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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Menschen zu Fuß, Leuten mit Karren, vom Rand der Stadt her näherte sich eine einzelne Kutsche. Sie alle eilten sich, um vor der Dämmerung die Stadtgrenzen von Idirium überschreiten, auf dem Weg zu ihren Familien, zu ihren Herbergen, Zunfthöfen oder Ordenshäusern.  
    Er reihte sich ein in ihren lockeren Zug. Vor ihm ging eine Gruppe von Ordensbrüdern des Aidiras-Mysteriums in ihren langen braunroten Leinenkutten, welche jetzt die Litanei ihres endlosen Disputs angesichts des Anblicks ihres Reiseziels unterbrachen und schneller ausschritten, jedoch weiterhin ununterbrochen die Kenan-Steine in den Taschen ihrer Gewänder klappern ließen. Als er sie mit seinen ausgreifenden Schritten überholte, spürte er, wie ihre Blicke ihn von der Seite her argwöhnisch musterten. Er achtete jetzt nicht mehr weiter darauf: Idirium war eine Stadt vieler Völker und Kulturen; Bürger aller Provinzen kamen hier zusammen. Viel mehr erregte es seine Aufmerksamkeit, dass er hinter den Häusern der Vorstädte jetzt klar, wie er es in den Berichten gehört hatte, die Sephrenischen Mauern erkennen konnte, welche die gesamte innere Stadt umschlossen. Durch ihre Tore war Angverian, der letzte König Idiriums im frühen Morgengrauen mit seinen letzten Anhängern zu seiner Festung Moratraneum geflohen, und damit hatte die Tyrannis des angeblichen Drachenerben in Idirium ihr Ende gefunden und der lange Krieg gegen seine Verbündeten hatte begonnen.  
    Er spürte, wie auch schon vorher, als er deutlich die Hausberge der Stadt identifizieren konnte, eine Zufriedenheit in sich aufsteigen, wie ein langer, tiefer Atemzug, der durch seinen ganzen Körper ging. Es war alles da: All die Erzählungen und Berichte hatten nicht getrogen. Jetzt wollte er sehen, was sich hinter dem Flechtwerk ihrer Worte verbarg.

    Man hatte ihm gesagt, die beste Gelegenheit mit dem Kaufmann zu sprechen, ergäbe sich, wenn er auf der Runde durch seine über die Stadt verstreuten Läden war, und so hatte er auf ihn vor seiner Filiale in den Kolonnaden der Bevariam-Häuser gewartet. Der Tag versprach schon früh heiß zu werden, und die Kühle der Säulengänge, in denen sich die Eingänge der Geschäfte aneinander reihten, kam ihm sehr gelegen.
    Die Bevariam-Häuser gehörten zu den gehobeneren Mietskasernen der Neustadt Idiriums, und so waren auch die in den Kolonnaden des Erdgeschosses ansässigen Betriebe entweder Filialen alteingesessener, renommierter Häuser oder gediegen eingerichtete Lokale ehrgeiziger Jungunternehmer und Handwerker. Auric schlenderte an den Auslagen vorbei, sah sich vor den Eingängen ausgestellte Kollektionen an Stoffen, Keramik und Dekorationsgegenständen an, atmete tief den Duft der Gewürze und Kräuter ein, der ihm aus dem Innern eines dunklen, schlauchartigen Ladens entgegenwehte und ließ seinen Blick wehmütig über die Buchrücken in den Außenregalen eines Schriftenhändlers streifen.  
    Schließlich konnte er der Verlockung, die von ihnen ausging, nicht mehr widerstehen und stöberte in ihnen herum, immer einen wachsamen Seitenblick zur Straße hin, immer mit der Mahnung seiner knappen Finanzen im Hinterkopf. Aber der unverhoffte Fund einer preiswerten, gebrauchten Ausgabe der Diegese des Späten Widerstandes ließ ihn schließlich doch die selbstauferlegte finanzielle Zucht in den Wind schlagen. Hastig, um das Eintreffen des Kaufmanns nicht zu verpassen, legte er die zwei Sautinen auf die Theke des Händlers und lehnte sich dann in seinem neuerworbenen Schatz blätternd an die zwischen zwei Läden vorspringende Trennmauer. Er kannte zwar lange Stellen der Diegese aus einer zusammenfassenden Auswahl, die durch die Selektion puren Zufalls den Weg in die kleine Alkovensammlung seiner Mutter gefunden hatte, doch hatte er noch nie den vollständigen Text im Zusammenhang gelesen.  
    Als er gerade ein paar jener ihm unbekannten Stellen im Ersten Buch überflog, entdeckte er über den Buchrand spähend schließlich den Kaufmann, der sich mit zwei Begleitern im Schlepptau über den Vorplatz hinweg mit raschen Schritt seinem Geschäft näherte. Auric ließ sie in Ruhe den Laden betreten und wartete, bis sie schließlich wieder daraus hervorkamen, bevor er sich dem Kaufmann näherte, um ihm sein Angebot zu unterbreiten.
    „Als Schreiber oder in einer ähnlichen Stellung …?“
    Der Kaufmann trat mit seinen Begleitern in den überwölbten Eingang des Geschäfts zurück und Auric folgte ihm aus dem Weg der Passanten, die unter dem Dach

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