Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
hatte weder Arm noch Hand noch Bein verloren. Einer aus einem anderen Trupp, dessen Überlebende sie eingesammelt hatten, fing plötzlich an, manisch Blätter in sich hineinzustopfen und zu fressen. Er brabbelte irgendwas davon, er müsse mit diesem fremdartigen Wald eins werden und deshalb so viel wie möglich von ihm in sich aufnehmen. Panik und die merkwürdige Drogenlogik des Rott hatten sich im Zusammenbruch seiner geistigen Bastionen miteinander vereint. Sie hatten versucht, ihn davon abzuhalten, aber er hatte nur ununterbrochen „Muss Teil des Waldes werden. Muss Teil des Waldes werden. Nur so können sie mich nicht kriegen.“ wiederholt. Irgendwann hatten sie es aufgegeben. Der Versuch selber in dieser chaotischen Hölle zu überleben und die Verwundeten mitzuschleppen hielt sie genug auf Trab und ließ kaum Kapazitäten für viel anderes frei. Am besten noch waren die im Schockzustand: wie gelähmt und man musste sie in eine Richtung antreiben, damit sie etwas machten. Die, die von sich aus etwas taten – immer unfehlbar etwas Dummes –, die machten echten Ärger.
    Hinter ihnen brannte der Urwald nach einem erneuten Bombardement haushoch in geschlossener Flammenwand. Wie eine Walze kochte die Hitzeflut über sie hinweg. Funkenschwärme brannten kleine rote Bisse in ihre Haut und versengten ihre Haare.
    Auric hatte den Überblick verloren, den wievielten Beschuss durch Feuerbälle sie durchgestanden hatten; manche Salven gingen ineinander über. Immer wieder hatte das Flammenbombardement sie gezwungen, die Richtung zu wechseln. Immer wieder waren sie in Kommandos von Spitzohren hineingerannt.
    Sie hatten sich mit anderen Trupps zusammengeschlossen und waren erneut dezimiert worden. Manche waren einfach planlos losgelaufen und direkt in diese Armbrustfallen gerannt, hatten bei ihrem Herumstolpern den Auslöser erwischt, und eine vorbereitete dichtgepackte Salve rasender Bolzen hatte sie klatschend durchsiebt.
    „Natter, hör mir zu!“ Natter brüllte weiter. „Natter, hör mit zu!“ Er klatschte ihm eine auf die Backe. Natter verstummte, starrte ihn aus vom Irrsinn gezeichneten Augen an: So viel Weiß hatte er noch nie in einem Augenpaar gesehen, vielleicht lag es auch am Ruß, der es umgab. „Natter, hör zu. Wir bringen dich hier raus. Wir kommen hier raus. Wir müssen alle nur den Kopf behalten.“ Als ob für Natter, was das anging, das Boot nicht schon längst abgefahren war.
    „Die Salven hören auf. Was jetzt?“, fragte Jag, der neben ihm im Dreck der Böschung lag.
    „Sarge?“
    „Keine Ahnung, wo Demokris ist. Hab ihn, seit dem letzten Angriff nicht mehr gesehen.“ Jag rief über die Schulter hinweg nach hinten: „Hat einer den Sarge gesehen?“
    Keine Antwort.
    „Dann müssen wir uns nach eigener Fasson durchschlagen“, meinte Jag trocken. „Bis wir einen Trupp mit einem Sarge oder Leutnant finden. Oder auch nicht. Mach deine Ansage, Alter!“
    Auric warf Jag einen kurzen prüfenden Blick zu.
    „Du kannst das“, sagte Jag. „Ich kann Randale machen.“
    „Wir gehen zu dem Fluss, den wir vorhin durchs Unterholz gesehen haben. Die Flüsse im Becken fließen Richtung Westen. Das bringt uns hier raus.“

    Fast hätten sie Demokris gar nicht bemerkt. Anscheinend hatte ihr Sergeant das erreicht, was der Blätter fressende Soldat mit seinem verrückten Vorgehen bezwecken wollte.
    Auric schob gerade einen dichten Vorhang von Schlingpflanzen beiseite, als sich Crussavs Hand auf seine Schulter legte und dessen deutender Finger seinen Blick zur Seite lenkte, auf den mächtigen Stamm eines Baumes direkt neben ihm.
    Dort aus der vermoosten Höhlung zweier miteinander verwachsener Strünke starrte Demokris sie aus blicklosen Augen an. Er wirkte wie mit dem Baum eins geworden. Sein Rücken schmiegte sich tief in die Kuhle, nur seine Arme standen leicht schräg abgewinkelt hervor, wie die Stümpfe von abwärts ausgreifenden Ästen. Ein gutes Dutzend schwerer Armbrustbolzen hatte ihn glatt an den Stamm genagelt. In den Abständen eines regelmäßigen Musters staken sie aus seinem Leib heraus wie die Stacheln aus der Frucht einer Kastanie.
    „Da ist er also abgeblieben.“
    „Das muss mitten in einem der letzten Angriffe von Spitzohren-Kommandos passiert sein, als jeder genug damit zu tun hatte, sich ihre verdammten Elfenklingen vom Leib zu halten. Er ist einen Schritt zur Seite getreten – im Kampf, was weiß ich – und ist mitten in eine ihrer Armbrustfallen hineingerannt.“
    „Arme

Weitere Kostenlose Bücher