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Ninotschka, die Herrin der Taiga

Ninotschka, die Herrin der Taiga

Titel: Ninotschka, die Herrin der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erster vor. »Es hat keinen Sinn, sich zu weigern. Wir alle haben keinen Willen mehr. Wir müssen gehorchen. Laßt uns vernünftig sein, Brüder.«
    Er setzte sich auf den Schemel, schob seine Hosenbeine hoch und schloß die Augen. Der Schmied riß eine Kette aus dem Schlitten. Die Schlösser der beiden Ringe schnappten knirschend zu. Trubetzkoi blieb sitzen. Er atmete mit halbgeöffnetem Mund, als bekäme er keine Luft mehr, und ihm war, als ziehe von den gefesselten Knöcheln ein Eisstrom durch den ganzen Körper und lähme ihn völlig.
    »Der nächste«, sagte der Schmied aus Perm gleichgültig. Er hatte schon Hunderten von Sträflingen die Ketten um die Fußknöchel gelegt. Er hatte Gebrüll erlebt, unflätige Beschimpfungen, Flüche und Drohungen, Tränen und Gebete … Für ihn war das eine Arbeit wie jede andere. Ob man ein Pferd beschlug oder einen Menschen in Ketten legte – wo war der Unterschied?
    Trubetzkoi erhob sich. Taumelnd ging er ein paar Schritte. Die schwere Kette klirrte über den Boden. Der Fürst konnte kaum die Füße heben und begann zu schwanken. Borja Tugai sprang nach vorn, stützte ihn und führte ihn zurück in die Gruppe der Deportierten.
    »Es sind Zentnergewichte«, sagte Trubetzkoi leise. »Es ist eine ganze Welt an Scham und Verzweiflung, die an den Füßen hängt.«
    Er blickte Murawjeff an. »Jetzt Sie, Graf …«
    Und Murawjeff gab seinen Widerstand auf. In seinem schönen Frack trat er nach vorn und setzte sich auf den Schemel. Der Schmied blickte ihn unschlüssig an. »Die Hosenbeine hoch«, sagte er endlich.
    Murawjeff schüttelte den Kopf. »Leg die Ketten um die Hosen. Schmuck trägt man auf dem Frack, nicht darunter. Außerdem werden deine Ketten länger halten als mein Hosenstoff.«
    Es klirrte, als die Ringe zuschnappten, und Murawjeff verspürte das gleiche eisige Gefühl wie Trubetzkoi, das von den Füßen bis zum Herzen quoll. Murawjeff erhob sich, nahm die Ketten mit beiden Händen, drückte sie gegen die Brust und kehrte so, mit kleinen Schritten, zu den anderen zurück.
    Draußen hämmerte jemand gegen das Stalltor. Ein Soldat öffnete, und der Postmeister Aljoscha stürzte herein.
    »Hilfe!« schrie er. »Ich brauche Hilfe, Euer Hochwohlgeboren! Die Frauen … Das sind keine Frauen mehr, es sind wahre Teufel! Eingeschlossen habe ich sie, wie befohlen, aber jetzt zerstören Sie das Innere des Hauses. Sie schlagen die Fenster ein und werfen nach mir mit Holzscheiten. Einige wollten sogar aus dem Fenster springen, wir mußten sie mit Gewalt zurückdrücken. Kommen Sie mit, Herr Oberst, selbst die Kosaken haben Angst vor diesen Weibern! So etwas hat es noch nicht gegeben!«
    Globonow blickte zurück auf die Sträflinge. Vier hatten jetzt ihre Fußketten um, auf dem Schemel hockte gerade der Gardeleutnant Borja Tugai.
    »Warum das alles?« fragte Globonow. »Warum dieser Aufruhr unter den Frauen? Was ändern sie denn damit? Es kostet nur Kraft, und die brauchen sie für die Monate, die vor ihnen liegen.«
    Dann folgte er dem Postmeister nach draußen.
    Nach einer Stunde war das Anlegen der Ketten beendet. Ein lautes, unheimliches Klirren erfüllte die Scheune, denn jede Bewegung der Füße ließ die eisernen Glieder aufklingen.
    Die Frauen in der Poststation hatten sich dank Globonows Eingreifen auch beruhigt. Sie standen dicht gedrängt an den drei eingeschlagenen Fenstern, die Pelzkragen ihrer Mäntel hochgeklappt, und warteten auf das Erscheinen ihrer Männer. Noch immer riegelten die Kosaken das Haus ab.
    Draußen fuhren die Transportschlitten vor. Von der anderen Seite näherten sich die Schlitten der Frauen mit ihren dickvermummten Kutschern. Es war ein klarer, eisiger Tag; der Schnee knirschte wie brechendes Glas, wenn man darüber ging.
    Der Feldwebel Posnakow suchte seit einer Stunde fluchend den Wachsoldaten Jefim. Aber niemand hatte ihn gesehen. Er hatte Wache gehalten und war nicht zurückgekommen. Die Ablösung hatte sich zwar darüber gewundert, aber Jefim trank gern, und so glaubte man, er liege irgendwo im warmen Stroh und schliefe seinen Rausch aus.
    »Oder er ist weggelaufen!« brüllte Posnakow. »Aber man wird ihn einfangen und ohne große Umstände aufhängen, diesen Hund!«
    Das Doppeltor der Scheune wurde geöffnet. Die Kosaken griffen an ihre Säbel.
    »Da kommen sie!« rief eine Frauenstimme. »Unsere Männer kommen!«
    Zuerst erschien Oberst Globonow. Auf seinem Holzbein hinkte er über den abgesperrten Platz. Sein Bursche warf ihm den dicken

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