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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kvay-Nan über die Techniken der Kinphauren, über Zauberei und Aberglauben geführt hatte.
    „Es ist etwas, das von uns niemand kann“, hatte er Jenric damals die Gerätschaft, mit der Ikun den Wächtergeist manipulierte, erklären wollen. „Wenn man so was Zauberei nennt, dann ist es das wohl.“
    Er hätte niemals vermutet, jemanden von Jenrics Schlag hier an einer Universität anzutreffen, jemand der dem Fremden absprechen wollte, dass es auch der Erkenntnis und Erforschbarkeit unterworfen sei. Ob man es als Zauberei abtat und ausgrenzte oder schlichtweg als Unsinn und Hirngespinste abtat, war eigentlich nur eine Abschattierung der gleichen Geisteshaltung.
    Aber im Gegensatz zu Jenric hatte der Dekan, genau wie seine Studentenschaft, nie im Dreck gelegen, hatte niemals Alpträume wegen den Dingen gehabt, die er gesehen und die er getan hatte und die er im Namen Idiriums wieder würde tun müssen. Er hatte niemals dafür gemordet und geblutet, dass er seine Ignoranz behalten durfte.
    Auric vermisste Ku Zwei, den wilden Kleinen.
    Er hatte zu Anfang einige Kneipen besucht, welche von Studenten aufgesucht wurden. Jetzt ging er manchmal in die Kneipen der Soldaten. Er saß da, sah sich um und trank still sein Bier. Doch er sprach niemanden an. Dieses Leben lag hinter ihm.
    Ihm fehlte jemand zum sprechen. Jemand der auch wusste, wovon er redete.
    Ihm fehlte jemand, mit dem er streiten konnte.
    Er dachte zurück an die Zeit, als er vor Jahren in Idirium angekommen war. Ich glaube, ich habe mich verändert , sagte er sich.

    „Wie kommen wir dazu, zu glauben, wir könnten uns einfach nach Belieben irgendwelche Länder nehmen? Wie kommen wir dazu, zu glauben, den Menschen dieser Länder könnte nichts Besseres widerfahren und sie würden nur darauf warten, dass wir sie mit unserer Kultur beglücken? Wie unglaublich arrogant gegenüber dem Lebensstil und der Kultur dieser Menschen, bei der wir uns nicht mal die Mühe machen, sie zu begreifen. Wir legen einfach als Blaupause unsere Kultur darüber, und überall da, wo die andere Kultur abweicht, kann sie als zurückgeblieben und barbarisch angesehen werden. Wie unglaublich arrogant, überhaupt die Möglichkeit zu diskutieren, wie viel Territorium wir uns nun eigentlich einverleiben wollen.“
    Eine kleine Gruppe von Studenten hatte sich diskutierend an der Tür des Auditoriums versammelt. Auric stand nahebei an einen Pfeiler gelehnt und wartete darauf, dass der Hörsaal endlich aufgeschlossen würde, damit er sich diesen Unsinn nicht länger anhören musste.
    Es ging wieder einmal mehr um das allgegenwärtige aktuelle Thema. Und Sandros Meanander führte wieder einmal das Wort. Seine Korona klebte ihm an den Lippen.
    „Wir sind nicht einmal mehr bereit, uns überhaupt die Frage nach möglichen Qualitäten dieser Kulturen zu stellen, bevor wir sie als primitiv und unzivilisiert abstempeln. Baraun, Willukra, Anvergain, Balthruk, die Morrekai, Vorsekk, all das sind Länder mit gewachsenen und reichen, komplexen Kulturen. Und die – also das komplette Mittelnaugarien? – sollen verglichen mit den Werten, die aus der kleinen Stadt Idirium hervorgegangen sind, unrettbar rückständig und das Leben in ihnen menschenunwürdig sein?  
    Die Wahrheit ist, dass wir uns die Frage nach den Werten dieser Kulturen gar nicht stellen dürfen. Denn würden wir sie anerkennen, dann stände plötzlich unsere ganze überfeinerte, überzivilisierte, steril und blutlos gewordene Gesellschaft in Frage, die ihre ursprüngliche moralische Stoßkraft längst verloren hat.  
    Die Hybris Idirums könnte bröckeln.  
    Und genau davor haben wir Angst. Und genau deshalb müssen diese Länder erobert und uns gleich gemacht werden.“
    Die Frage, ob Idirium die Länder Mittelnaugariens annektieren und zu Provinzen machen sollte, war wieder aufgekommen, nachdem die meisten der Bedrohungen, mit denen sich das Idirische Reich eine Zeit lang konfrontiert sah, gebannt schienen – zumindest in der Sicht der allgemeinen Bevölkerung und der meisten Politiker, zumindest im Kernland. Die Gefahr durch eine Kinphaureninvasion hatte sich in Luft aufgelöst. Kvay-Nan schien wieder ins Glied regulärer Provinzen zurückgekehrt und darüber hinaus viel zu sehr mit dem Wiederaufbau beschäftigt zu sein. Der Aufstand in den Ostprovinzen schien nach dem Sieg über die Aufrührerarmee des Roten Sandocjs niedergeschlagen. Die Separatisten gaben zur Zeit Ruhe. Eisenkrone und sein geheimnisvoller Kampfgefährte Vanwe

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