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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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kalter Flammen. Eine vorbeirasende Gestaltwalze in Rot und silberscharfem Aufblitzen. Wie ein Geschoss die Treppe hinab.
    Ihr Blick wollte schon dieser abwärts preschenden Gestalt folgen, ein Wahrnehmungssplitter im Augenwinkel hielt sie jedoch zurück: Da! – var’n Sipach, eine fast feierlich wirkende Erscheinung in dem rot-schwarzen Ornat, die in elegantem Schritt die Stufen hinabkam. – War da ein feines, distanziertes Grinsen um seine Mundwinkel? Als würde er sein Entree eine Freitreppe hinab auf einem Empfang hinlegen? Feiste Selbstzufriedenheit im Auge.
    Ihr Blick, er ging nach unten, die Treppe hinab, in die Halle, fand das Wesen, das an ihnen vorbeigestürzt war, erkannte in ihr var’n Sipachs Begleitung, seine Leibwache, den Ankchorai. Der musste also im Nebenraum gewesen sein, den musste sie vage gesehen haben, als Choraik zu ihnen heraus gekommen war. Seine riesige Gestalt stürzte sich mitten hinein in das Gewühl wie ein von der Kette losgelassener Bluthund. Lagen flammendroter Kleidung wehten in ihrem Vorstürmen hinter ihr her, wie Feuerlodern. Silberne Kanten, eine Klinge in ihrer Hand blitzten. Der Homunkulus sah den Ankchorai, Ankchorai und Homunkulus sahen sich an, ein Wirbel entstand um sie herum, als würden alle die anderen Körper vom Strudel ihres Bannkreises erfasst.
    Der Homunkulus brüllte, ein zornig heißer Raubtierschrei im Tumult der Vorhalle. Der Ankchorai preschte auf ihn zu. Ein irres Klirren und Röhren und Fauchen, als die beiden aufeinanderprallten, ineinanderschlugen, sich im Netz von Stahl ineinander verkeilten. Sie verhakten sich im Gefecht ineinander, die massige, ungeschlachte Gestalt des Homunkulus und der geschmeidige, rotflatternde Riese. Die anderen Kinphaurenwachen, zusammen mit den Idarn-Khai, drangen erneut von der Flanke her vor. Mit wuchtigen Hieben der seinen Unterarmen entwachsenen Klingen trieb der Homunkulus den Ankchorai zurück, verschaffte sich Raum, pflügte seine Attacke in die Angreifer hinein. Ein Idarn-Khai hing auf die Seite gestürzt, schwer aufgestützt auf einen Arm, blutete stark, der andere Arm hing schlaff herab; ihr war, als hörte sie durch den Kampflärm sein Röcheln.
    Der Ankchorai schnellte vor, durchbrach die Deckung des Homunkulus, packte ihn mit der unbewaffneten Hand. Sie grub sich zwischen Schulter und Hals in die klaffenden Panzerplatten. Der Homunkulus versuchte mit seinen Klingen auf ihn einzuhacken, die eine verfing sich in etwas, das klirrend aus der Gestalt des Ankchorai heraussprang, schrammte daran entlang, die andere wurde von der Waffe des Ankchorai abgefangen. Ein scharfes Schrillen, ein Gebrüll aus dem Maul des Homunkulus. Etwas wie scharfkantige Haken, war aus den Armen des Ankchorai herausgeschnellt, verkantete, vergrub sich zwischen Panzer, Riefen und Schründen des Homunkuluskörpers. Ein eisenstarrendes Ringen. Fast schien es, als würde der Ankchorai die massige Gestalt des Homunkulus mit seinem ausgestreckten Arm zurückdrängen, ihn von den Füßen heben wollen. Fast schien es, als könnte er dabei Erfolg haben.
    Da brach die Welle über den Homunkulus herein, ein geballter Angriff, eine konzertierte   schwarzgepanzerte Woge, das hackende Stachelgestrüpp der Kinphaurenwachen. Der Homunkulusschädel zuckte zähnebleckend umher, sein Körper wankte. Mit klirrendem Schnappen ließ der Ankchorai mit seinem Klammergriff von dem Homunkulus ab, der ungefüge Körper taumelte zurück. Ein kurzes Aufschnellen des rotgepanzerten Armes, dann ein blitzartiger Abwärtshieb – der Ankchorai hatte dem Homunkulus die Klinge am Hals abwärts in den Leib gerammt, hatte ihn durchspießt bis zum Heft. Die massige Gestalt hing schief und wie erstarrt.
    Einen Sekundenbruchteil schien alles wie eingefroren. Dann brach das vereinte Mordwerk über die verwundete Kreatur herein.
    Ja, erkannte Danak, das war’s dann auch. Am Ausgang dieses Kampfes konnte kein Zweifel mehr herrschen. Es brüllte, tobte, schrie und klirrte unten in der Halle. Sie sah Choraik an.
    »Sie waren also die ganze Zeit im Nebenzimmer mit var’n Sipachs Leibwächter.« Hatte er nur darauf gewartet, dass der Ankchorai auftauchte und in das Kampfgeschehen eingriff? Hatte er sie nur deshalb zurückgehalten?
    »Wir waren alle in einem Raum«, antwortete der Kinphaure, der kein Kinphaure war. Seine tätowierte Gesichtshälfte war ihr zugewandt. Sie sah Kinphaurenzeichen über seine gebräunte Wangenhaut laufen. Er drehte sich frontal zu ihr hin; die Farbe seiner

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