Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Verhaltensweisen für den Gruppenkampf zu finden. So werden wir‘s lernen, verfeinern und schließlich vervollkommnen, von Tag zu Tag.“
Sein Blick wanderte vom stirnrunzelnden Gesicht Kudais hinab zu Ku Zwei, der ihn im Schlamm sitzend hechelnd und schwanzwedelnd aus großen Hundeaugen anschaute.
Morgen würden wahrscheinlich Czand und Crussav an ihrem neuen Standort ankommen. Vielleicht auch Umanákhu, wenn der nicht mit irgendeiner Ausrede später nachreisen würde, weil er noch irgendeinen Gunwaz-Deal abzuwickeln hatte. Er hatte bei den Truppenteilen nachgefragt, denen Abteilungen von Flachbogenschützen angehörten, hatte aber bisher keine Nachricht über Vortigs Verbleib erhalten.
Er spürte wie sich Ku Zweis Last von seinem Fuß erhob, hörte ihn kurz aufwuffen. Dann sah er, wie ein Schatten auf den Tisch mit den Dokumenten fiel und spürte, dass Czand neben ihn getreten war. Die neblige Kühle des Morgens umgab sie noch immer wie ein Hauch.
Es war noch düster im Zelt außerhalb des Lichtkreises der blakenden Öllampe, die Luft war stickig und verbraucht von der Nacht und der schon zu früher Stunde angezündeten Lampenflamme.
„Du hast nicht bemerkt, wie ich das Zelt betreten habe. Du fängst an, dich zu sehr auf diese Wachen zu verlassen.“
„Ja ja.“
„Über was brütest du denn da?“
Er strich die Unterlagen über die Aufstellungen seiner Bataillone glatt und legte seine Ausgabe des Murinjas als Gewicht auf den oberen Rand.
„Reiterei. Was soll ich mit so einer Reiterei?“
Der Schatten ihrer Gestalt wanderte noch weiter über die Tischplatte, breitete sich auf dem Wust von Dokumenten aus. Ihre Hände, sah er, stützten sich neben ihm auf die Tischkante auf.
„Was man mir da als Reiterei zugeteilt hat, ist absolut nutzlos. Das kann keiner ernst meinen; das hat nur symbolischen Wert. Wenn ich das, was ich da habe, gegen einen Infanterieblock einsetze, die ersten Reihen mit Speeren, und die Haufen des Roten Sandocjs auch nur ein bisschen was taugen, nur einen Funken Disziplin oder Mut haben, dann ist meine Reiterei in kürzester Zeit nur noch ein Haufen totes Menschen- und Pferdefleisch. Oder sie ist auf dem Rückzug und bricht mir dabei in mein restliches Heer ein und reisst mir alle Aufstellungen auseinander.
Und die paar Mann zu Pferde, die ich habe, sind einfach nicht zu schwerer Reiterei aufzurüsten. Nicht vom Material – das ich nicht habe –, nicht von den Pferden.
Die Pferde taugen vielleicht was für den idirischen Reiterkampf. Das sind reine Ritterkader, sonst nichts. Solche Trupps sind zu nichts gut, außer man setzt sie gegen andere Ritterkader ein. Aber warum sollte der Feind solche Abteilungen aufstellen? Man stellt keine derartige Reiterei auf, außer es geht um irgendeine Ritterlichkeits- oder Aristokratensache, und für so ein Zeug ist unser Gegner eindeutig unempfänglich. Außerdem können sie sich so etwas nicht leisten.“
„Wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass man dir nur diese kleine Abteilung leichter Reiterei mitgegeben hat.“ Czand warf es von der Seite her ein. „Man rechnet damit, dass sich so ein Aufrührerhaufen wie der des Roten Sandocj so etwas wie schwere Infanterie nicht leisten kann.“
Er presst den Zeigefinger auf seine Oberlippe, biss sich gedankenverloren auf den Knöchel. „Ohne schwere Reiterei ist gegen eine geschlossene Schlachtreihe gar nichts zu machen. Und ansonsten sind Pferde gut, um schnell von einem Ort zum anderen zu kommen, aber in der Schlacht sind sie nutzlos, das weiß jeder.“
Er hörte ihr kehliges Lachen, dicht neben sich; das ließ ihn zu ihr aufblicken.
„Jetzt redest du wie ein Valgare.“
Ihr Grinsen wurde unter seinem bösen Blick eher noch eine Spur breiter. Das ließ ihn sein „Ich rede wie ein Realist.“ verschlucken, in Erwartung ihrer Reaktion darauf und dass er sich dann nur noch mehr ärgern würde.
„Aber ich habe Recht“, sagte er stattdessen. „Leichte Reiterei kann man nur als Bogenschützen einsetzen, und das ist dann die reine Plänkelei. Ein bisschen die feindlichen Flanken kitzeln. Aber sie sind nicht wirklich maßgeblich. Vom Pferd aus setzt man nur leichte Bogen ein, und die richten gegen gepanzerte Truppen keinen ernst zu nehmenden Schaden an.“
Am Abend auf dem Weg zu ihrer täglichen Besprechung sah er Vortig mit Crussav plaudernd gemeinsam zu ihrem Treffpunkt, der kleinen Wiese am Rand des Turnierplatzes gehen und gesellte sich zu ihnen.
„Sag mal, Vortig, kannst du
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