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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kyprophraigen, pfählte in regelrecht quer durch den Leib. Eine Sekunde der Pause, dann brach der Schrei der Kreatur erneut los, diesmal in einer anderen Tonlage, von anderem Charakter.
    Der Keil, der von Jags Fuß kaum berührt worden war, hatte im Moment der Schockwelle, die von der Zerstörung des zweiten, vom Blitz des Kyprophraigen getroffenen ausging, nur des kleinsten Impulses bedurft, um wie ein vom Druck getriebener Korken aus seiner Ummantelung durch den Steinsockel herauszuschießen.
    Auric sprang in Deckung, als ein großer Trümmerbrocken von der Decke, dort wo der Keil wie ein Geschoss eingeschlagen war, herabkrachte. Er verfehlte den Kyprophraigen, er verfehlte Umanákhu. Trümmerstaub stieg auf, hüllte die gepfählte, kreischende Gestalt ein. Ein Staub- und Trümmerregen prasselte von der Decke herab.
    Lichtbogen fraßen sich durch das dichtere Medium des alles erfüllenden Staubs. Sie entströmten den Sockeln, in denen die Keile gesessen hatten. Auric sah die Gestalten seiner Söldnerbrüder durch die Wolken von Staub laufen, konnte sie aber nicht unterscheiden. Ein Donnerschlag ging durch die Erde. Das ganze Bauwerk bebte, als hätte jemand eine Axt auf eine hölzerne Tischplatte geschmettert. Ein schweres mahlendes Vibrieren lief unter dem Stoff der Welt entlang und drang durch alle Poren und Ritzen in die Materie ein. Strömte mit ungeheuerer Wucht in die zentrale Steinplatte. Ein gewaltiger Schlag ging durch sie hindurch. Begleitet von untergründigem Grollen. Die Steinplatte barst in tiefen Rissen. Durch das zerschlagene Siegel stieg in Güssen von Licht eine gefangene Entität auf. Schleier, Ströme stiegen durch Staub und Trümmer empor zur Decke des Raumes. Das Schreien stürzender Gestirne war im Chaos entfesselt. Ein wahnsinniger Geist erwachte und erkannte, dass seine Glieder von Licht verbogen und zersplittert waren. Dass seine Gedanken rasten wie Sonnenfeuer. Dass ihm Gewalt angetan worden war. Dass er nicht mehr wusste, wer er war, was er gewesen war. Dass er sich selber nicht mehr erkannte. Auric war von etwas berührt worden, was ihm nicht anstand. Etwas war für einen Moment verwirrt worden, die Ordnung von Welt und Geist und Gedanken sinnlos gewürfelt und falsch geschichtet. Barrieren waren eingerissen worden. Etwas ergriff ihn und ließ ihn taumeln. Er war jenseits des Schauderns. Er war in Helligkeit, die Gedanken verbrannte und verwandelte.
    Auric drehte sich auf dem Fuß um und rannte los. Keinen Gedanken an die anderen verschwendend. Jeder mit nur einem Funken Verstand, würde rennen, was das Zeug hielt, würde sehen, dass er hier wegkam.  
    Nur raus hier.

    Erst als sie die freie Fläche unter dem Felssockel erreichten, blickten sie sich zum ersten Mal um. Erst jetzt, wagten sie, inne zu halten, da der Boden zum ersten Mal wieder nicht unter ihren Füßen schwankte und vibrierte, da sie nicht mehr durch einen Rachen von Felszähnen rannten, die jeden Moment drohten, über ihnen zusammenzustürzen.  
    Das Donnern und Rumoren schien in diesem Moment einen neuen Grad zu erreichen. Das ganze Bauwerk und der Sockel zusammengewachsener Felssäulen, auf dem es errichtet war, bebten sichtbar. Staubwolken stiegen durch das eingebrochene Dach des Mittelbaus in den Himmel. Einer der stoßzahnähnlichen Türme zu beiden Seiten des Bauwerks schwankte, schien wieder ins Gleichgewicht zu finden, schwankte wieder, diesmal stärker und stürzte mit donnerndem Krachen in den Mittelbau. Eine weitere, größere Wolke von Staub stieg daraufhin empor, in deren Bauch allmählich ein gelbgrünes Leuchten heraufglomm und sich grell blähte, den Wolkenrand schließlich durchstieß. Träge wirbelnde Helligkeit brach sich daraus frei, dehnte sich aus und umgab die Staubschleier und -Fahnen wie eine tanzende, fluktuierende Aureole.  
    „Da! Es ist wieder da“, sagte der Senphora, Augen wie zwei O‘s, zwei runde, blanke Knöpfe eines staunenden Kindes, der Mund ein drittes unschuldiges O.
    Sie hatten vor dem bebenden, schwankenden Bauwerk ein Wiedersehen mit dem verletzten Korporal gehabt, das ein gezogenes Schwert und einen leichenblassen, eingeschüchterten Senphoren involviert hatte. Ein Geistesbote, dessen Tod Auric nicht auf sein Gewissen laden musste. Obwohl er deswegen keine schlaflose Nacht erlitten hätte.
    Der Korporal, der von Jagnar und Umanákhu gestützt wurde, drehte sich zu ihm um.
    „Was ist wieder da?“
    „Der Block ist verschwunden. Ich kann wieder eine Verbindung zum

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