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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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nicht zu der Handvoll Bücher gehörte, die durch die Gnade ihres Gatten und die Hand des Zufalls den Weg in ihr kleines Schrankfach des Alkovens gefunden hatten.
    „ Die Heere der Valgaren füllten die Ebene vor Karpanaík wie ein Meer. Das Brüllen ihrer Raserei drang herauf zu den obersten Kronen der Wälle und fuhr den Verteidigern ins Mark. Kyprophraige sah man zwischen ihren Reihen hindurchschreiten wie dem Wahnsinn verfallene Birkengötter, und vor ihnen wichen selbst die kampfesirren Valgaren zurück und formten eine Gasse für ihr Vorrücken. Blaues Blitzezucken zeigte an, wo sie ihre Spinnenfinger nach Weltenschlacke tastend spreizten. Die Kämpfer von Herzog Falranee und die Krieger der Ninre, gemeinsam zogen sie die Reihen enger und schlugen über dem Herzen Inaims Zeichen des Sonnenkreuzes. Zwar fürchteten sie die Macht dieser Sendboten der Gestrandeten, doch wussten sie auch in ihnen nur die Wegbereiter des Hasses der Valgaren. Karpanaík, so wussten die Verteidiger, war den Valgaren versprochen worden. Sie selber waren ihnen versprochen worden. Somit stand ihnen klar vor Augen, was ihrer harrte, sollten die Kräfte ihrer Verteidigung hier brechen. “

    Sie hatten auf dem Dorfplatz gelegen, gestapelt wie Feuerholz.
    Sie waren abgeladen und dann im Stich gelassen worden, als sich anderes als wichtiger in den Vordergrund drängte: Die Blicke der heimkehrenden Männer fanden Frauen und Kinder, die begrüßt werden wollten; natürlich mussten sie sich dann erst einmal hochleben lassen als siegreiche Heimkehrer eines der größten Feldzüge der letzten Jahre – was beides nahtlos dazu überging, dass die Frauen, ein zweites Mal, diesmal richtig begrüßt werden mussten, in der Gasse hinter den Hütten oder auf die eigene Lagerstatt geworfen; und schließlich musste dann natürlich alles und jeder wieder aus allen möglichen Winkeln zusammenströmen und in die Versammlungshalle einfallen, um dort ein großes Fest und Besäufnis zu begehen.
    Die mitgeschleppten Leichen der Feinde lagen derweil fürs Erste vergessen im Matsch. Ein feiner Nieselregen sank aus trübem Himmel unablässig und gleichgültig auf sie herab.
    Auric saß auf einen umgekippten Holzblock gekauert in einem dunklen, vom übrigen Trubel etwas abgetrennten Winkel der Großen Halle und blickte zu den Feuerstellen hinüber.
    In den Augen der sich am Spieß drehenden Ochsen, so fand er, spiegelte sich zumindest der vom flackernden Feuer gestohlene Glanz und ließ sie mehr als ein Teil der Welt des Lebens und der Lebenden erscheinen als die starren Fleisch- und Lumpenbündel dort draußen. Die schienen für den Moment vergessen zu sein, abgearbeitet und, indem sie den Anlass für die ausufernde Feier geliefert hatten, ausgedient. Keine starken, würdigen, Ruhm bringenden Gegner mehr, sondern nur noch ein paar tote Verlierer im Regen.
    Sein Blick schweifte über die Gruppen von Frauen, die hinter Schleiern von Rauch mit dem Braten beschäftigt waren. Die Kräftigeren drehten mit von der Hitze des Feuers geröteten Armen die Spieße und andere waren eifrig dabei, die Flanken der Tiere wieder mit dem ausgebratenen, in Tiegeln aufgefangenem Fett oder der Biermarinade zu bestreichen. Nicht wenige gingen jetzt schon ihrer Arbeit mit glasigem Blick nach. Sie lallten ihre Scherze oder torkelten bei ihrer Tätigkeit; sie zogen gut mit den meisten Männern im Saal gleich. Glücklicherweise briet sich so ein Ochse fast von selber, immer nur drehen und bestreichen; das schaffte man auch bedenkenlos im Suff. Das Schlachten und Vorbereiten hatte schon gestern Abend stattgefunden, als die ersten Vorboten das Dorf erreicht hatten.  
    Ihm doch egal, wenn sie sich heute Nacht bis zur Bewusstlosigkeit das Hirn wegknallen würden; wenn sie ihn nur in Ruhe ließen. Manche, besonders von den älteren, welken Frauen, die mittlerweile bei den Männern zugunsten Jüngerer zu knapp kamen, hatten die unangenehme Angewohnheit zu fortgeschrittener Stunde und mit zugedröhntem Kopf gegenüber Jungen in seiner Altersklasse zudringlich zu werden. Sie sollten ihn bloß mit ihren verschwiemelten, schlüpfrigen Sprüchen in Ruhe lassen. Vor allem sollten sie ihre widerlichen Altfrauenhände bei sich behalten.  
    Seine Mutter fand sich nicht unter ihren Geschlechtsgenossinnen dort bei den Kochfeuern. Sie war noch im Haus ihres Mannes, inmitten ihres kleinen, abgemessenen Hortes privater Habseligkeiten und Schätze und machte sich für das Fest zurecht. Sie fügte sich damit

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