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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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schönen Chrysande stieg vor ihm auf, so wie er sie das letzte Mal gesehen hatte, als er noch eine Geisel am Hof zu Idirium war, sie jedoch bei aller aufflammender Liebe zwischen ihnen für ihn unerreichbar blieb, da sie die Tochter eines idirischen Fürsten war. Diese Erinnerung wurde allerdings jäh unterbrochen, denn es holten zwei der ciphoirischen Korsaren Anânbas aus seinem Käfigverlies im Schiffsbauch und führten ihn vor den Kapitän des Schiffes.
    Der Korsar musterte ihn für einen Moment von Kopf bis Fuß und fragte dann: ‚Stimmt es, was du behauptet hast, dass du nämlich einen Weg durch das Labyrinth der Felsen und Untiefen vor Capaornum kennst, einen Weg, den ein Schiff wie das unsere passieren kann und der uns direkt vor die sepharische Küste bringt?‘
    Anânbas dachte an die Tage, als er auf den Schiffen seines Vaters diese Gewässern befahren hatte und daran, was dieser als der Heerführer der Habburai ihm darüber verraten hatte, wie sehr die Kunst der Kriegsführung mit einer Kenntnis des Terrains verknüpft sei. Dazu musste er sich nur noch in Erinnerung rufen, dass der Feind eines Feindes, bis auf weiteres der eigene Freund sei, um in der Kürze des Moments seine Entscheidung zu fällen.
    ‚So wahr, wie die Sonne am Mittag hoch am Himmel steht‘, sprach er zum Kapitän der Korsaren, ‚ich führe euch, ohne dass irgendjemand davon ahnt, direkt an die Küsten der Sepharier.‘ “
    Genau wie die Decken, die kunstvoll gewebt waren und sich dadurch von denen der Skrimaren unterschieden, so war auch der kleine Bestand an Büchern sowie das Parfüm, das zu der Duftsphäre der Mutter beitrug, ein Teil ihres Hausschatzes, der ihr von ihrem Mann an Gütern zugemessenen Privatsphäre.
    Er brachte diese Dinge von seinen Beutezügen und seinen anderen Reisen mit, genau wie er sie einst selber von einem Beutezug hierher gebracht hatte. Vielleicht waren diese Bücher, genau wie sie selber, Teil des Plünderguts gewesen oder er hatte sie mit erbeuteten Münzen an einem Handelsposten oder bei einem reisenden Händler erworben. Sie waren Teil der Konzession an die fremdländische Schönheit seiner Frau, seiner Beute, der nachthaarigen Fremden, durch deren Kopf wirre, unauslotbare Südländergedanken spukten. Damit sie hier in Valgarien, fernab ihrer Heimat, der sie entrissen worden war, nicht verwelkte, mit ihren merkwürdigen kuhäugig trauernden Blicken und dem kalten, unnahbaren, zerbrechlichen Gebaren.
    „Ich kannte meinen Vater damals nicht wirklich, kannte ihn nur als eine die Welt meiner Kindheit bestimmende unberechenbare Naturgewalt. Vieles, was in ihm vorgehen musste, habe ich mir in späteren Jahren zusammengereimt, aus Erinnerungen an seine Aussprüche, seine ewig wiederkehrenden Anschuldigungen und lautstarken Proklamationen seiner Besitzansprüche gegenüber meiner Mutter.“
    Was er damals schon wusste, war, dass die Idylle ihres gemeinsamen Schwelgens in Geschichten nicht ewig dauern konnte, dass die Versammlung der Männer in Trunkenheit und Erschöpfung ausebben musste, dass er dann schließlich zurückkehren würde.
    Draußen der Monarch Winter, drinnen der unberechenbare, rotäugige Tyrann.
    Doch vorerst lauschte er noch den Erzählungen vom Kampf der vereinten Völker gegen Anaudragor den wiedererstandenen Drachen und seine Erzverheerer sowie seine Horden von Gefolgsleuten, darunter die Völker der Valgaren und ihre nichtmenschlichen Verbündeten.
    „Du siehst, Auric, dass Geschichte und Wahrheit sich je nach dem Standpunkt unterscheiden. Dein Vater und seine Kampfgenossen, deine Altersgenossen und ihre Mütter, sie feiern diese Ära vielleicht als das goldene mythische Zeitalter, als die Valgaren ihren Göttern nah waren, von Angesicht zu Angesicht mit ihnen sprachen und ihren Willen mit blankem Stahl in die Welt trugen. In den Schriften anderer Völker sieht das aber ganz anders aus. Da findet sich nichts von einem ‚auserwählten Volk der Drachengötter‘, nichts vom letzten ruhmreichen und blutigen Ausharren der standfesten Valgaren gegen die Übermacht degenierter, südlicher Völkerscharen und ihren feigen, schmählichen Bund gegen die Kinder Thyrin Drachenvaters und die alten Mächte des Drachenmonds.
    Dies ist ein Teil der Geschichte dieser Kriege, wie er von Epokrav dem Älteren aufgezeichnet wurde.“
      Sie schloss das Buch auf ihrem Schoß, blickte in die Luft, besann sich einen Moment und zitierte die Zeilen, die sie nur noch aus dem Gedächtnis kannte, da die Quelle

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