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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Pfeilerreihe und schwere tragende Mittelpfeiler, fast so breit wie die Zwischenräume zwischen ihnen. Sie gaben dem Raum etwas Gruftähnliches. Er und Jag betraten ihn langsam mit gezogenen Schwertern, jeder von ihnen – mehr als ein knappes Nicken der Verständigung brauchten sie dazu nicht – jeweils eine Flanke des Senphoren deckend.  
    Kudai dagegen hatte als erster den Raum durchquert und war zum dunklen Rachen des spitz zulaufenden Kragbogens gestürzt, der in die Flucht der Nebenräume führte. Auric verfluchte ihn als den verdammten Grünschnabel, als den er sich durch seine kopflose Impulsivität verriet.  
    „Kudai, komm zurück! Nicht aus der Formation ausbrechen!“, rief er ihm zu. Doch Kudai schien ihn gar nicht zu hören und starrte wie gebannt in die Tiefe der Räume hinter dem Torbogen.
    Dort, in der Dunkelheit hinter dem Durchgang, flackerten wild die Lichter von Ölfackeln über Säulenreihen und Wände, enthüllten in ihrem zuckenden Tanz rasch wechselnde Fragmentsplitter der Architektur. Ihr Licht kam von irgendwo her – von wo genau, aus welcher Flucht von Räumen, war nicht zu erkennen. Heiseres, abgehacktes Gebrüll, Waffengeklirr – ebenfalls von überall und nirgends.
    Es entfernte sich wieder, wurde zunehmend dumpfer, verhallter.
    Es wurde wieder still um sie, nur die Leiche blieb als Indiz eines ominösen Kampfes zurück, dessen Wellen diesen Raum durchquert hatten und dann in unbekannte Tiefen verschwunden waren. Kudai blickte über die Schulter, und sein verwirrter Blick fand und grub sich in den von Auric. Seine Miene schien um Erklärungen zu bitten.
    „Wer immer das ist, wer immer da angreift, er darf uns nicht einzeln erwischen“, beantwortete Auric seine stumme Frage. „Also komm zurück ins Glied, Kudai.“
    „Er hat Recht“, fiel der Korporal von der Seite ein. „Wir gehen gemeinsam –“
    In diesem Moment schwoll der Lärm aus der dunklen Raumflucht wieder an. Verwirrte, sich widersprechende Rufe.  
    Mit einem Mal aufgeregtes Gebrüll, überraschend nahe bei ihnen. Ein wüstes Durcheinander.  
    Dann ein Schrei, schrill, gellend, der plötzlich abriss.
    Kudai taumelte zurück. Ein Schatten schoss aus der Dunkelheit auf ihn zu. Der helle Schein einer Ölfackel huschte direkt beim Durchgang über die Wände. Kudais Schwert zuckte zurück, zum Stoß bereit gegen was immer aus dem Durchgang auf ihn zugestürzt kam.
    „Halt! Einer von uns!“, brüllte der Korporal zu Kudai hinüber.
    Kudai sprang zurück, gerade noch rechtzeitig, ließ Grauwachtel ungeschoren an ihm vorbei. Dem stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.  
    Zwei Sekunden später brach ein wüster Tumult von Schatten aus dem Torbogen in den Raum hinein. Söldnerbrüder, wie vor dem Sturm getriebene Garben.  
    Dann etwas Leichenbleiches, Geflecktes, Rasendes, das kreischte wie ein Tier und wütete wie ein Wirbelwind.

    Es war immer wieder dasselbe. Obwohl sie wussten, was im Dunkel der Kammern des Gebäudes auf sie lauerte, traf sie doch jede erneute Attacke des Biestes auf ihre Art unvorbereitet, aus einem Winkel, aus dem sie es nicht erwarteten, in einem Moment, der auf verrückte Art der falsche war.
    Männer wurden wie Halme zur Seite gefegt. Wie Blitzeszucken in der Dunkelheit sauste ein tödliches Gewebe von Fängen und Klauen zwischen ihnen hindurch. Söldnerbrüder brüllten und hieben mit den Schwertern und Speeren wild um sich, stachen nach einem Ziel, das so schnell war, dass sie es kaum mit Blicken fassen konnten.
    Auric sah einen fauchenden Schädel ganz nah neben sich, spürte einen plötzlichen Schlag gegen den Brustharnisch als hätte ihn eine Ramme getroffen. Er flog quer durch den Raum und prallte mit dem Rücken hart gegen einen Pfeiler.
    Er wischte sich Blut aus dem Mundwinkel.  
    Es hatte wie ein Kinphaure ausgesehen. Wie ein Kinphaure, der ein Tier war. Das fremdartig Langgezogene, das der Schädelform der Kinphauren-Elfen ohnehin eigen war,   steigerte sich hier zur reinen, ungehemmten Raubtierform. Gefleckte, sehnige Gliedmaßen, die an eine unbehaarte, leichenblasse Raubkatze gemahnten. In einem Harnisch aus Leder und Eisenschnallen. Waren das vielleicht degenerierte Abkömmlinge der alten Kinphaurenkolonie in diesem Land?
    Das wirre Menschenknäuel, zu dem das Kampfgetümmel die Söldner verwoben hatte, brach auseinander. Männer stürmten nach außen, Blicke fuhren den Raum absuchend herum, an den Wänden entlang. Schwerter wurden im Kollektiv nach außen geschwenkt wie

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