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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Wintermonaten, wenn sie sich zum Schutz gegen die Kälte zusätzlich unter der Filzschicht mit Schweinefett einrieben.  
    Die Leute stanken. Sein Vater stank. Er selber stank.
    Er hatte sich unausweichlich angesteckt, es gab keinen Weg dem Miasma zu entkommen. Er stank nach altem, saurem Schweiß, der unter Lagen von Stoffen, Filz und Fellen gerann. Es dünstete ihm von unter seinen Achseln entgegen, von seinem Bauch und aus seinem Schritt. Es war der gleiche Viehgeruch von Ausscheidungen und Körperflüssigkeiten, von Gerinnung und Verkäsung, von Faulen und Schwären, in dem sich die ganze Welt in ihren eigenen Dünger verwesend erneuerte. Ein einziger großer Organismus fauligen Gestanks.
      Er wusch sich sorgfältig wann immer er konnte, wann immer es der Aufsicht seines Vaters entging, der solch ein Verhalten als weibisch brandmarkte, eine solch sklavische Abhängigkeit von Hygiene als eines Mannes unwürdig erachtete. Wie konnte man ein Leben führen, das dem Leitbild männlicher Skrimarenehre folgte, wenn man sich ständig schon von dem bisschen Achselschweiß und der unvermeidlichen eingenässten Hose ablenken ließ. Solche Dinge gehörten ganz natürlich zum Mannsein. Weichei!
    Natürlich war er sich all dessen nicht in dieser artikulierten Klarheit bewusst. Das kam erst später. Er war sich dessen zunächst nur mit dem fühlenden, gliedernden Geist eines Kindes bewusst, das Behagen und Wohlempfinden, die daraus entstehende Anziehung und Abneigung ganz natürlich wie ein Sinnesorgan benutzt.  
    „So klar und selbstverständlich, wie wir es später nicht mehr können und erst mühsam auf einer höheren Ebene wieder erlernen müssen“, warf Darachel an dieser Stelle seiner Erzählung ein. „Wenn wir den Weg in die höheren Zwischenschichten einschlagen, wie es den Kindern der Ninraé mit ihrem Heranwachsen gelehrt wird.“
    „Neigungen und Abneigungen, die ersten Instinkte. Sie wollen mir damit sagen, dass sie ihnen folgen um…? Wozu? Um ihre Sinne auszubilden?“
    „Wir lernen, unseren Sympathien und Antipathien nicht zum primären Impuls unseres Handelns zu machen, ihnen nicht als Sklaven blind zu folgen, sondern sie zu Sinnesorganen zu verfeinern. Sympathien und Antipathien, Anziehung und Abstoßung vermitteln uns Informationen, die einer sinnlichen und geistigen Verarbeitung bedürfen, wollen wir aus ihnen etwas relevantes Erfahren. Es erschließt sich uns daraus, wenn wir durch diesen Wahrnehmungs- und Lernprozess gehen, eine erste Schattenschicht, eine Welt, die aus den Elementen und Qualitäten der Sympathie und Antipathie gestaltet ist, wie die visuelle Welt aus Licht und Schatten, Hell und Dunkel.“
    Licht und Schatten, Hell und Dunkel.
    Er sah seine Mutter in der dunklen Höhle des Blockhauses sitzen, während sich draußen jenseits der mit Fellen verspannten und verrammelten Fensterschlitze eine allzu frühe, schneeglühende Nacht herabsenkte. Müde Lichtfinger suchten sich nur noch halbherzig einen Weg durch letzte Ritzen. Draußen regierte die allesverschlingende Übermacht weltenweiter Kälte und Dunkelheit. Monarch Winter streifte durch die seiner gnadenlosen Macht unterworfene Domäne, und unter dem Schritt seiner riesenhaften, eisernen Stiefel knirschte die Welt.
    Hier drinnen blakten Tranlampen, ließen ihren flackernden rötlichen Schein über Balken und Wände huschen, ließen die Gestalt seiner Mutter dort drüben auf dem großen Podest der Bettstatt zwischen Schatten von hölzernen Tragepfeilern, Fellen und drapierten Tuchen aus schwerem Gewebe wie im Licht einer untergehenden Sonne aufglühen.
    „Auric, meine Herzensperle, komm herüber zu mir.“
    Sein Vater war heute fort, die Männer trafen sich in der Kleinen Halle, um über die Feldzüge des vergangenen Sommers zu räsonieren und neue zu planen, zu denen sie aufbrechen wollten, sobald der Winterschnee brach. Zeit für ihn und seine Mutter, Zeit für den Baum, der auch im Winter blühte, Zeit für Geschichten.
    Er kroch zu ihr, kuschelte sich an sie, unter die warmen gewebten Decken, die Teil ihres privaten Schatzes, ihres ureigenen Besitztums waren, dicht heran an die Wärme, die von ihrem Körper ausging, hinein in die Aura ihres Wohlgeruches. Sie öffnete das Türchen zu einem der Fächer, die in die Wände des Alkovens hineingearbeitet waren, fuhr mit dem Finger über den Rücken der Handvoll Bücher, die sie dort verwahrte, zog eines heraus, schlug es auf und die Geschichten konnten beginnen.
    „ Das Bild der

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