Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
unser Senphora tappt, was die Störungen seiner Botschaften betrifft, selber ziemlich im Nebel. Ich glaube, er und der Korporal hoffen, dass, wenn dieses seltsame Kinphaurenland und das Netz ihrer Gebäude die Störungen verursacht, es vielleicht im Zentrum eines dieser Störfelder einen toten Raum gibt. So wie das Auge eines Sturms.“
    „Wow. Meinst du diese Senphoren machen sich wirklich so viele Gedanken über ihre Kunst. Sie tun zwar immer groß, als wäre es eine Wissenschaft, mit ihrer Akademie, die wie eine Festung vom Rest der Welt abgeschlossen ist, aber ich persönlich glaube, bei ihrer Kunst haben sie kein klareres System als irgendein Hexenmeister aus dem tiefsten Valgarien, der im Gekröse der Ochsen die Zukunft liest.“
    „Hexenmeister?“ Auric grinste ihn mit gespieltem Argwohn an. „Mann, Jag, hat die Zivilisation denn kein bisschen auf dich abgefärbt? Hexerei ist der finstere Aberglaube von Barbaren. Geh hin und frag doch unseren Senphora. Der wird dir erklären, dass so was wie Zauberkunst und Hexerei für Menschen vollkommen unmöglich ist und dir den richtigen Spruch darüber reinwürgen, was von Leuten zu halten ist, in deren Köpfen ein Gestrüpp jenseits von Rationalität und strenger Wissenschaftlichkeit wuchert.“
    „Wer einen Valkaersring um den Hals trägt, Alter, kann es sich eigentlich nicht leisten, über Aberglauben abzulästern.“

    Im oberen Teil wurde die Treppe auf beiden Seiten von behauenen Steinsäulen gerahmt, die zunehmend näher zusammenrückten, bis sie dichtgedrängt nebeneinander standen.  
    Ein scharfer Wind wehte über sie hinweg. Beinahe hatten sie das Bauwerk auf der Kuppe erreicht.
    Die Lücken zwischen den Steinen waren nur mehr Schlitze in einer durchbrochenen unregelmäßigen Wand: Sie erklommen die Treppe zwischen zwei Mauern von Menhiren. Einige ragten stärker vor, andere waren schmal und zwischen ihren Nachbarn fast eingesunken, wie die Zahnreihen eines riesigen Schlundes.
    Die ansonsten geraden Kanten waren mit feinen Brüchen und Schichtungen durchzogen, die fast an einen ordnenden Willen denken ließen. Risse und kleinste Vorsprungkanten, die sich an der einen oder anderen Stelle zu treffen schienen oder die, die Lücke von Menhir zu Menhir überspringend, zufällig eine ähnliche Richtung nahmen, schlugen Aurics Phantasie geradezu in den Bann, darin ein Muster entdecken zu wollen. Fast war es ihm, als forderten die Steine ihn dazu heraus, stachelten ihn im tiefsten Inneren dazu an. Doch wenn er schon fast glaubte, gliedernde Zusammenhänge mit Händen greifen zu können, fiel dies schon im nächsten Augenblick in sich zusammen und es blieb ihm nichts erkennbar als reine Willkür der Natur, ohne Plan und Muster.
    Sobald er dann wieder den direkten Blick abwandte, überkam ihn erneut das Gefühl, als werde sein Weg eingefasst von einem Geflecht von Linien, als ginge er durch einen Schacht, in dem Reliefs von Ausmaßen, die sich dem menschlichen Überblick entzogen, ihn tiefer zu einem Kern hin zogen. Es war wie eine schleichende Gewissheit, die ihn aus den Augenwinkeln anfiel, sich bis zur Schwelle einer Vision steigerte – und dann ins Leere abkippte.  
    Auric blickte auf den nackten, kalten Stein. Und da war nichts.  
    Da war der Wind.
    Der Wind war ein zweiter Quell der Beunruhigung.
    Auric blickte sich um, musterte die Gesichter von Jag, Kudai und den anderen Söldnerbrüdern. Zwar sah er verständliche Anspannung in ihnen, aber nicht die tiefe Unruhe, die ihn selber überfiel.
    Denn da waren Stimmen im Wind.
    Oder vielmehr: Da war ein Wispern gewesen, das man unter dem Pfeifen des Windes durch die Flucht der Menhire fast überhören konnte. Ein untergründiges, substanzloses Flüstern. Als Auric es zuerst wahrnahm, rechnete er es den leiseren Stimmen des Windes zu, den kleinen, feinen Gebrochenheiten seines Atems.
    Doch dann hatte er etwas in seinem Kopf gespürt. Es glich dem dumpfen Gefühl, mit dem man einen Wetterwechsel wahrnimmt, dem Druck, den man unter einem heißen Fallwind spürt. Er hatte etwas Ähnliches schon erlebt. Es erinnerte ihn an das mahlende Vibrieren, das er im Schatten der verlassenen Elfenfestung hoch im Norden empfunden hatte.
    Es fegte durch den gewundenen Gang von Menhiren und fing sich darin wie in einem Kanal. Wie ein Wispern, doch war es nicht im Wind. Es war in seinem Schädel. Es war wie ein fremder Eindringling an dem Ort, wo sonst nur seine Gedanken waren.
    Seine Gedanken waren dort wie ein Boot, das Fremde

Weitere Kostenlose Bücher