezu regungslos am Boden lag. Seine flache Atmung zeigte, dass er es nicht mehr lange machen würde. „Der ist ja schon fast tot!” Der war eindeutig Amone über den Weg gelaufen, jedes verrostete Stück Eisen war barmherziger als diese alte Hexe. Dieses Miststück wollte ihr einfach nicht den Trick mit den Augen verraten.
„Scher dich da weg! Ich will die andere sehen!”
Die weibliche Assassine hing nackt in Ketten an der Wand. Sie war bei Sinnen und bis auf ein paar Schrammen am Kopf unverletzt. Ihre Augen wüteten.
„Oh! Da fühlt sich aber jemand noch kräftig!” Das mochte sie, gefangen in aussichtsloser Situation und noch Feuer in den Augen. Sie würden viel Spaß zusammen haben!
„Die hübsche Nase und deine blonde Haare, ich bin sicher, dass sich der Kerkermeister schon die ganze Zeit auf dich freut. Aber wir wollen ihn nicht länger mit deiner falschen Haut verwirren. Zeige mir, wie du wirklich aussiehst!”
Siria leckte ihren Daumen und strich damit über das Auge der Gefangenen. Die Hulune drehte angewidert den Kopf auf die Seite. Schwarze Schuppen drangen durch ihre Haut, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Ihre Lippen bebten, sie spuckte Siria an, während dem Schweinegesicht des Kerkermeisters deutlich die Enttäuschung über ihr wahres Antlitz anzusehen war.
„Siehst du, jetzt weiß ich, wie du aussiehst. Es wäre doch ein Jammer, einen solch schönen Körper achtlos wegzuschmeißen.”
Siria brauchte sie nichts fragen, wusste sie doch schon alles. Aber die Hulune sollte auch so blieben wie sie war, denn wenn sie wie eine nackte Renelatin aussah, brachte sie nur das Schweinegesicht auf dumme Gedanken. Mit dem Fingernagel brannte ihr Siria eine tiefe Narbe über die Schuppen ihrer Nase. Die Gefangene schrie und verlor vor Schmerz das Bewusstsein.
„Hör auf, sie anzugaffen! Sie ist eine Hulune, die haben keine Löcher, wo du sie gerne hättest! Mach die Ketten ab und sperre sie in eine Zelle. Sie wird sich nicht mehr verwandeln – sorgt dafür, dass sie morgen zur Verhandlung gebracht wird! Verstanden?”
Keiner wagte es, ihr zu widersprechen. Sie ging zu der Wache, nahm sein Schwert und bohrte es dem Hulunen ohne Augen durch die Brust. Alles musste man selbst machen! Er starb mit einem leisen Stöhnen. Feriosi zuckte zusammen, bisher hatte sie ihr nur teilnahmslos zugesehen. Die
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