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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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herüber.
    Sie standen da wie die Salzsäulen. Es dauert ganz schön lange, bevor so ein Mensch verbrennt. Als dann einmal die Flammen hochlohten, war es auch gut.
    Sie bemerkte, dass Histan näher zu ihr hinrückte. Sie hörte sein Räuspern, sah wie er einen Seitenblick zu ihrem Milizhauptmann hinüberwarf, dann wieder auf den brennenden Holzstoß mit dem Körper des Freundes darauf blickte. Er hatte im Stehen die Hände vor dem Schoß verschränkt.
    »Wofür kämpfen wir noch mal?«, hörte sie ihn sagen.
    Sie drehte den Kopf zu ihm hin, verwundert, musterte sein Profil.
    »Warum fragst du?«
    »Hatte es einen Moment vergessen. Wäre dann wohl das Gleiche, wofür Khrival gestorben ist.«
    Sie maß Histan wieder, von oben bis unten, blieb bei seinem Gesicht hängen. Doch der hatte sich wieder von ihr weggedreht und sagte nichts mehr. Merkwürdig. Die Sache hatte ihn anscheinend ziemlich tief erwischt.
    So wie sie. So wie die meisten von ihnen.
    Nachdem der Stapel zusammenbrach, die Reste langsam herunterbrannten, zerstreute sich die Versammlung allmählich. Danak sah sich um. Banátrass war schon fort, seine Roscha vom Straßenrand verschwunden.
    Die unbekannte Frau stand noch immer da, abseits und ganz allein, und weinte.
    Sandros klopfte Danak auf die Schulter.
    »Beim Bilganen.« Dort wollten sie einen letzten Salut auf ihren toten Gefährten trinken.
    Sie nickte stumm zurück.
    Sie blieb noch eine Zeit stehen, bis die letzten Reste herabbrannten, starrte schweigend und erstarrt bis auf die Knochen in Richtung des Flammenspiels, ohne davon aber wirklich etwas wahrzunehmen.
    Es waren die Bilder, die in ihrem Inneren aufstiegen.
    Die Roscha brachte Kylar Banátrass auf den Engelsberg.
    Er spürte deutlich den dumpfen, beklemmenden Druck, als er zwischen den Portalpfeilern mit den Wächtergeistern hindurchfuhr. Ihn schauderte. Hätten die Sperren sich auf ihn aktiviert, wäre er jetzt nur noch ein sabbernder Irrer.
    Während der Fahrt hatte er genügend Gelegenheit gehabt über die Hiobsbotschaft nachzudenken.
    Während der Bestattung hatte der Orbus an seiner Hüfte mit einem kalten Vibrieren seine Präsenz angezeigt. Er war daraufhin zu seiner Kutsche zurückgekehrt und hatte die in ihm gespeicherte Nachricht abgerufen. Nachdem er das Siegel mithilfe seiner persönlichen Kodekette geöffnet hatte, hatte die Geisterstimme var’n Sipachs ihm verkündet, dass Mar‘n-Khai Venach Idaz ermordet worden war. In seinem eigenen Kastell. – Sein Stahlbürge vom Klan der Mar‘n-Khai getötet. – Und dass var’n Sipach ihn in seinen Räumen auf dem Engelsberg erwarte.
    Seine Roscha hielt an. Einer seiner Leibwächter öffnete den Schlag und er stieg aus. Ein kühler Wind umfing ihn hier auf dem Hügel. Am Fuß der großen Freitreppe standen Wachen in Drachenhautrüstung aufgereiht, Schildbanner waren es und sogar einige Drachenklingen darunter, wahrscheinlich niedere Ränge. Er schaute kurz die Front des Bauwerks entlang. Fast nichts war an seinem Äußeren verändert worden, nachdem die Kinphauren es übernommen hatten. Nur die Fahnen einzelner Klans flatterten auf den Dächern. Aber wie sehr der Charakter des Gebäudes trotzdem verändert wirkte. Die Steinhallen des ehemaligen Sitzes der idirischen Provinzregierung wirkten verlassen.
    Ja, hier hatte sich tatsächlich einiges verändert, seit die Kinphauren eingezogen waren. Ein anderer Wind wehte hier nun. Vertreter seines Ordens saßen endlich ganz offiziell und in ihren Ordensfarben an den richtigen Posten. Sowohl im Rat der Stadt, in der Verwaltung des Protektorats als auch in der übergreifenden von den Kinphauren geschaffenen Instanzen. Natürlich war dafür auch ihr Einsatz im Krieg gegen das in den Süden zurückweichende Idirische Reich gefordert. So wie er seinen Dienst im Tragent geleistet hatte. Die Strukturen der Kinphauren waren zwar verzweigt und sperrig, aber auch innerhalb von ihnen hatte man die Möglichkeiten aufzusteigen, wenn man sich nur ihre Gesetzmäßigkeiten und Regeln zu eigen machte. Und das hatte er getan; hier hatte er die Gelegenheiten, die sich ihm boten, ergriffen.
    Zwei in rot gefärbte Drachenhaut Gewappnete, auf dem Kopf einen Helm mit glatter Kappe, die bis auf das Augenvisier das komplette Gesicht bedeckte, traten bei seiner Annäherung aus dem Schatten des großen Portals heraus und kamen ihm entgegen. Sie trugen die seltsam geformten Zeremonienschilde der Kinphauren mit den Glyphen des Bevollmächtigten Beils.
    Das mussten

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