Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
haben geplant. Wir haben sie durchgelassen, bis sie – vereinzelt und isoliert – auf Gruppen trafen, die auf sie vorbereitet waren.
Von den Standorten der Kommandogruppen her wurden erste trudelnde Wurfgeschosse in die Höhe geschleudert. Rabenschwärme, die sich bereits über den beiden kämpfenden Heeren in Erwartung eines Festbanketts gesammelt hatten, fuhren daraufhin erschreckt auseinander. Die Geschosse waren die abhackten Köpfe besiegter Homunkuli, und dort wo sie in den Feindesreihen niedergingen und erkannt wurden, erhob sich rasch Bestürzung, die sich wie ein Lauffeuer ausbreitete.
Auric bemerkte aber auch, wie in die wogende Masse der Schlacht eine andere verstärkte und sich verändernde Bewegung kam. Er hörte erneutes Gebrüll von den fest in Formation marschierenden von Kudai befehligten Abteilungen im vorderen Teil des Schlachtfeldes.
Er war bisher von einer Mauer der eigenen Abteilungen geschützt gewesen, ritt in ihrem Schatten. Jetzt geriet Bewegung in diese Menschenmasse. Von vorne drang etwas heftig auf sie ein. Die Soldaten der hinteren Reihen griffen ihre Waffen fester, drängten in die Lücken, die sich vor ihnen bildeten. Über den Köpfen sah er dunkle Wirbel von Bewegung, durchflochten vom Aufblitzen von Stahl. Mit einem Mal heftig aufflammender Kampflärm wogte zu ihm hin, ein Klirren und Geschepper von Metall, das Brüllen von Stimmen. Eine Gestalt, die er nicht genau erkennen konnte, ragte über die Köpfe hinweg, in heftiger Bewegung von rechts nach links, dann wieder zurück.
Was ging dort vor? Er musste an einen höheren Standort, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
Er wendete sein Pferd auf der Stelle, und sein Blick blieb dabei an den verwirrten Gesichtern der Mitglieder seines berittenen Kommandopostens hängen. Ein Stachel der Verunsicherung traf ihn. Etwas lag in der Luft. Er ließ sein Pferd lostraben, lenkte es dabei auf eine vorspringende Stelle des Hangs hin, von der er besser das Geschehen überblicken konnte, nahm beiläufig wahr, dass seine engste Schar ebenfalls mit ihm wendete und ihm folgte wie Schatten. Die ersten Meter zerwühlter Grasnarbe flogen unter ihm dahin, als ein Ruf sein Ohr traf, ein Ruf, der in anderen Kehlen Wiederholung fand.
„Schwarzer! Schwarzer!“, hörte er. Sie riefen ihn. Im Reiten schwenkte er den Blick über die Schulter. Es lag ein drängender Ton in ihrem Ruf: Sie warnten ihn. Seine Soldaten, ringsumher, sie riefen ihm zu und warnten ihn. „Schwarzer! Schwarzer!Schwarzer!“, ging der Ruf jetzt lauter durch ihre Reihen. Ein heftiges Flirren sich nahender Bewegung am rückwärtigen Rand seines Blickfeldes, etwas wie ein Strudel, ließ ihn sein Pferd zügeln, wenden, um sich umzublicken.
Ein Geschoss aus Muskeln und Metall rammte auf ihn zu.
Ins Mühlwerk der Schlacht, zwischen gegeneinander anströmende, ringende Menschenmassen, wühlte sich eine Lücke. Aus ihr preschte, wie die Erscheinung eines aus den Himmeln schrammenden Meteors, eine berittene, gepanzerte Gestalt hervor, umgeben von der Korona ebenso gepanzerter Reiter, die ihr wie ein Schweif folgten.
Dieses Bild der auf ihn zuschießenden Gestalt, die schiere Geschwindigkeit ihrer Annäherung, deren wahnhafte Macht, traf ihn wie ein Lanzenstoß. Ein schnaubender Rappe, eine rohe Gestalt als deren Reiter, schwerer Panzer der Brust und Schultern deckte, dunkel, stumpfgrau, wie geradewegs der Erzader eines Berges entrissen, eine lange, flache Helmplatte vor dem Kopf mit T-förmigem Schlitz als Visier.
Kein Zweifel, wer das war.
Verdammt , durchfuhr es Auric, ist der total übergeschnappt? Wenn ich eine Armee kommandiere und von meinem Kommando der Ausgang der Schlacht abhängt, stürze ich mich doch nicht in einen Zweikampf.
Und doch kam der Kerl auf ihn zu. Auric blieb gerade noch Zeit, sein Schwert zu ziehen, da donnerte Eisenkrone auch schon in ihn hinein. Mit betäubender Macht traf sein Schwert Aurics Klinge. Die Pferde kamen Körper an Körper.
Das war unglaublich, der Kerl war ein besserer Reiter als Auric dies für möglich gehalten hätte. Ein schwerer Umriss ragte im Sattel stehend über ihm auf, eine menschengestaltige Front aus Metall. Wieder sauste das Schwert nieder. Auric konnte knapp parieren, sein Konter ging ins Leere. Um ihn herum wurde seine Signalistengarde hart von Eisenkrones Gefolge bedrängt, ein wüstes Schattengedränge von Reitern auf schweren Rössern am Rand seines Blickfeldes.
Auric konnte kaum Atem holen.
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