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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Körnung dieser Materie vor, aus der sich das Land erschuf. Als sei es ein Knistern und Singen, die das Land formten.
    Er schlief ein zwischen steinernen Formationen, die von keiner Vegetation überwuchert, ja nicht einmal berührt wurden, obwohl rings herum reichlich Gras und Buschwerk gedieh. Er war sich auch nicht sicher, ob es einfach nur Felsen oder von Wesen geformte Gebäude oder ähnliche Gebilde waren, die mit der Zeit zu Ruinen zerfallen waren. Sie wuchsen aus dem hügeligen Gelände wie Stämme, die eine Art von unregelmäßigen Wällen formten und wirkten wie miteinander verwachsen. Die größten Teile ragten mehr als zwei Meter weit empor. Im Innern ihres Runds fand er Schutz vor dem kalten Wind, der mit der Nacht auffrischte.  

    Die von der Wunde ausgehende Krankheit trieb ihn an einen Punkt, an dem er noch nie gewesen war, nicht einmal unmittelbar nachdem er die Verletzung erhalten hatte, bei dem Fieber der ersten Entzündung, der Schwäche und dem Blutverlust auf seiner Flucht, als sein Leben auf der Kippe gestanden hatte. Es trug ihn über etwas hinaus, das sich ihm wie eine hell flirrende Grenze zeigte.
    Auftauchend aus klirrenden Weiten zwischen Spinnwebsonnen nahm er zu seiner Verwunderung wahr, dass er nicht von Fieber geschüttelt am Boden in irgendeiner Mulde oder zwischen Gesträuch lag, sondern dass er stattdessen immer weiter wanderte, dass er auf unsicheren Beinen Meile für Meile durch dieses Land zurücklegte.
    Sein Bewusstsein ebbte wie in Wellen eines gewaltigen Ozeans aus. In den klaren Phasen bemerkte er, dass sich die Vegetation um ihn herum langsam veränderte. Das Land erschien ihm bleich wie ein endloser Strand, doch trotzdem fruchtbar. Die Vegetation wurde allmählich fremdartig, unheimlich und bizarr, angefangen von Gras und Moosen bis hin zu Bäumen und Sträuchern. Ähnliche Pflanzen hatte er nie gesehen; sie erschienen gegenüber denen die er kannte, wie Wesen einer fremden Rasse, die ihn, den Wanderer, mit stummer  Argwohn und Distanz beobachteten. Die Blätter von Büschen und Bäumen schienen, wenn das Licht sie traf, einen eigentümlichen perlenden Schimmer anzunehmen.
    Wiesen und Steppenflächen dehnten sich weithin aus. Ihr niedriges Pflanzwerk klirrte in Büscheln empor, und wenn der Wind darüber fuhr, formten sich Wellen und Linien wie die eines Meeres, lange labyrinthische Windungen und wandernde Spiralen.
    Er verirrte sich in den Falten zwischen den Gräsern.

    In den Nächten stürzte Licht vom Himmel, und er suchte Unterschlupf, der ihn vor seinen Böen schützte. Er musste sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, was das Fieber und die Wunde waren, und was tatsächlich da draußen vor sich ging. In den Wellen bewusster Sinneswahrnehmung, die kamen und gingen, sah er, dass er ein gewöhnlicher Wanderer in einem, wenn nicht gewöhnlichen, so doch keinesfalls so spukhaftem Land war, wie die folgende Welle ihn glauben lassen wollte.
    Trotzdem begann er sich zu fragen, ob diese Wellen – wenn schon die Wirklichkeit um ihn unter der Oberfläche seiner Fieberzustände eine profane war – nicht ihren Ausgang von dem Land nahmen. Oder ob der Zustand seiner Wunde und dessen Auswirkungen auf seinen Geist nicht durch dieses fremde Land, das dem Angesicht der restlichen Erde entrückt schien, ausgelöst wurde.
    Die Wellen des Fiebers veränderten sich, ließen kaum noch Zustände der Klarheit zu. Er hatte keine Kraft mehr zu trinken; jagen konnte er längst nicht mehr. Jetzt war er sich sicher, dass er tatsächlich zu Boden gesunken war und einfach zusammengerollt und sich selber langsam wiegend dalag. Er war nun weit jenseits der flirrenden Grenze und wusste nicht mehr, wie er jemals zurückfinden sollte.
    Er glaubte ganz zu verschwinden.
    Mühsam stemmte er sich vom Boden hoch und auf die Füße. Er musste weitergehen. Er zwang seine Füße, Schritt vor Schritt zu setzen.
    Und dann, während seine Füße noch unter ihm wegliefen, spürte er sich plötzlich nicht mehr.

    Auric wachte auf und spürte kühlen Boden unter sich.
    Er öffnete die Augen, sah die kurzen Halme eines Steppengrases, kleine Büschel von Moos und verstreute Kiesel. Ein Insekt kroch direkt vor ihm über den Boden.
    Er richtete sich auf, stemmte sich zuerst vorsichtig mit den Armen zu einer sitzenden Haltung hoch. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Seine Beine gehorchten ihm mit erstaunlicher Sicherheit, und so stand er einen Moment später aufgerichtet da.
    Er fühlte sich gut, stellte er

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