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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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vermittelten Systems von Symbolen und damit verknüpfter Phänomene bewegen. Er sollte in dessen Verzweigungen gefangen bleiben und nicht über deren Grenzen hinausblicken können. Dafür sollte auch der Schwarm sorgen, ihm keinen Spielraum eigenen Ermessens geben.«
    Wieder das knöcherne Zungenschnalzen.
    »Das beunruhigt uns.«
    Var’n Sipach nickte, wollte etwas sagen. Der Sirith-Drauk kam ihm jedoch zuvor.
    »Und dann ist da der Fall jenes Kindes. In den Magierkollegen des Einen Weges. Man redet von ihm. Von diesem Mädchen. Ein … Wunderkind sagt man.« Var’n Sipach glaubte zu erkennen, wie sich bei dem Wort Wunderkind der Mund des Birgenvettern vor Abscheu verzog. »Es zeigen sich bei ihm ähnliche Phänomene, im Ansatz nur. Aber es spielt an den Grenzen seines Netzes. Geht womöglich darüber hinaus. Schreibt Zeichen, die es in den ihm gelehrten Alphabeten so nicht gibt.«
    Der Birgenvetter erzeugte ein sonores Brummen in seiner Kehle. Schwieg brummte wieder. Dann als var’n Sipach schon dachte, er würde endgültig schweigen, glitt sein Arm plötzlich in seine Robe und er zog etwas heraus, hielt es auf der Handfläche vor var’n Sipach hin.
    Es sah ein wenig wie ein Orbus aus, eine Kugel aus miteinander verzahnten Teilen.
    »Nehmt das an Euch«, sagte der Birgenvetter. »Setzt es ein. Sollte der menschliche Machtwerker noch einmal eine Verwandlung vollziehen, bringt es in seine Nähe und schaltet es ein. Es ist so einfach zu aktivieren wie ein Orbus. Es wird die Prozesse und Verrichtungen in die Untiefen hinein aufzeichnen. Damit wir wissen, wie der menschliche Machtwerker vorgeht. Und wodurch ihm seine Werke möglich werden.«
    Damit spontan-aktivierte der Birgenvetter den Öffnungs-Nodus der Kammer, und die Torplatten aus Isokritstein glitten auseinander. Var’n Sipach trat hinter dem Birgenvetter aus dem Konsil-Gelass heraus. Dann verabschiedete er sich knapp und förmlich von dem Magier. Er war erleichtert, ihn allein und starr wie eine Statue zwischen Säulenreihen hinter sich lassen zu können.
    Wo er auf seinen Transport auf Kyprophraigenpfaden wartete.

7
    In der Wildnis hinter der Haikirion-Kirche, nah bei dem Ort, wo er gefallen war, sollte die Brandbestattung stattfinden. Khrival hätte sich diese Art von letztem Ritus gewünscht. Es war kein Priester eines Inaim-Mysteriums anwesend. Danak hatte mit Khrival Nemarnsvad zwar nie über Glauben oder Religion gesprochen, im Stillen vermutete sie jedoch, das in dem Raum in der Seele des Vorsekkmannes, der dem Jenseitigen vorbehalten war, noch immer die heidnischen Vorstellungen seiner alten Heimat herumspukten.
    Khrival hatte eine kleine Wohnung im kaninchenbauwirren Labyrinth des Gänsebauchs sein eigen genannt. Dort verbrannte man wegen des mangelnden Platzes die Toten in der Angerkuhle oder karrte sie aus der Innenstadt hinaus auf den Knochenacker oder auf das neuere Laräusfeld – je nach Besitzstand des Verschiedenen. Die Angerkuhle war ihr jedoch als ein schäbiger Ort für Khrivals letzten Abschied vorgekommen, und sie hatte sich vorgestellt, dass der alte Kämpfer es sich so gewünscht hätte, wie sie angeordnet hatte.
    Ihr Kader war erschienen, fast die kompletten Milizgarden von Ost-Rhun und der Gans, ein paar aus anderen Garden, die ihn gekannt hatten, alle im Schwarz und Messing der Milizuniform. Eine kleine Gruppe von Leuten, mit denen er in seiner Nachbarschaft Umgang gepflegt hatte. Auch Choraik war gekommen, in makelloser Uniform, mit dem Turm am Rock.
    Eine Frau, eher noch ein Mädchen, stand ein wenig abseits am Rand der Versammlung und weinte. Danak kannte sie nicht.
    Es dauerte eine Weile, bis die Flammen an den Holzstapeln entlang hochschlugen, noch länger bis sie den darauf aufgebahrten, in Tücher gewickelten Leichnam schließlich erreichten.
    Eine Bewegung in den Augenwinkeln, am Rand des Brachfelds erregte Danaks Aufmerksamkeit. Sie schaute hinüber und sah dort einen Wagen vorfahren; es war eine schwarze Roscha. Drei Personen stiegen aus und kamen durch Gras und Gestrüpp herüber. Im Näherkommen erkannte sie Banátrass. Er trug Schwarz und Messing, als Farben aber nicht als Milizuniform. Sie spähte auf seine Brust. Ja, da war der Turm, Abzeichen der Miliz. Und der Pfeil mit Inaimskreuz, das Zeichen des Einen Weges.
    »Ist auch besser, dass der sich hier zeigt«, hörte sie Mercer murmeln.
    Banátrass trat mit seinen beiden Leibwachen an den Rand der Gruppe von Gardisten. Er bemerkte ihren Blick, nickte zu ihr

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