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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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im vollen Bewusstsein ins Messer hat laufen lassen.«
    »Was?« Banátrass stutzte, er fuhr zurück. War das ehrlich? War das nur gespielt? War das nur pikiert, weil sie ihn so direkt anging. Schwer zu sagen bei jemandem, an dem so viel Fassade ist. Schwer zu sagen, mit der Wut in ihrem Bauch. »Was lässt Sie das glauben, dass ich …«
    »Vier Tote. Bei einem einzigen Einsatz. Einer davon aus meinem Kader.« Khrival. Khrival …
    Eine Augenbraue zuckte bei Banátrass hoch, der Gesichtsausdruck fror ein. »Das … Das tut mir leid. Was war das Problem?«
    »Problem?« Danak stieß es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das Problem war« – Danak spürte, wie sie die Fäuste ballte, hielt sich gerade noch zurück, sie auf seinen feinen, aufgeräumten und polierten Arbeitstisch herabdonnern zu lassen um zu sehen, wie seine ganze penibel arrangierte und aufgestellte Menagerie hochsprang und durcheinander polterte – »das Problem war, dass wir es mit wesentlich mehr Mannstärke auf der Gegenseite zu tun hatten, als Sie uns haben glauben lassen.« Sein Gesichtsausdruck fror noch um einige Grade stärker ein.
      »Das Problem war, dass wir es mit jemandem von anderem Kaliber zu tun hatten. Das Problem war, dass es nicht nur um Sturmarmbrüste ging, sondern um kinphaurische Armbrustbatterien. Und um noch etwas ganz anderes. Das Problem war, dass dieses Etwas uns angegriffen hat.« Sie bemerkte, dass sie sich mit den Fäusten auf den Schreibtisch aufgestützt hatte, sich weit zu ihm hin darüberbeugte. »Das Problem war, dass dieses Etwas ein Kampfhomunkulus war. Ein Brannaik um genau zu sein. Der uns beinah den Arsch aufgerissen hat!« Sie schrie Banátrass an, konnte und wollte sich nicht mehr zurückhalten. »Weil uns niemand auf so etwas vorbereitet hat! Der Korporal Khrival und einen weiteren Milizgardisten umgebracht hat! Das Problem war, dass fast nichts an den Informationen, die wir von Ihnen erhalten haben, tatsächlich stimmte! Vier Tote insgesamt, zwei Schwerverletzte. Etwas viele Probleme, meinen Sie nicht?!«
    Banátrass war nicht zurückgewichen, auch wenn sie ihm fast ins Gesicht spuckte, wie er da in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch hing. Er rückte sich zurecht, während sie zu Atem kam und die Last ihres Körpers von ihren aufgestützten Armen nahm. Banátrass stand auf, kam mit ihr auf Augenhöhe.
    Da war keine Spur in seinem Blick. Sie hatte gedacht, sie könnte ihm in die Augen schauen und wüsste Bescheid. Wüsste warum Khrival sterben musste. Wüsste, ob sie weiterhin – hier bei der Miliz in einem besetzten Rhun, unter einem Milizhauptmann, den die Kinphauren ihr vorgesetzt hatten – das tun konnte, was zu tun sie beide sich damals geschworen hatten. Für die Unschuldigen eintreten. Die Straßen von Rhun sauber halten. Das konnte sie nur, wenn sie die Kontrolle hatte und nicht, wenn sie vollkommen im Dunkeln tappen musste. Nicht wenn ihnen ihr eigener Hauptmann in den Rücken fiel, weil er ein Mann der Kinphauren war. Nicht wenn sie sich ständig fragen musste, ob sie dessen Informationen trauen konnte oder er sie gerade ins Messer laufen ließ.
    Immerhin, Banátrass blieb bemerkenswert ruhig. Wenn er sie kaltstellen wollte, nur Jasager, Marionetten und Kinphaurenschergen unter sich in dieser Miliz sehen wollte, dann hatte sie ihm jetzt dazu die Vorlage geliefert. Ihr Atem kam zur Ruhe, sie fühlte nur, wie ihre Nüstern sich regelmäßig wie ein Blasebalg blähten.
    »Sie haben Leute verloren«, sagte Banátrass schließlich nach lang sich hinziehender Pause, »das tut mir leid. Sie haben einen alten Kadergefährten verloren. Das macht Sie wütend und bitter.«
    Er stand auf, umrundete seinen Schreibtisch, immer noch ruhig, gefasst. Draußen rissen in diesem Moment die Wolken auf, und er stand für einen kurzen Augenblick im Gegenlicht des breiten, hellen Bandes des Diaphanumfensters. Seine Gestalt teilte den sich hinter ihm bietenden Ausblick auf die Stadt: die Gans bis zum Fluss und zu den Häfen hin, dahinter die Quartiere von Fillikshorn und Valimsfeld mit den aus dem Häusermeer emporragenden Stadtburgen, zur Linken die hell hervorstechende Erhebung des Engelsberges mit den Gebäuden des ehemaligen vanareischen Parlaments, die jetzt der Sitz der kinphaurischen Militärkommandatur waren.
    »Darüber wütend und bitter zu sein, dazu haben Sie jedes Recht«, sagte er. »Glauben Sie mir, mich macht es auch wütend und bitter.« Die gebräunte Haut seiner hohen Stirn legte sich

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