Ninis - Die Wiege der Baeume
Katzen. In ihrem Traum warf sie sogleich ein Rudel Katzen ins Meer, die sich instinktiv an der immer noch im eisigen Wasser unermüdlich zappelnden Feriosi festkrallten. Ein gelungenes Bild.
„Ja, ich habe dich gehört! Du kannst aufhören, gegen meine Kammer zu poltern”, knurrte Siria.
„Soll ich Euch beim Ankleiden helfen?”
Die Göre sollte sie nicht hetzen . „Warte einfach, mein Kind, ich bin gleich so weit!” Sie erhob sich von ihrer Holzpritsche und spürte sogleich einen grässlich kalten Luftzug, die verdammten Holzscheite im Kamin waren bereits erloschen. Hastig nahm sie den kleinen Tiegel, der an ihrem Kopfende lag, öffnete ihn und schmierte sich den Rücken in Höhe der Lenden ein. Ihr Kreuz würde eines Tages ihr Ende sein, dieses nasskalte Gemäuer zog ihr die Seele aus den Knochen!
„Werte Schattenseherin Siria?”
„Ja, ich komm’ ja schon!” Wenn die Nervensäge sie weiter bedrängte, würde sie schon noch sehen, was sie davon hatte.
Siria schloss den Tiegel und verscheuchte eine vorwitzige Fliege. Mistviecher, die konnten sie fressen, wenn sie tot war! So lange würde das ja nicht mehr dauern. Sie zog sich an, nahm ihren verknöcherten Stab und öffnete Feriosi die Tür.
„Ich grüße Euch. Die Obere bittet Euch, schnell zu kommen! Oh, bitte verzeiht … ich bin heute so aufgeregt, die ganzen Soldaten und … die Obere hat mich persönlich angesprochen!”, sprudelte es aus ihrer Schülerin heraus. Siria schaute sie nicht an und lief leicht gebückt an ihr vorbei. Was war denn mit der los? Die hatte Amone doch nicht zufällig zu ihr geschickt!
„Kind, konzentrier dich bitte auf den Weg. Mein trübes Auge, du weißt! Nimm meinen Arm und achte auf die Stufen!”
„Oh, bitte verzeiht. Natürlich passe ich auf Euch auf! Diese Korridore sind nachts immer ein Graus. Ich wäre selbst schon einmal beinahe hingefallen, und dabei sind meine Augen jung. Diese Fackeln, nein, es gibt einfach zu wenig Fackeln in diesen Korridoren”, fuhr sie voller Elan fort. Ihre Schülerin war heute anstrengend.
„Du bist ein gutes Kind. Ich werde dich bei der Oberen lobend erwähnen!”, sagte Siria in mütterlichem Ton und stellte sich dabei vor, wie Feriosi den König persönlich betreuen durfte! Das perverse Schwein würde ihre lose Klappe schon stopfen.
„Oh, danke! Wie wird man eigentlich eine Schattenseherin wie Ihr? Könnt Ihr mir einen Rat geben?”
Feriosi, eine Schattenseherin? Niemals, sie würde ewig blind bleiben! Jede Novizin durfte sich nach ihrem Gelübde Seherin nennen und keine von denen sah mehr als ihre Augen ihnen zu zeigen bereit waren. Neben Siria, waren Amone und Lorias die einzigen Schattenseherinnen im Orden.
„Du musst hart arbeiten und immer an dich glauben! Die Weisheit findet die ihren im Schlaf!”
„Ach, was würde ich nur geben, um König und Orden mein ganzes Leben lang zu dienen!” Langsam mochte sie die Kleine. Die war genauso dämlich, wie sie selbst früher gewesen war. Wenn Siria doch damals bloß ihre Schnauze gehalten hätte.
Sie blickte auf den Schatten von Feriosi, welchen das fahle Licht auf den Steinboden warf. Sie sah eine schlanke Statur und lange Haare. Der Schatten ließ sie tief in die Seele von ihr blicken: Ein offenes Herz, Hingabe und der feste Glaube an den Orden.
Siria zwang sich zu einem Lächeln. „Kind, du wirst sicherlich deine Bestimmung finden.” Feriosi nickte zufrieden. Naiv, treu und gut aussehend, sie war das perfekte Frischfleisch für die Seherinnen.
„Was will Amone von mir? Du sagtest, es gab wieder ein Attentat auf König Hasis?” Die beiden gingen durch die Wachhalle. An einer Seite hing ein riesiger Wandteppich, der König Hasis hoch zu Pferd zeigte, wie er mit erhobenem Schwert und glänzender Rüstung seinen dunklen Widersacher, eine Drachengestalt, erschlug und seine Dynastie begründete. Siria schmunzelte, damals hatte das Pferd seinen dicken Arsch noch getragen, als er feige seinen Vater meucheln ließ. Na, immerhin war er damit seinem Bruder zuvorgekommen. Was für eine Familie, sein Vater war zwar ein ebenso tyrannischer Despot wie er, nur war Hasis eindeutig der bessere Soldat. Siria hätte seinem Vater damals gerne persönlich den dürren Hals durchgeschnitten, aber Amone, diese Hure, war schneller.
„Ja, es gab erneut einen Anschlag. Ich führe Euch in die Räume, in denen die Angriffe stattfanden. Die Obere möchte, dass Ihr Euch selbst ein Bild macht und später zwei Gefangene verhört. Ich soll Euch
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