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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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langer Geschichte. Sie hatte sich ursprünglich aus der Privatarmee eines mächtigen alten Handelshauses gebildet. Das Handelshaus hatte irgendwann einmal Pech gehabt und stand vor dem finanziellen Ruin. Als einzig lukrative Abteilung blieb seine Söldnerarmee übrig, die ursprünglich nur zum Schutz des eigenen Hauses gedacht war, deren Dienste man unter dem finanziellen Druck aber immer öfter verkauft hatte. Statt also tatenlos dem Untergang des Hauses Trevante zuzusehen, gestaltete das damalige Oberhaupt des Hauses es kurzerhand zu einer Söldnerkorporation um, die den alten Namen des ursprünglichen Handelsunternehmens beibehielt.“

    Über den nackten, aschefarbenen Kamm sah man Rauch aufsteigen und das Glühen von Flammen. Der Feind hatte damit begonnen, den Wald am Talrand abzufackeln.
    Sie ritten in einer Kolonne, zu zweit nebeneinander soweit es die Gebirgspfade zuließen, höher hinauf in die Berge, zum eigentlichen Hochpass hin.  
    Der Pfad verlief oft auf steilen, kahlen Graten, von denen sich ihnen unverhofft Ausblicke in enge Täler eröffneten. An ihren Hängen sahen sie dunkle Bauwerke und Ruinen, Relikte des alten Reiches der Kinphauren, aus dem diese Vom Blut vertrieben worden waren. Der Name dieses Reiches war, soweit Auric wusste, in den Aufzeichnungen der Menschen längst vergessen.
    Als Auric neben Kudai dahinritt und in die Täler hinabblickte, in denen einst Elfen gelebt hatten, ließ ihn das an sein Erlebnis auf der Reise von Valgarien nach Idirium zurückdenken, als er das Land der Ninre durchquert hatte. Vieles davon war für ihn mit der Zeit zu einem undeutbaren Dunst verschwommen, doch er erinnerte sich noch genau an den Anblick jener eigenartigen Festung der Ninre und den Eindruck, den dieser auf ihn gemacht hatte. Nichts davon hatte irgendetwas mit den Empfindungen zu tun, die der Anblick der Überreste dieses Kinphauren-Reichs in ihm hervorrief. Nur Echos an jene verlassene Feste im Hexenland des Nordens, wo sie von Graustelzern angegriffen worden waren, ließen diese Ruinen in ihm anklingen.
    Die Täler hier, die von Spuren einer Elfenzivilisation gekennzeichnet waren, muteten wie Einbrüche in eine andere erloschene Welt an, wie versteckte Schlackengruben, die wie eingebrochene und geschmolzene Hohlblasen im Bauch des Gebirges nisteten. Man wurde davon tief im Inneren unangenehm berührt, an Stellen, die zu betrachten man gewöhnlich zurückschreckte, so als hätte man sich beim Begaffen eines todkranken Menschen und dessen langsam verrottenden Körpers ertappt.
    Die auffälligsten Landmarken in den Tälern des toten Kinphaurenreiches bildeten ihre Turmbauten, glatt und dunkel, in einer Linie das Tal durchschneidend, von fremdartiger und befremdender Bauart, eigentümlich geneigt und nach oben zu stumpfer Spitze zulaufend, brutal das Land durchbohrend. Sie wuchsen drohend aus dem Boden wie die Stoßzähne vergrabener Vorzeitbiester aus dem Abgrund einer älteren Zeit.
    In den Legendensammlungen der Schriftenhändler hatte Auric beim Stöbern Illustrationen gesehen, welche die länderverschattenden Türme der Farnúk darstellen sollten. Die Kinphaurentürme hier erschienen ihm wie blassere, in zwanghaftem Rückgriff auf halbverschattete Erinnerungen errichtete Nachahmungen dieser mythischen Bauten; traurige, der Dekadenz verfallene Nachkömmlinge, auch sie nun verwaist, ihre Baumeister tot und ihr Zweck längst vergessen.
    Beim kleinen Kudai, der neben Auric ritt, war das Reiten ebenfalls kein Problem. Er kam zwar aus der Provinz Yirkenien, doch stammte sein Volk von den Surkenyaren der südöstlichen Ebenen ab, die praktisch im Sattel geboren wurden. Sie beide waren die ersten, die an ihren Korporal in der Mitte des Zuges und seinen Begleiter anschlossen. Hinter ihnen folgten Huon-Khau und ein schwarzhäutiger Riese namens Umanákhu. Vor dem Korporal ritten Jag, Drjuvnan, Grauwachtel und Ni-Vannion. Von den anderen Truppmitgliedern kannte Auric nur ein paar der Namen: Crussav, Zarger, Hengart, Biljikin, Trommler, Bakkat, Iakander, Keiler, Bréatyoth und Czethve.
    Der Mann neben dem Korporal war in einen langen, unscheinbar grauen Mantel gehüllt, von der Art, wie er bei Söldnern verbreitet war. Er trug dessen weite Kapuze während des Rittes die ganze Zeit tief über den Kopf gezogen. Vor ihrem Aufbruch jedoch, als der Korporal ihnen den Mann vorgestellt hatte, war diese Kapuze noch ein gutes Stück zurückgeschoben gewesen, und Auric hatte in ihrem Schatten die blaue

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