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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Moniassums. An ihrem Fuß wand sich der Fluss durch die Stadt, mit all seinen Inseln, den bebauten und unbebauten. Die Kuppe des Moniassums wurde ringsum gesäumt von der Befestigung mächtiger, hochaufragender Rechtecktürme und der sie verbindenden, fast gleich hohen Gebäude, ähnlich einer Krone. Und „die Krone“ wurde diese Anlage in ihrer Gesamtheit auch genannt. Das Licht der sich senkenden Sonne verlieh dem hellen Stein des Bauwerkes einen rötlichen Schimmer; es ließ die Wucht der Majestät, die von dieser Befestigung ausging, in plastischer Schärfe hervortreten. Überragt wurde sie jedoch noch von den höchsten Schiffen und Kuppeln der zentralen Kirchen und Tempel und schließlich den Gebäuden des Regierungszentrums, dem Herzen des Idirischen Reiches. Schwärme von Vögeln sah man aus der Ferne von den Dächern dieser majestätischen Bauwerke aufsteigen und in den abendlichen Himmel flattern.
    Zu Rechten des Moniassums erkannte Auric den mit Bäumen bestandenen Höhenzug der Kaprophainen, in dessen Parks sich offizielle Bauten, so etwa die nachrangigen Gebäude der drei Körperschaften, mit den Villen der Reichen und der ältesten Familien Idiriums mischten. Mit den Zypressenhainen, die sich an seine sanft ansteigenden Flanken schmiegten, bildete er einen angenehmen Kontrast zur schroffen Herrschaftlichkeit des Moniassums.
    Er staunte darüber, endlich das Urbild all der Erzählungen und Berichte, die Hauptstadt des gewaltigen Idirischen Reiches, vor sich ausgebreitet zu sehen und nicht von seiner Tatsächlichkeit überwältigt und verwirrt zu werden, nicht all seine Vorstellungen von der Realität überholt und überschrieben zu sehen, sondern die Eckmarken ihrer Topographie so klar identifizierbar, so wiedererkennbar vorzufinden. Es war alles da, was sich in Berichten und Erzählungen fand; neben den beiden Haupthöhen auch all die anderen Landmarken, unter ihnen auch irgendwo in der Ferne der monströse Turmbau, der das Siegel Kraístophreneacs genannt wurde und den die Stadtgründer schon vorgefunden hatten, als sie beschlossen, in diesem Tal zu siedeln und ihre ersten, festen Gebäude errichteten. Es hieß, dass die letzten Wächter des Kraístophreneac noch immer unter den Katakomben Idiriums hausen sollten. Und zwischen all diesen den Schriften bekannten Landmarken spannte sich eine tatsächlich greifbare, lebensvolle Wirklichkeit auf, die mit Augen, Ohren, allen Sinnen erfahren werden wollte.
    Auric war zwischen den Anlagen und Torgebäuden zweier Villen stehengeblieben, am höchsten Punkt der Straße, überwältigt vom Anblick, doch noch mehr vom Fakt des tatsächlichen Eintretens dieses Moments. Das ist Idirium, die Hauptstadt, das Zentrum. Du hast es geschafft, das ist die wirkliche, tatsächliche Stadt. Du hast das Ende deiner langen Reise endlich erreicht.
    Und als würde sich die ganze Last dieses Wegs mit einem Mal auf ihn niedersenken, wurde er sich plötzlich seiner schweren und schmerzenden Füße bewusst. Er sah an sich hinunter auf die Stiefel, die er trug, seit er aus Valgarien aufgebrochen war und länger schon, die ihm auf der Wanderung gute Dienste geleistet hatten. Sie waren solide Arbeit, aus gutem Leder, die Stiefel eines Nordländers, die den guten Teil seines Lebens halten mussten, doch jetzt fühlte er sich in ihnen unwohl.
    Er nahm sein Bündel von den Schultern, aus dem das Heft seines Schwertes herausragte und öffnete es. Zunächst war da der Packen des in Ölzeug eingeschlagenen Kettenhemds, seines alten Hauberts. Dazwischen eingeklemmt fand er die Sandalen, die er auf dem Weg hierhin gekauft hatte, als er in südlichere Regionen gekommen war, wo ihr Tragen der Sitte und der Bequemlichkeit entsprach, wo die Leute mehr Obst aßen, Datteln und Käse, statt Dörrfleisch und schwerem Gemüse, wo Zypressen und Olivenhaine, dunklen Tannenwald und knorrige Eichen ablösten. Er hatte dieses Schuhwerk danach allerdings selten getragen, weil er ein Wanderer war und die Erfordernisse langer Tagesmärsche andere waren. Jetzt endlich zog er seine Stiefel von den Füßen. Er klopfte sie aus, erstaunt, dass nicht mehr Staub von der Wanderschaft von ihnen abfallen wollte, und verstaute sie im Gepäck. Er hockte da, auf einem Bein kniend, blinzelte den Staub aus einem Augenwinkel, und während er den Blick in die Ferne, auf die Stadt unter ihm gerichtet hielt, streifte er die Sandalen über seine Füße.
    Er stand auf, schaute sich um.  
    Die Straße war bevölkert mit Gruppen von

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