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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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waren ein vages Gerücht, eine Geschichte mit der man Kinder schreckte. Alles schien bestens. Inaim erhalte den ruhigen Schlaf der Bevölkerung und ihren oberflächlichen Informationsstand. Die Kräfte der idirischen Armee waren nicht länger durch diese Bedrohungen gebunden. Schon begann man, neue Aufgaben für die Armee zu suchen. Die Befürworter einer Expansionspolitik in Mittelnaugarien sprachen viel von den humanitären Prinzipien Idiriums und argumentierten, wenn man diese ernst nehme und aus der militärischen Macht Idiriums auch eine Verantwortung ableite, dann sei das Leiden der dortigen Bevölkerung sinnlos, und man sei moralisch gezwungen, sie aus ihren elenden Verhältnissen und aus dem Joch einer überkommenen despotischen Gewaltherrschaft zu befreien.
    Bei den Hauptargumenten der Gegenseite war Meanander in seinen Ausführungen gerade angelangt.
    „Dieses ganze Gerede von humanitären Gründen und der moralischen Verpflichtung Idiriums ist die reine Heuchelei und dient zu nichts anderem als einen selbstgerechten, machtbesessenen Expansionswahn zu bemänteln.“
    Auric stütze weiter seinen Pfeiler ab, schwieg und knirschte mit den Zähnen. Es war Meananders gutes Recht, das so zu sehen; dies war ein freies Land. Auch wenn er selber von Idiriums Heuchelei profitierte.  
    „Wir denken in unserer Arroganz, wir dürften Kulturen in den Dreck treten, die solch vollkommen überkommenen Werten anhängen wie der Loyalität zu einem Lehnsherrn, überlieferter Kontinuität und einem echten, lebendigen Bezug zu Traditionen, statt sie nur als malerisch schmückendes Beiwerk anzusehen, dem man noch der Sitte entsprechend folgt, deren Sinn aber längst hohl geworden ist.
    Diese Länder, denen wir uns so überlegen fühlen, sind in Wirklichkeit reiche Kulturen, ursprüngliche, authentische Kulturen.“
    „In denen du nicht einmal halb so alt geworden wärest, wie du durch den kindischen Salbader den du redest erscheinst.“
    Meanander hielt mitten im Ansatz zu einer weiteren Ausführung inne und drehte sich zu ihm um.
    „Was?“
    Die Leute seiner Korona schauten ebenfalls aus großen, erstaunten Augen zu Auric herüber.
    „Hat der Mensch dort nur ausufernd gehustet“, meinte Meanander, schnell seine Verblüffung bemäntelnd, leichthin in Aurics Richtung, „oder hat er irgendeine Einsicht mit mir teilen wollen?“
    Auric räusperte sich grollend und wandte sich, noch immer an der Säule lehnend, ganz dem Haufen bei der Tür zu. Ruhig! Was brachte das schon?
    „Du hast nicht die geringste Ahnung von den Zuständen in Mittelnaugarien. Sonst könntest du nicht hier in diesen geheiligten und beschützten Hallen stehen und irgendwelche Länder als so kulturell reich und ursprünglich verklären, in denen es noch das Authentischste ist, vor lauter Elend und Krankheit und Gewalt erbärmlich im Dreck zu krepieren.“ Aber er hatte auch keine Lust zu schweigen, während dieses Pflänzchen sich einfach so und unwidersprochen verbreiten durfte.
    „Aha, noch ein Befürworter ungehemmter Expansionspolitik. Was anderes ist von jemandem, der aus der Armee kommt, auch zu erwarten? Nehmen wir uns doch noch ein weiteres Land; das hält uns in Brot und Arbeit. Ich hatte auch nicht erwartet, dass so jemand die feineren Werte einer Kultur erkennt, sobald es um mehr geht als die Fähigkeit, im Gleichschritt zu marschieren.“
    „Meanander, du hast nicht nur keinen blassen Dunst, wovon du sprichst, du bist außerdem auch noch ein verwöhnter Snob, der es unter den Lebensbedingungen der von dir verklärten Länder keine Woche aushalten würde, der beim Auftauchen der ersten Läuse und Flöhe laut nach Vater und Mutter schreien würde, ihn dort rauszuholen.“
    „Na, ich bin sicher, von Läusen und Flöhen kannst du uns einiges erzählen.“ Meanander war jetzt einen Schritt vorgetreten, aus dem Rund seiner Korona heraus. Wie provozierend, wie mutig. Bestimmt nahm er Unterricht in den Kampfschulen, wie es in der Oberschicht, adlig oder nicht, momentan Sitte und Mode war. Auric maß ihn mit ruhigem Blick von oben bis unten. Wahrscheinlich idirischer Speer und Schwertkampf, weil man kein reiner Traditionalist sein wollte. Wahrscheinlich auch Nahkampf, klassisch und die unkonventionelle, dreckige Art, weil man nah am authentischen Leben sein wollte.
    „Von Läusen und Flöhen“, sagte er, „bekommt man zwangsläufig einiges mit, wenn man im Norden aufgewachsen ist. Genauso wie jemand, der in der Oberschicht aufgewachsen ist,

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