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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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sich ein Strang, einer dem du folgen sollst.“
    Gemeinsam ergriffen sie die Lichtanker der Strukturöffnung, nur allzu bereit, dem Anblick der dunkel glimmenden Bestie zu entrinnen, und folgten dem Portal in die sich öffnende Lateralsphäre.
    Sie standen in der weiten Ebene des Irrlichtlandes. Ein Körper lag vor ihnen in den Wirbeln des Grases. Eine Wunde, die nicht heilen wollte, klaffte in seiner Seite.
    Darachel sah ein Abbild von sich selber zu dem Mann treten. Es war ihm im ersten Moment so fremd, dass er darin nur mit Mühe sich selber erkannte, so fern kam es von jenseits des Schleiers, der seinen Selbstschichten durch seinen physischen Anker gesetzt war. Sein Zwilling aus dem Geisterland wies auf die Ferne, und ein Netz aus lichten Strömungen spannte sich auf zwischen dem Mann im Gras und dem Anblick, der sich bot, wo die Weite vor dem Panorama hoher Berge durch eine Wand von Felsen begrenzt wurde. Himmelsriffs Zinnen versponnen sich dort mit Fels und Himmel in einem bleichen, summenden Klirren.
    Stränge des gleichen Lichts, das den Mann im Gras mit Himmelsriff verwob, führten auch aus anderer Richtung zu dem Platz hin, an dem der Mann nun im Gras lag. Sie hatten ihn hierhin geführt.  
    Und all die Fasern lagen in den Händen seines Zwillings aus dem Geisterland.
    Er sah genauer auf den Mann hinab, und er erkannte, es war Auric Torarea Morante, der Menschenmann.
    „Jetzt wird es offenbar“, hörte er Viankhuan neben sich sagen. „Auch wenn du den Ursprung der ghean-whe‘ -Verknüpfung nicht sehen sollst, hier ist eine ihrer Auswirkungen. Du hast dem Menschenmann ein Geschenk gemacht. Aus dem Geisterland heraus.“
    Er sah sie an, und wusste für einen Moment ihre Mimik nicht zu lesen. Dann war der Ausdruck verschwunden, bevor er den Zeichen in ihrer Miene einen Namen geben konnte. Es sei denn, es wäre Betroffenheit gewesen.
    „Dadurch hast du ihn mit Himmelsriff und dem Schicksal unserer ganzen Gemeinschaft verknüpft“, sagte sie.

In der Unterwelt

    Es waren drei Kinphaurentiere.
    Von dem Moment an, als Auric und die anderen Söldnerbrüder in die Unterwelt des Gebäudes hinabstiegen, änderte sich alles. Die Umgebung veränderte drastisch ihren Charakter, und der Kampf gegen ihre Angreifer nahm dadurch mit einem Mal eine andere Qualität an.
    Sie fanden sich weder in Höhlen und Spalten des Felssockels wieder noch in Kellergewölben gleicher Bauart wie beim oberirdischen Teil des Gebäudes, sondern in einem eigenartigen labyrinthischen Bau von Röhren und Tunneln. Das Licht ihrer Öllampen strich über diffuse, bräunliche Oberflächen, mergelartig, körnig, porös, wie zermahlene und verbackene Natursubstanzen, aus deren erstarrtem, bräunlichen Brei die Wände der sich windenden Röhren geformt worden waren.  
    Die Männer blickten die enge Tunnelröhre hinauf und hinab; man sah es ihren Mienen und der Art dieser nervös hin- und herstreichenden Blicke an: Diese engen Tunnel erfüllten sie mit klaustrophobischen Anwandlungen. Hinzu kam noch der beizig tierhafte Geruch, der schwer und lastend alles durchdrang sowie der ständig von den Decken rieselnde Mergelstaub.
    Schon nach etwa hundert Metern stießen sie zwar wieder auf Fragmente von Räumen und Kammern von der Art der oberen Stockwerke, doch waren diese zu großen Teilen entweder verschüttet oder eingestürzt, so dass sie sich ihnen niemals in ihrer Gesamtheit erschlossen; immer nur eine Wand hier, dort eine Raumecke, an anderer Stelle wieder ein überwölbter Durchgang, der aber nun nirgendwohin mehr führte als vor eine weitere gewölbte Wand der aus der braunen Substanz geformten Röhrengänge. Die Welt des Röhrenbaus hatte den übergreifenden, verbindenden Zusammenhang zwischen den verschiedenen Teilen unterirdischer, fremdartiger Architektur zerstört. Sie hatte alte Strukturen überschrieben wie in einem dreidimensionalen Palimpsest.  
    Auric fragte sich, wie sie in diesem vertrackten Labyrinth bloß den Überblick behalten und herausfinden sollten, wohin das Kinphaurentier mit dem Senphoren verschwunden war? Als sie durch den Felsspalt zum ersten Mal in einen der Röhrengänge dieser Unterwelt gelangt waren, hatten sie jedenfalls nirgendwo mehr eine Spur von dem Kinphaurentier mit dem entführten Senphora entdecken können. Dafür standen sie aber schon jetzt nach kürzester Zeit kurz davor, die Übersicht zu verlieren. Jag schien das wenig auszumachen, und wenn, so zeigte er es jedenfalls nicht. Er war stets der Erste, der

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