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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Gesicht blieb bei ihrem Anblick und dem ihres Kaders ausdruckslos. Nur sein schlanker, hochgewachsener in einen langen, schweren Pelzumhang gehüllter Körper wirkte für eine Sekunde wie in einer rituellen Haltung erstarrt.
    Der Schlitz einer gebleckten Zahnreihe zeichnete sich scharf im dunklen Grund seines Gesichts ab.
    »Jungs, hier kommt was zum Spielen für euch.«
    Danak grinste zurück, auch wenn sich einige seiner Korona unsicher zeigten, wie sie auf die Bemerkung reagieren sollten.
    »Na, dann hättest du aber einen neuen jungen, heißen Hund an der Wade hängen, der nicht so duldsam und verständnisvoll ist wie ich, Vai Gau Nan.« Sie trat hart an den Pulk heran, der sich widerwillig vor ihr teilte und maß den Vastacken von oben bis unten in all seiner ganzen eindrucksvollen Größe. »Und mit dem, und denen die ihm nachrücken, könntest du dann ernsthaft spielen. Bis es dir zu blutig wird.«
    Der Vastacke schürzte die Lippen, grinste.
    »Kein Hass«, sagte er.
    Er kannte nur zu gut die stillschweigende Vereinbarung, die zwischen ihnen herrschte. Der Vastacke hielt mit seinen Rattenfürsten die »Gärten«. Er hielt die Meuten und Banden im Umkreis aber auch in friedlicher Koexistenz und sorgte dafür, dass er von den Gärten aus die alleinige Quelle für Jinsai in der Umgebung blieb und keine Territorialkämpfe und Straßenschlachten darüber ausbrachen. Wenn der Vastacke hier weichen musste, weil irgendjemand seine Sonntagsmoral zu genau nahm und unbedingt mit dem eisernen Besen fegen musste, dann würden schlimmere Zustände Einzug halten. Dann würde Blut in den Gärten fließen.
    »Was liegt an, Danak? Oder bist du nur hierher gekommen, um mich daran zu erinnern, wie gut wir es doch miteinander haben?«
    Sie ließ ihren Blick nach rechts, nach links zu den anderen Anwesenden hin gleiten.
    »Müssen die alle dabei sein?«
    Der Vastacke deutete mit dem Kinn kurz zu beiden Seiten hinüber. »Wir reden später weiter.«
    Beeindruckt verfolgte Danak, wie anscheinend jeder wusste, wer gemeint war, die Meute sich brav zu den Türen hin trollte und nur noch ein enger Kreis um den Vastacken zurückblieb.
    »Was kannst du mir über die Firnwölfe sagen?«
    »Die Wölfe haben ihr Revier auf der Firnhöhe. Von ihr haben sie auch ihren Namen.«
    Sie schaute an ihm hoch, sah sein Kinn, darüber seine Miene ungerührt, ohne Spur von Humor. Sie spürte die Versuchung, ihn einmal kurz und heftig gegen das Scheinbein zu treten.
    »Willst du mich verarschen, Vai Gau Nan? Die Wölfe streunen von der Höhe runter. Und werden frech.« Das mit dem Einbruch im Magazin des Kinphauren-Kastells brauchte sie nicht auszusprechen; so was sprach sich schnell in der Unterwelt rum. »Und sie haben mittlerweile ein Netzwerk und eine Macht, bei der jeder anderen Meute in Rhun sich gehörig die Rosette krampfen sollte. Also noch einmal, Vai Gau Nan, was kannst du mir über die Firnwölfe sagen?«
    Er sah nur kühl auf sie herab.
    »Gar nichts. Kein Hass, Danak. Ich bin, was ich bin, und du bist ein Gänsehüter.« Gänsehüter, so wurde die Stadtmiliz nach dem Standort ihres Hauptquartiers in der Bevölkerung genannt.
    Sie seufzte gedehnt. »Läuft’s darauf hinaus? So lange wie wir uns kennen. Wer jemandem mit dem Turm am Rock Informationen gibt, ist eine Ratte? Über so einen Stuss sollten wir doch eigentlich hinaus sein.«
    Der Vastacke verzog das Gesicht und ließ ein uneindeutiges Hin und Her mit dem Kopf sehen.
    »Okay«, sie zuckte die Schultern, »also die althergebrachten Regeln. Du willst es nach den Regeln. Kannst du haben, Vai Gau Nan.«
    Sie ging an ihm vorbei, durchquerte die Halle, ihre Truppe hinter ihr her.
    Einer der Leibwächter des Vastacken blockierte ihr in den Weg. Er trat ihr mit ausgestreckter Hand entgegen.
    Sie sah kurz an dem Mann herauf und herab, dann hatte sie den ausgestreckten Arm gepackt, und als nächstes flog der Kerl in einem eleganten, aber plötzlich und schmerzhaft vom Boden gebremsten Schwung durch die Luft. Der Kerl stieß grunzend den Atem aus. Sie stieg über ihn hinweg. »Kein Hass«, sagte sie. Mal sehen, ob es der Vastacke drauf ankommen ließ. Er wusste schließlich, was ihr stillschweigendes Übereinkommen ihm brachte.
    »Danak!« Die Stimme des Vastacken hallte hinter ihr her durch die dunklen, muffigen Korridore. »Danak, du gehst zu weit.«
    Anscheinend nicht weit genug, als dass er wirklich einlenkte und Kooperationsbereitschaft erkennen ließ. Ein Blick über die Schulter zeigte

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