Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
Maßgaben eines Aufrührerheers, in die Defensive getrieben. Jetzt, nach einer ganzen Reihe von Gefechten, lagen die Berge im Rücken ihres Feindes.
    Wie eine Barriere wuchsen die ersten Kuppenreihen der Vorberge aus der öden steinigen Weite des skarvaneischen Grenzlands empor, stiegen dahinter rasch und steil an zu dunkel bewaldeten, zerrissenen Hängen. Zwischen schroffen Flanken aus Fels, zerfurchten Flächen von Tannen- und Lärchenwäldern boten sich Durchblicke in die vergrauende Tiefe des Gebirges hinein dar, auf steil, doch gleichmäßig ansteigende Höhenzüge, durchsetzt von kompakt jähen, steinernen Formen.
    Ein Gebirge sollte für ein Heer aus Leuten wie denen des Roten Sandocjs eigentlich keine Barriere darstellen sondern vielmehr einen Zufluchtsort, in dessen unübersichtlicher Weite von Tälern und Schluchten man sich vor einem bedrängenden Feind verstecken konnte.  
    Doch die Wälder in ihrem Rücken waren Elfenland.  
    Die Leute im Kriegshaufen des Roten Sandocj weigerten sich weiter zurückzuweichen und in ein Gebiet einzudringen, in dem eines der alten Ninrereiche der Feuerkriege gelegen hatte. Von hier aus war das Bleiche Volk den Verteidigern von Karpanaík zu Hilfe geeilt, und in der Ferne sah man Formen aus den gleichmäßigen Anstiegen der Wälder aufragen, die wirkten wie kantige Klötze von immensen Dimensionen, gedrängten, steilen Säulen aus turmartigen Blöcken gleich. Es wurde gemunkelt – und tatsächlich konnte man sich dies bei ihrem Anblick auch vorstellen –, dass dies die verlassenen Städte der Ninre seien.
    Ein vielstimmiges Brüllen stieg wie ein gewaltiger, mordlustiger Chor aus der Ebene empor. Er übertönte die zerrissene, zerhackte Flut wütender, rasender Stimmen, die ihm Paroli bieten wollte. Eine heftig sich verändernde Bewegung kam in die linke Flanke. Umanákhus Keil drang dort mit Macht vor, warf die attackierenden Haufen der Aufrührertruppen für den Moment zurück. Fast konnte man so etwas wie einen Rhythmus im Schwung und Blitzen der Schwerter dort erkennen. Umanákhus hünenhafte Gestalt, sein Gesicht in der Raserei der Schlacht zu einer blutlüsternen Fratze verzerrt, so konnte er sich vorstellen, trug an der Spitze seines Keils Schrecken unter die Feinde. Doch der momentane Fortschritt war trügerisch. Zu viele Feinde strömten nach. Sie drängten in Strudeln an seinem Keil vorbei und bedrängten ihn von allen Seiten, kesselten ihn ein.
    Im Zentrum der Front strömten dagegen Reihen von blauberockten idirischen Soldaten unter Kudais Führung gegen die Hauptmasse von Sandocjs Streitmacht an. Sie waren, wie die Aufrührer es von ihrem Feind kannten, mit dem idirischen Speer bewaffnet. Von hier oben sah man, wie die Reihen gegeneinander wallten und einander verdrängten, wie an anderer Stelle die Formation brach und sich in ungeordnete, erbittert miteinander ringende Wirbel von Menschen auflöste.
    Ungeordnet. Genau das war es. Die Masse der Aufrührer war zu ungeordnet und es waren zu viele. Aber statt ungeordnet in Massen fliehend zurückzuweichen und vor der gerichteten, konzentrierten Macht ihrer Barbarenbataillone zu brechen, drangen sie, ob ihrer Übermacht, regellos in alle Richtungen vor. Sie brachen weg, wo die eigene Zentralfront nicht nachrücken durfte, wenn sie nicht ihre Formation und damit ihre Stoßmacht aufgeben, wenn sie nicht zwischen zwei mahlende Massen von Feindhaufen geraten wollte. Undisziplinierter Entschlossenheit, davon wurde ihr zahlenmäßig weit überlegener Gegner getrieben.
    Auric bemerkte, dass er begonnen hatte, auf und ab zu gehen, mit dem übermütig hinterher springenden Ku Zwei zwischen seinen Füßen. Die beiden ersten Hornisten folgten ebenfalls hastig seiner Spur. Mit irritiertem Blick maß er ihre stolpernd abbremsenden Gestalten, nachdem er eine Wende gemacht hatte und wieder an ihnen vorbei zog. Nervös zuckte sein Blick hinüber zum Waldrand, wo die Reservetruppe Aufstellung bezogen hatte. Alte Soldaten, die Überlebenden vieler Einsätze. So alt, dass sie es sich verdient hatten, nicht mehr in der ersten Schlachtreihe des Sturms eingesetzt zu werden, aber Veteranen, erfahrene Kämpfer, die das Handwerk des Tötens und Überlebens über die Jahre gründlich gelernt hatten. Auf seinen Befehl hin würden sie ihm augenblicklich in die Schlacht dort unten folgen.
    Es war eine allzu starke Versuchung, aber konnte dadurch irgendetwas gewonnen werden? Er löste mit einer bewussten Willensanstrengung seine um den

Weitere Kostenlose Bücher