Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal

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Säulenstumpfes ragten die Giebelseiten von traditionellen vanareischen Katen hervor, alle in einem Kreis aufgereiht, Etage um Etage, sechs volle Haushöhen emporragend. Ihre Achsen waren wie Speichen zum Zentrum der Säule ausgerichtet, so dass es wirkte, als sei der Großteil des Gebäudes darin eingebacken und nur sein äußerstes Ende mit dem Giebeldach schaute daraus hervor. Es hatte nicht die Eleganz der Aidiras-Kathedrale, aber Danak fragte sich, ob dieses Gebäude sie nicht in seiner Höhe noch überragte.
    Die »Schraube« war auch heute noch bewohnt, doch stellte sie längst nicht mehr die prestigeträchtige Wohnlage dar, als die sie selbst dann noch gegolten hatte, als schon längst klar wurde, dass sie nie vollendet werden würde. Heute war sie kaum noch mehr als eine weitere Mietskaserne; die weniger Begüterten der Bevölkerung Ost-Rhuns waren hier eingezogen.
    Schlimmer sah es allerdings in den Gebäudeteilen aus, die den Turm wie eine Mondsichel umgaben. Zunächst eine Freifläche, dann ein leichter Anstieg, der in einem Abhang endete, an seinem Fuß ein halbkreisförmiger Graben, der eine repräsentative breitangelegte Allee hätte werden sollen, jetzt allerdings nur ein verwüsteter Brachstreifen war, auf dem allerlei Müll und Trümmer herumlagen. Seine Außenseite wurde gesäumt von den gleichen gestapelten Katenstrukturen, aus denen auch die »Schraube« bestand, wie eine abschließende Krempe, wie der steile Rand eines Tellers. Teile dieser mehrstöckigen Konstruktion waren eingebrochen, die Etagen ineinander gestürzt, sie hingen wie eingedrückte Schichten eines Kuchens, und die Trümmer von Gebäudeteilen versperrten den Verlauf des Grabens. Hier hausten die Ärmsten der Armen; diese Randsichel war unkontrolliertes Gebiet. Dass die Räumlichkeiten, die Flure und Kammern auch noch in die Tiefe hinein angelegt waren, trug nicht unbedingt zu ihrer Überschaubarkeit bei. Hier saß der Vastacke und seine Rattenfürsten .
    Das ganze Areal war einmal als Parklandschaft geplant gewesen, jetzt war es nur noch verwüstete Erde, überwuchertes, zernarbtes Brachland, das von einer Wildnis aus Gras und Gestrüpp zurückerobert worden war. Eine Bande zerlumpter Kinder jagte dazwischen herum. Eine Gruppe von Gestalten, die Meutenfarben trugen aber keine »Ratten« waren, hingen bei einem zusammengezimmerten Schuppen um ein Feuer. Sie waren hier geduldet. Der Vastacke war immer offen gegenüber anderen Gruppierungen gewesen, hatte sich um Zusammenarbeit bemüht, so lange es niemand auf offene Konkurrenz und Übergriffe anlegte. Er war bisher damit gut gefahren. Dies war sein Terrain und keiner machte es ihm streitig. Bis jetzt jedenfalls.
    »Wer zur Hölle ist das denn?« Mercers Ausruf ließ sie herumfahren. »Sag bloß, das ist der Neue.«
    Danak folgte der Richtung seines Blicks. Ja, da kam er die Straße runter. Seine Kleidung sah ziemlich … na ja, kinphaurisch aus. Er hatte zwar das traditionelle dreiteilige Ornat und den Brustharnisch gegen eine graue und anthrazitfarbene Kluft eingetauscht, doch der Schnitt zeigte noch immer eine klar kinphaurische Linienführung. An seiner Brust prangte deutlich sichtbar das Abzeichen der Miliz, Turm mit Rhunskrone.
    Sie schaute zu ihrem Kader zurück; ihr Blick kreuzte sich mit dem von Mercer.
    »Das IST der Neue«, seufzte der daraufhin. »Okay, Danak, halt ihn hier aus der Sache raus, oder ich vergreif mich an ihm.«
    Sie ließ Mercer das durchgehen und zog Choraik, kaum dass er in den Schatten des Vordachs getreten war, beiseite. Er war zwar der Neue, er war ihr vor die Nase gesetzt worden, und diese Nummer hier war wirklich ein echtes Glanzstück, aber Kinphaurenüberläufer hin oder her … Sie wollte ihn sich nicht vor versammelter Mannschaft zur Brust nehmen, lieber unter vier Augen. Besser für ihn. Besser für alle. Bevor jemand eine dumme Bemerkung machte und das alles böse endete. Und er war nun einmal in ihre Truppe bestellt. Hatte sie sich angeblich sogar ausgesucht. Okay, also … Er sah sie aus Gletscheraugen an.
    »Ich dachte, sie würden später zu uns stoßen, weil sie sich für den Dienst umkleiden wollten?«
    »Das habe ich getan.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Ihre Blicke gingen an ihm herab, von oben nach unten.
    »So gehen Sie mir in keinen Einsatz. Und so gehen Sie mir auch nicht mit dem Turm am Rock auf die Straße.«
    Er hielt ihren Blick für einen Moment. Sein linkes Auge zuckte, seine Wangenmuskeln arbeiteten.
    »Das hier ist