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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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letzte ihnen durch die Aufrührer entgegengebrachte Widerstand zerstob unter ihren Klingen. Die linke Flanke des Feindes war an der ersten Stelle durchbrochen.

    Weitere Angriffskeile folgten. Die chaotische Kraft verzweifelter, undisziplinierter Entschlossenheit, die bisher das Heer des Roten Sandocjs entgegen aller Planung und Wahrscheinlichkeit hatte die Oberhand behalten lassen, brach und wurde spröde, zersplitterte schließlich. Die Schlacht wendete sich. Auric stürmte an der Spitze seiner Truppe den Hügel herab und rammte die Macht seiner Veteranenreserve in die rechte Flanke des Feindes.
    Ein Skarvaneer fetzte Auric im Gewühl des Mann-zu-Mann-Kampfes den Schulterschutz weg und erwischte ihn durch den Haubert hindurch. Durchs Kampfgewirr kam er einmal Czands Trupp ziemlich nahe und sah ihr blutbeschmiertes Gesicht auf dem sich eine Grimasse wüst roher Verbissenheit wie zu einem irren Grinsen eingebrannt hatte. So wie es aussah, würden sie sich diesmal erneut beim Feldscher wiedersehen.
    Nachdem das Gefecht vorbei war und die Reste der Aufrührertruppen in die Wälder flohen, erhielt Auric die Nachricht, dass der Rote Sandocj gefallen war.

    Drei Jahre nachdem Auric in einer Amtsstube in der Burg von Lysdocha gesessen hatte und seine militärtaktischen Theorien erläutert hatte, quittierte er seinen Dienst in der idirischen Armee.  
    Seine Kontraktverlängerung war ausgelaufen.  
    Mithilfe der Privilegien und des Geldes, die ihm seine Zeit im Heer eingetragen hatten, bemühte er sich um einen Studienplatz an einer idirischen Universität und hatte dabei, nach dem Überwinden einer letzten juristischen und protokollarischen Hürde, auch Erfolg.

    Weiße marmorne Säulenreihen, schlank sie säumende Kristallglasfenster, hoch über dem Blick sich wölbende Decken. Ihre würdevoll strengen Fluchten, ihr ernster, durchfluteter, himmelsstrebender Raum machten das Atrium und die Haupthalle zu einem Ort geweihten Glanzes. In der alten Stammburg von Lysdocha konnte man schon einmal vergessen, an welchem Ort man sich befand, in den Hallen der Universität zu Ruhn dagegen nicht.
    Und doch machten viele der umherhastenden Studenten den Eindruck, genau das hätten sie getan. Wie von dem staubigen Besen ihrer hektischen Routinen durch die Hallen gefegt, huschten sie vorbei, streiften ihn achtlos, allein, selbstvergessen oder in Pulks, die sich gegenseitig mit abgeklärten, lakonischen Gesprächsfetzen in der Karrenspur stoischer Routine hielten. Unangefochten von ihrem Treiben schritten ihre Lehrer, ältere Herren in feierlicher oder schlichter förmlicher Kleidung, in Gruppen von zweien oder dreien ins Gespräch vertieft, zwischen ihnen hindurch.
    Auric war jetzt älter, er hatte einiges gesehen, hatte mit der Nase im Dreck gelegen und erlebt, wie uralte, weitaus ehrfurchtsgebietendere Bauten als das Stadttor von Zephrenaic von Katapulten zusammengeschossen, geschleift oder mit fremden, unbekannten Substanzen in die Luft gejagt wurden, und doch fühlte er sich für einen kurzen Moment wieder genauso wie damals, als er zum ersten Mal das Torgewölbe einer Stadt des idirischen Reiches durchschritten hatte.
    Der Schnitt der Hallen war kristallscharf, der schimmernde Stein ihrer Säulen schien von hellem Licht gesättigt, so wie die ganzen Gebäude vom Geist der Lehre erfüllt waren.
    Er war da. Zwar nicht in Idirium aber in Ruhn. Gegen die Hauptstadt des Reiches hatte er sich entschieden, weil das Leben dort teuer war, und – kostenfreie Studienprogramme für ehemalige Offiziere der idirischen Armee hin oder her – leben musste er, und für die Dinge des Lebens musste man bezahlen. Die Lebenshaltungskosten waren der Hauptposten seiner Rechnung. Und das schlagende Argument bei der Wahl seines Studienorts. Er wusste schließlich nicht, wie lange sein angesparter Sold reichen musste.
    Idirium, so sagte er sich, war ein Jungentraum gewesen. Aber Idiriums Universitäten waren berühmt, weil sie eben die Universitäten von Idirium waren. Und Idirium war teuer, weil es eben Idirium war. Ruhn aber besaß nachweislich eine der renommiertesten Universitäten des Reiches. Die Qualität ihrer Lehre war berühmt, die Namen ihrer Lehrer waren weithin bekannt und geachtet. Ruhn war schließlich das Herz und Zentrum Niedernaugariens, dem Norden des alten Kernlandes, eine uralte Stadt mit langer Geschichte und die bedeutendste nördliche Metropole neben der Hauptstadt Idirium selbst.
    Er hatte sich in Gantz von seinen Kameraden

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