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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kinphaure schritt beiläufig an ihr vorbei, streifte sie dabei fast, als sei sie gar nicht da, würdigte sie nur des allerflüchtigsten Seitenblicks.
    Etwas trat jetzt hinter dem Mauervorsprung hervor, im Einklang mit den Schritten des Kinphauren und kam hinter ihm her auf sie zu.
    Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück und aus dem Weg der Gestalt. Und konnte dabei nicht den Blick von dem nehmen, was da auf sie zukam.
    Wie die eiskalte Luftwalze einer Sturmfront ging dem Wesen eine Aura von Macht und Bedrohung voran. Es war hochgewachsen. Es überragte sie um mindestens zwei Kopflängen und blickte mit einer Dämonenfratze auf sie herab, deren Konturen widernatürlich scharf gezeichnet hervortraten: hartes Schwarz, bleiches Weiß. Irgendetwas an dieser Grimasse wirkte auf unerfindliche Weise wie leicht verzerrt.
    Der Rest der Gestalt war eine Säule aus Rot und Silber. Sie sah Schulterpanzerung in Blutrot, weitere leichte Panzerteile in der gleichen Farbe. Entlang der Arme blitzte Stahl, wie Schienen einer Rüstung, scharfe, gefährlich aussehende Kanten. Über all das fielen Lagen roten Stoffs, vage dem Schnitt kinphaurischer Kleidung folgend – der breite Leibgurt, die weiten Hosen, nur die khaipra, das Oberteil, war stark verändert.
    Es schritt auf sie zu, auf die Tür, an der sie stand, tatsächlich wie eine gewappnete Säule aus Blut und Stahl mit den Zügen einer Dämonenmaske obenauf. Sie hatte von ihnen gehört. Doch so nah hatte Danak noch nie einen von ihnen gesehen.
    Ankchorai. Ein Gewappneter.
    Er blickte auf sie herab, knapp nur. Die schwarzen Haare auf dem Schädel waren kurz, struppig, unregelmäßig, wie von Ratten abgefressen, die beiden Ohren waren deformiert, eines nur ein vernarbter Stummel, das andere hing wie ein flatternder Fetzen. Das beiläufig raubtierhafte Grinsen, der Eindruck einer Sekunde, sie wusste nicht, galt es tatsächlich ihr, oder war es nur ein Effekt in dem fremdartigen Miteinander verschlungener Ornamente und Runen der auf knochenbleicher Kinphaurenhaut auftätowierten Dämonenfratze.
    Der Ankchorai musste sich tief bücken, als er durch die Tür ging; er füllte sie mit seiner bedrohlichen Masse aus.
    Als ihr Blick von dem Ankchorai in den Raum zurückkehrte, fand sie Banátrass hinter seinem Schreibtisch stehend, den feinsten Hauch eines Grinsens auf seinem Gesicht.
    »Sie haben es ziemlich eilig, sich bei mir zurückzumelden.«
    Und brachte sie auch gleich wieder dazu, dass das Blut in ihr hochkochte. Sie spürte, wie ihre Augen unkontrolliert zuckten.
    Er stand hinter seinem Schreibtisch in ziviler Kleidung, selbstgefällig.
    Richtig, in den Farben der Miliz, nicht seines Ordens. Immerhin. Aber ohne dazugehörendes Emblem – kein Turm mit Rhunskrone. Stattdessen Pfeil und Inaimskreuz, das Abzeichen des Einen Weges. Damit nahm man nicht gerade die Herzen im Sturm, brachte nicht die Leute der Miliz dazu, einen Ordensmann des Einen Weges als Hauptmann in die Arme zu schließen. Sie mühte sich, die Muskulatur ihres Kiefers und ihrer Schultern zu entspannen.
    Den Augenblick des Schweigens nutzte er. »Warum haben sie, wenn es Ihnen so dringend war, nicht Gebrauch von ihrem Orbus gemacht. Zu diesem Zweck, haben wir ihnen diese Instrumente anvertraut.« Grinste auch noch dabei. Entweder war der Kerl eiskalt oder tatsächlich ahnungslos, in was er sie da hineingeschickt hatte. »Gewöhnen Sie sich daran, benutzen Sie das Ding. Ihnen stehen jetzt ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung. Machen Sie sich vertraut mit der neuen Zeit.«
    Ihr Blick zuckte zu der silbern gefassten Kugel auf seinem Schreibtisch, ein Gegenstück zu der, die in einer Schatulle an ihrem Gürtel befestigt war. Kinphaurenzauber. Rar und begehrt. Er hatte dafür gesorgt, dass ihre Einheit damit ausgestattet wurde.
    Genauso wie jetzt hatte sie sich auch schon mit Vyrkanen, seinem Vorgänger gegenübergestanden, aber bei allem, was zwischen ihnen vorging, war immer klar gewesen, er war ihr Hauptmann gewesen, der Hauptmann der Miliz von Rhun. Und nicht der des Einen Weges oder von sonst jemandem. Halt an dich und fühl ihm auf den Zahn.
    »Instrumente der neuen Zeit. Tragen wir, ja.« Bleib ruhig, sieh genau hin. »Aber es gibt Dinge, die sich immer noch nur auf die gute, alte Art erledigen lassen«, sagte sie. »Hauptmann Banátrass.«
    »Und was sollten das für Dinge sein, Leutnant Kuidanak.«
    »Deinem Hauptmann in die Augen schauen, um zu sehen, ob er dich verarscht hat. Ob er dich und deinen Kader

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